Der Zusammenhang zwischen emotionalen Prozessen und psychischer Gesundheit ist in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus gerückt. Dabei haben sich Grundlagenforschung und klinische Forschung weitestgehend getrennt voneinander entwickelt. Aus der Grundlagenforschung entstandene Erkenntnisse können genutzt werden, um Psychotherapie weiter zu optimieren. Schwierigkeiten im Umgang mit Emotionen stehen im Zentrum vieler psychischer Erkrankungen, sodass die Vermittlung von Techniken zur Emotionsregulation aus der moderner Psychotherapie nicht wegzudenken ist. Jedoch ist der Umgang mit Emotionen abhängig von der therapeutischen Methode recht unterschiedlich. In diesem Symposium werden daher die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit Emotionen aus dem Blickwinkel von verschiedenen modernen Psychotherapiemethoden beleuchtet und in Zusammenhang mit den Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung zu emotionalen Prozessen gebracht. Zu Beginn des Symposiums gibt Philipp Klein, Lübeck, einen Überblick über die von Lisa Feldman Barrett entwickelte „Theory of Constructed Emotions“ und leitet daraus mögliche Implikationen für die moderne Psychotherapie ab. In den drei folgenden Vorträgen wird die Haltung gegenüber Emotionen und die therapeutische Vorgehensweise zum Aufbau verbesserter Fertigkeiten im Umgang mit Emotionen aus Sicht der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) von Christian Stiglmayr, Berlin, der Acceptance-and-Commitment-Therapy (ACT) von Ronald Burian, Berlin, und der Mentalisierungsbasierten Therapie (MBT) von Jana Volkert, Berlin, vorgestellt und gemeinsam diskutiert.
17:15 Uhr
Konstruieren wir unsere Wahrnehmung? Und was bedeutet das für die Psychotherapie?
J. Klein (Lübeck, DE)
17:37 Uhr
abgesagt: Umgang mit Emotionen in der Dialektischen Verhaltenstherapie
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"Umgang mit Emotionen in der Dialektisch Behavioralen Therapie (DBT)"
Abstract:
Viele Patienten kommen mit Problemen mit der eigenen Emotionsregulation in die Psychotherapie; dies gilt besonders für Patienten mit einer Emotionsregulations-störung und/oder dissoziativem Erleben. Neben einer unterschiedlichen individuellen Affektsensitivität steht zumeist die Angst vor den eigenen Emotionen, das damit einhergehende Vermeidungsverhalten sowie die Auswirkungen desselben im Zentrum der Behandlung. Da der funktionale Umgang mit den eigenen Emotionen entscheidend für die psychische Gesundheit, Zufriedenheit und die Entwicklung einer stabilen Identität ist, stehen Emotionen im Zentrum der DBT.
Der Vortrag vermittelt grundlegende Informationen zur Emotionsarbeit in der DBT.
Greenberg, L. (2002). Emotion-Focused Therapy. Coaching clients to work through their feelings. Washington, DC: American Psychological Association.
Lammers, C.-H. (2007). Emotionsbezogene Psychotherapie. Grundlagen, Strategien und Techniken. Stuttgart: Schattauer.
Priebe, K., Schmahl, C. & Stiglmayr, C. (2014). Dissoziation. Berlin: Springer.
Stiglmayr, C. & Gunia, H. (2017). Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) zur Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Göttingen: Hogrefe.
17:59 Uhr
Umgang mit Emotionen in der Acceptance-and-Commitment-Therapy (ACT)
R. Burian (Berlin, DE)
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Autor:in:
R. Burian (Berlin, DE)
Die ACT zählt zu den Verfahren der dritten Welle der Verhaltenstherapie. Ihre Entwicklung geht auf die Arbeiten von Steven C. Hayes und Kolleg*innen zurück. Die ACT beruht auf einem prozess-orientierten Vorgehen. In den letzten dreißig Jahren hat sich eine solide Evidenzbasis etabliert, welche die Wirksamkeit der ACT sowohl bei störungsübergreifenden als auch -spezifischen Indikationen belegt.
Eine Besonderheit der ACT ist es, dass sich der Therapiefokus nicht auf die Kontrolle oder die Beseitigung von Symptomen richtet, vielmehr geht es um die Entwicklung von Psychischer Flexibilität (PF). Dies bedeutet zum einen, mit schwierigen Emotionen, Gedanken und Körperwahrnehmungen in hilfreicher und funktionaler Weise umgehen zu können. Zum anderen bedeutet PF, auch im Angesicht von Schwierigkeiten und Leiden den Fokus auf die eigenen Werte richten und auf ein sinnhaftes Leben zugehen zu können.
Die Arbeit mit Emotionen in der ACT beinhaltet folglich, Emotionen wahrnehmen und beobachten zu lernen, schwierige Gefühle anzunehmen und sich diesen zu öffnen, statt in eine Erlebensvermeidung zu gehen. Hierbei werden vor allem die ACT-Kernprozesse "Präsenz im Hier und Jetzt", "Beobachtendes Selbst" und "Akzeptanz" angesprochen. Dazu werden in der ACT erlebensorientierte Interventionen genutzt, die Flexibilität und Perspektivwechsel fördern. Im Vortrag werden diese Strategien anhand von Fallbeispielen praxisnah vorgestellt.