Raum:
Posterausstellung 4
Topic:
Posterpräsentation
Topic 03: Psychotische Störungen, F2
Topic 13: Bildgebung, Neurophysiologie, Neuropsychologie
Topic 14: Neurobiologie und Genetik
Format:
Poster
Dauer:
90 Minuten
P-04-01:
Intravenöses Erythropoietin für die Behandlung kognitiver Störungen bei Schizophrenie – neurobiologische Grundlagen und kasuistische Erfahrungsberichte
M. Qubad (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:innen:
M. Qubad (Frankfurt am Main, DE)
R. Bittner (Frankfurt am Main, DE)
Kognitive Störungen sind zentrales Merkmal schizophrener Psychosen mit wesentlichen Auswirkungen auf das funktionelle Outcome. Dies betrifft u.a. Domänen wie Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, exekutive Funktionen und Langzeitgedächtnis. Die effektive Behandlung kognitiver Störungen stellt noch immer eine der größten Herausforderungen in der Schizophrenie-Therapie dar. Klinische Studien belegen eine pro-kognitive Wirksamkeit von intravenösem Erythropoietin (EPO). In diesem Vortrag sollen die neurobiologische Rationale der EPO-Therapie, aktuelle Evidenz sowie klinisch-praktische Erfahrungen anhand von Kasuistiken diskutiert werden.
Drei Patienten mit einer Schizophrenie-Spektrum-Störung erhielten aufgrund anhaltender kognitiver Beeinträchtigungen im Rahmen eines individuellen Heilversuchs intravenöses EPO in einer Dosis von 50000 IE/Woche über einen Zeitraum von 12 Wochen. Mittels standardisierter kognitiver Testbatterien (MCCB, TAP, CKV) wurden wiederholt relevante kognitive Domänen untersucht. Vor jeder Infusion erfolgte zudem eine körperliche Untersuchung sowie Kontrolle spezifischer Laborparameter (u.a. Blutbild).
Unsere vorläufigen Ergebnisse bestätigen pro-kognitive Effekte und positive Einflüsse auf das Funktionsniveau. Deskriptiv zeigten sich insbesondere Verbesserungen von Verarbeitungsgeschwindigkeit, Arbeitsgedächtnis und kognitiver Flexibilität. In zwei Fällen war aufgrund eines Hämatokritanstiegs ein Aderlass erforderlich. Andere Nebenwirkungen traten nicht auf.
Die Neuroplastizitäts-fördernden Effekte von EPO begründen seine pro-kognitive Wirksamkeit. Bei Patienten mit funktionell relevanten kognitiven Störungen ist EPO eine praktikable und nebenwirkungsarme Therapieoption. Die Verfügbarkeit einer solchen pro-kognitiven Substanz eröffnet neue Chancen für die Verbesserung des funktionellen Outcomes. Es werden eine Reihe von Ansätzen diskutiert, wie eine breitere Verwendung erreicht werden kann.
P-04-02:
Retinale Veränderungen bei Patienten mit paranoider Schizophrenie
E. Friedel (Freiburg im Breisgau, DE)
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Autor:innen:
E. Friedel (Freiburg im Breisgau, DE)
H. Hahn (DE)
S. Maier (DE)
K. Runge (DE)
M. Bach (DE)
S. Heinrich (DE)
D. Endres (DE)
K. Domschke (DE)
L. Tebartz van Elst (DE)
K. Nickel (DE)
Einleitung: Als leicht zugänglicher vorgelagerter Teil des Gehirns hat die Retina in der neuropsychiatrischen Forschung zunehmend an Interesse gewonnen. Ophthalmologische Methoden wie das Elektroretinogramm (ERG) und die optische Kohärenztomographie (OCT) ermöglichen Untersuchungen der funktionellen bzw. strukturellen Integrität der Netzhaut. Vorangegangene elektrophysiologische Studien berichten von Veränderungen der a- und b-Welle des ERG bei Patienten mit Schizophrenie, während einige OCT-Untersuchungen auf Ausdünnungen in verschiedenen Retinaschichten hinweisen. Ziel der Studie war es, durch die Kombination funktioneller und struktureller Untersuchungsmethoden eine detaillierte Retina-Analyse bei Patienten mit Schizophrenie zu realisieren.
