Viele psychiatrische Erkrankungen zeigen chronische, manchmal lebenslange, Verlaeufe mit starken interindividuellen Unterschieden hinsichtlich Symptomenauspraegung, kognitiven Einschraenkungen, etc. Studien zu den neurobiologischen Grundlagen dieser longitudinalen Phaenotypen sind allerdings sehr aufwendig und mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden.
Unser Symposium stellt verschiedene Ansaetze vor, die eine neurobiologische Charakterisierung grosser longitudinaler Kohorten verfolgen. Der Vortrag von Simon Eickhoff gibt einen Überblick über das Potential von Methoden des maschinellen Lernen zur Definition datengetriebener Phänotypen, die Erforschung ihrer neurobiologischen Korrelate und die individuelle Vorhersage klinischer Verläufe. Tilo Kircher widmet sich in seinem Vortrag dem Vulnerabilität-Stress-Modell und seiner Bedeutung fuer longitudinale Phaenotypen. Der Einfluss von Lebensereignissen im Erwachsenenalter auf Hirnstruktur und Funktion wurde bisher ausschließlich im Rahmen schwerwiegender Ereignisse, aber nicht ueblicher Lebensereignisse, untersucht. Hierzu werden neue Ergebnisse aus einer großen, longitudinalen Stichprobe (DFG FOR2107) vorgestellt. Thomas Nickl-Jockschat stellt in seinem Vortrag die Iowa Longitudinal Study (ILS) Kohorte vor, in deren Rahmen ca. 400 Schizophrenie-Patienten ueber einen mittleren Beobachtungszeitraum von ueber 10 Jahren klinisch und neurobiologisch charakterisiert wurden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf neuroanatomischen longitudinalen Endophaenotypen und deren Verhaeltnis zum klinischen Langzeitverlauf. Zuletzt wird Hans Grabe die Study of Health in Pomerania (n=700) vorstellen, fuer die schlafpolysomnographische Messungen und MRT-Scans des Gehirns durchgeführt wurden. In diesem Vortrag werden erstmals die Ergebnisse der intraindividuellen longitudinalen Veränderungsmessung über einen 7-Jahreszeitraum dargestellt und mögliche Effekte auf Kognition und Psychopathologie analysiert.