Methoden: 25 Patienten mit einer paranoiden Schizophrenie und 25 Kontrollpersonen wurden mittels ERG und OCT untersucht. Die a-Welle, die b-Welle und die Photopic Negative Response (PhNR) des ERG sowie die mit der OCT erhobenen Retinaschichtdicken wurden zwischen Patienten und Kontrollpersonen verglichen und auf Assoziationen untersucht.
Ergebnisse: Bei Patienten mit Schizophrenie wurde eine Reduktion der a-Wellen-Amplitude (d = −0.9; p = .002) und eine Ausdünnung der äußeren Körnerzellschicht (d = −0.7; p = .005) sowie eine Korrelation zwischen beiden Parametern (rho = 0.6, p = .005) festgestellt. Zudem zeigte sich eine reduzierte Amplitude der PhNR (d = −0.8; p = .002) und der parafovealen Ganglienzellschichtdicke (d = −0.6; p = .02) bei Patienten mit Schizophrenie.
Schlussfolgerung: Wir fanden bei Patienten mit paranoider Schizophrenie sowohl funktionelle als auch strukturelle retinale Veränderungen. Longitudinale Studien sind erforderlich, um weitere Aufschlüsse über mögliche Auswirkungen von antipsychotischer Medikation, der Krankheitsdauer, des Krankheitszustandes sowie zugrundeliegender Ursachen wie z.B. neurodegenerativer oder entzündlicher Prozesse auf die Retina bei Patienten mit paranoider Schizophrenie zu gewinnen.
P-04-03:
Unterschiedliche Zeitverläufe von belohnungsabhängiger Aufmerksamkeitsverarbeitung: eine EEG-Source-Space-Analyse
D. Lockhofen (Gießen, DE)
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Autor:innen:
D. Lockhofen (Gießen, DE)
N. Hübner (DE)
C. Mulert (DE)
Einführung: Bei Schizophrenie haben Patienten häufig Schwierigkeiten, zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen zu unterscheiden. Dabei schreiben sie externen oder internen Reizen eine unangemessene Bedeutung zu (aberrant salience). Der Vorgang der Reizselektion lässt sich üblicherweise mit Bottom-up- und Top-down-Prozessen beschreiben. Allerdings zeigen neuere Studien, dass Belohnung ebenfalls ein wichtiger Einflussfaktor sein könnte. Die hier vorgestellte Studie ist die erste, die belohnungsabhängige Zielreiz- und Distraktorverarbeitung während einer Aufmerksamkeitsaufgabe mithilfe neurophysiologischer Maße (EEG) und Quellenlokalisation untersucht. Basierend auf früheren Ergebnissen, vermuteten wir, eine stärkere Aktivierung in Regionen des Value-based Attention Networks zu finden, wie zum Beispiel im visuellen Kortex und dem anterioren Cingulum.
Methode: 40 gesunde Probanden durchliefen eine Additional Singleton Task, während gleichzeitig EEG aufgezeichnet wurde.
Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigen, dass belohnte Distraktoren zu einer stärkeren Aufmerksamkeitsanziehung und einer erhöhten Aktivierung in frontalen Top-Down-Kontrollregionen führten als belohnte Zielreize. Außerdem fanden wir, dass belohnte Distraktoren und Zielreize wie erwartet eine verstärkte Aktivierung in Regionen des Value-Based-Attention-Netzwerks auslösten. Diese Aktivierung zeigte jedoch zeitabhängige Unterschiede, was darauf hindeutet, dass die neuronalen Mechanismen belohnungsbasierter Aufmerksamkeitsverarbeitung für aufgabenrelevante und aufgabenirrelevante Reize unterschiedlich sein könnten.
Schlussfolgerung: Die vorgestellte Studie erweitert die bisherige Literatur über Belohnungseffekte auf die Aufmerksamkeitsverarbeitung um einen ersten Blick auf die Zeitverläufe der zugrundeliegenden neurophysiologischen Prozesse. Damit bildet sie die Grundlage für weitere Untersuchungen zur Ursache des Aberrant-Salience-Phänomens bei Patienten mit Schizophrenie.
P-04-04:
Top-down modulation of dichotic listening affects interhemispheric connectivity: an EEG study
O. Elyamany (Gießen, DE)
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Autor:innen:
O. Elyamany (Gießen, DE)
C. Claßen (Gießen, DE)
D. Lockhofen (Gießen, DE)
C. Ruprecht (Gießen, DE)
L. Heck-Kucik (Gießen, DE)
J. Iffland (Gießen, DE)
C. Mulert (Gießen, DE)
Dichotic Listening (DL) involves the presentation of two different sounds simultaneously to both ears. Participants with left-hemispheric dominance exhibit right-ear advantage (REA). During left-ear reports, the auditory information must be transferred from the right to the left (dominant) hemisphere. Electroencephalography (EEG) showed increased functional connectivity between both auditory cortices during left-ear reports.
In this study, we aimed to apply a top-down modulation of DL asking the participants to attend to either the right or the left ear. Such attention instructions may induce more reports from the left or the right ear, respectively.
Right-handed participants performed three blocks of DL with different attention instructions (no-, left-, right-attention) during simultaneous EEG recording.
The participants exhibited a right-ear advantage in the no attention block. The left-attention condition significantly decreased right-ear reports while the right-attention condition increased them. Functional connectivity analysis (lagged-phase synchronisation; LPS) showed increased connectivity between Brodmann areas (BAs) 41 and 42 on both sides during left ear reports in contrast with right ear reports. Additionally, the right attention condition exhibited higher LPS just between BAs 42 compared with the no attention condition.
In conclusion, top-down modulation of DL affects the behavioural outcome by increasing the reports from the ear attended to. Our results further support the REA and the underlying callosal relay model. Moreover, they reveal some attentional effects on interhemispheric connectivity, consistent with the attention-executive model. Future research may assess the direction of such connectivity and investigate the role of the frontal lobe. Clinically, this might help to find potential brain targets for neurostimulation to treat auditory hallucinations, which are associated with more interhemispheric connectivity and abnormally decreased REA.
P-04-05:
Die Bottom-Up-Modulation einer dichotischen Höraufgabe beeinflusst die interhemisphärische Konnektivität: eine EEG-Studie
J. Iffland (Gießen, DE)
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Autor:innen:
J. Iffland (Gießen, DE)
O. Elyamany (Gießen, DE)
H. Braun (Gießen, DE)
D. Lockhofen (Gießen, DE)
C. Ruprecht (Gießen, DE)
L. Heck-Kucik (Gießen, DE)
C. Mulert (Gießen, DE)
Dichotische Höraufgaben (DL, dichotic listening) bestehen oft aus der simultanen Präsentation von verschiedenen Tönen. Personen mit linkshemisphärischer Dominanz zeigen einen Rechtsohrvorteil (REA). Auditorische Informationen von Tönen, die links wahrgenommen und berichtet werden, müssen von der rechten zur linken Hemisphäre transferiert werden. Im EEG zeigt sich bei links berichteten Tönen erhöhte funktionelle Konnektivität zwischen den beiden Hörrinden. In dieser Studie wird eine Bottom-up-Modulation (Verringerung der Lautstärke) einer DL verwendet.
Rechtshändige ProbandInnen (n=30, 15 ♂, 15 ♀) absolvierten 3 Blöcke (je 121 Trials) einer DL mit drei randomisierten Lautstärkeeinstellungen (no/left/right attenuation; NA/LA/RA) während einer EEG-Messung.
In NA zeigten 28 ProbandInnen einen REA. In RA wurde die Anzahl der rechts berichteten Silben signifikant verringert, in LA ging die Anzahl nach oben, jedoch nicht signifikant. Die funktionelle Konnektivitätsanalyse für NA (lagged-phase synchronisation; LPS) zeigte eine erhöhte Konnektivität zwischen den Brodmann-Arealen 41 und 42 auf beiden Seiten für linksberichtete Silben im Gegensatz zu rechtsberichteten Silben. Die Analyse für RA und LA zeigte signifikante Wechselwirkungen zwischen den Bedingungen und berichteten Silben hinsichtlich der LPS zwischen BA 41 und 42 auf beiden Seiten.
Unsere Ergebnisse unterstützen den REA und das zugrunde liegende Callosal-Relay-Modell weiter. Wir haben zudem den Einfluss auf die interhemisphärische Konnektivität zwischen den beiden Hörrinden zeigen können. Weitere Studien sind nötig, um sowohl die Richtung als auch die Konnektivität zwischen den Hörrinden und anderen Gehirnregionen zu erfassen. Klinisch kann diese Studie helfen, potenzielle Zielregionen für Neurostimulation zu finden, um akustische Halluzinationen bei Schizophrenie zu behandeln, die mit einer stärkeren interhemisphärischen Konnektivität und daher einer abnormal verringerten REA verbunden sind.
P-04-06:
Neurophysiologische Mechanismen der Interaktion von Belohnung und Aufmerksamkeitsverarbeitung im Zusammenhang mit subklinischen schizotypen Merkmalen
N. Hübner (Gießen, DE)
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Autor:innen:
N. Hübner (Gießen, DE)
D. Lockhofen (DE)
C. Mulert (DE)
Einführung: Neuere Studien zeigen, dass visuelle Aufmerksamkeitslenkung nicht nur auf Bottom-up- und Top-down-Prozessen beruht, sondern auch von Belohnung beeinflusst werden kann. Allerdings sind die neurophysiologischen Grundlagen dieser Interaktion noch nicht vollständig geklärt – vor allem in Hinblick auf psychiatrische Erkrankungen wie die Schizophrenie, bei der Störungen der Aufmerksamkeitskontrolle und Belohnungsverarbeitung auftreten können.
Im psycho-psychiatrischen Kontext versteht man Schizotypie als ein Konzept, das ein Kontinuum von Persönlichkeitsmerkmalen von normalen, aber ungewöhnlichen Wahrnehmungserfahrung bis hin zu Symptomen ähnlich denen einer psychotischen Erkrankung beschreibt. Ausgeprägte Schizotypie-Werte können die diagnostischen Kriterien für Schizophrenie-Spektrumsstörungen erfüllen und möglicherweise eine Prädisposition für die Entwicklung einer psychotischen Erkrankung darstellen.
Methode: Mithilfe einer Additional-Singleton Task und drei Belohnungsbedingungen (belohnter Distraktor, belohnter Zielreiz und keine Belohnung) wurde bei 65 gesunden Probanden (31 weiblich, M = 25, 34 männlich, M = 25) die Auswirkung von finanzieller Belohnung auf die Aufmerksamkeitskontrolle untersucht. Dabei wurde ein EEG abgeleitet und anschließend der SPQ erhoben.
Ergebnisse: Wir fanden einen Effekt von Belohnung auf distraktor- und zielreizbezogene EEG-Komponenten. Belohnung im Vergleich zu keiner Belohnung führte dabei je nach Bedingung zu einer veränderten Zielreizverarbeitung bzw. Aufmerksamkeitsanziehung durch den Distraktor. Hohe Schizotypie-Werte standen im Zusammenhang mit der Aufmerksamkeitslenkung durch belohnte Zielreize.
Schlussfolgerung: Distraktoren üben einen Einfluss auf die Aufmerksamkeitslenkung aus und können abhängig vom belohnten Reiz zu einer Verbesserung oder Verschlechterung der Leistung führen. Außerdem zeigten sich Hinweise auf eine veränderte Aufmerksamkeitsverarbeitung bei Probanden in Abhängigkeit des Schizotypie-Index.
P-04-07:
Der Einfluss von Ketamin auf die Interaktion von Aufmerksamkeitsprozessen und Belohnung: eine EEG-ERP-Analyse
L. Roller (Gießen, DE)
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Autor:innen:
L. Roller (Gießen, DE)
D. Luxi (DE)
D. Lockhofen (DE)
N. Hübner (DE)
P. Rumpf (DE)
C. Ruprecht (DE)
C. Mulert (DE)
Schizophrenie (SZ) ist ein leider oftmals chronisch verlaufendes, psychiatrisches Krankheitsbild multifaktorieller Genese, bei dem es u.a. zu kognitiven Störungen wie beispielsweise der selektiven Aufmerksamkeit kommt. Trotz vieler Bemühungen blieben die pharmakologische Behandlungsoptionen seit Jahren grundsätzlich unverändert. Von Interesse für das Verständnis der Erkrankung und die Entwicklung neuer Therapieansätze ist eine mögliche Dysregulation im glutamatergen System. Bei Blockade des NMDA-Rezeptors mittels Ketamin wurde in verschiedenen Studien eine Störung der Informationsverarbeitung und der selektiven Aufmerksamkeit festgestellt. Letztere wird regelmäßig durch Top-down- und Bottom-up-Prozesse beschrieben. Neuere Ergebnisse zeigen jedoch, dass darüber hinaus Belohnung einen Einfluss auf die Aufmerksamkeitslenkung haben könnte. Ziel dieser Studie ist es daher, den Einfluss von Ketamin auf die Interaktion von Belohnung und Aufmerksamkeit zu untersuchen.
27 gesunde Probanden nahmen an einer placebokontrollierten, einfach verblindeten Studie teil. Dabei bearbeiteten sie unter Verabreichung subanästhetische Dosen Ketamin eine visuelle Aufmerksamkeitsaufgabe (Additional-Singleton-Task) mit belohnten Distraktoren. Während der Erhebung wurden neurophysiologische Parameter mittels Elektroenzephalographie (EEG) aufgezeichnet.
Wir konnten einen Einfluss des NMDA-Antagonisten auf aufmerksamkeitsabhängige EEG-Parameter feststellen. Die Subkomponente PD der N2pc-EEG-Komponente zeigte dabei eine höhere Amplitude bei Ketamin im Vergleich zu Placebo. Zusätzlich zeigte die P300 eine geringere Amplitude unter Ketamin-Gabe, wie es typischerweise bei SZ-Patienten nachgewiesen werden kann.
Die Erhöhung der PD weist auf eine stärkere Unterdrückung des Distraktors hin. Die hier gezeigten Ergebnisse sprechen für einen relevanten Zusammenhang zwischen einer veränderten Aufmerksamkeitsleistung und SZ-ähnlicher Symptomatik durch Modulation des NMDA-Rezeptors.
P-04-08:
Neurofunktionelle Endophänotypen bei Schizophrenie und bipolarer Störung: kombiniertes Oddball-/Inkongruenzparadigma bei gesunden erstgradigen Angehörigen
T. Dengler (Heidelberg, DE)
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Autor:innen:
T. Dengler (Heidelberg, DE)
O. Gruber (Heidelberg, DE)
Es ist bekannt, dass bestimmte genetische Veranlagungen das Risiko für schizophrene und bipolare Störungen erhöhen. Jedoch fehlen eindeutige Erkenntnisse darüber, wie sich diese in veränderten Gehirnfunktionen äußern. Das Ziel dieser Studie war es, mögliche Endophänotypen zu identifizieren, indem die Aktivierungsmuster erstgradiger Angehöriger mit denen von Betroffenen und gesunden Kontrollen verglichen werden.
Im Rahmen einer fMRT-Untersuchung absolvierten die Probanden ein kombiniertes Oddball-/Inkongruenzparadigma zur gezielten Untersuchung basaler Kontrollprozesse (Gruber et al., 2009). Die Bildgebungs- und Verhaltensdaten von 27 erstgradigen Angehörigen von schizophrenen Patienten, 27 erstgradigen Angehörigen von bipolaren Patienten sowie von jeweils 27 Kontrollprobanden ohne familiäre Vorbelastung für diese Störungen wurden analysiert. Die Unterschiede der spezifischen Aktivierungsmuster in Antwort auf Oddball-Reize wurden in den jeweiligen Gruppenvergleichen in SPM 12 mittels einer ANOVA-Analyse betrachtet.
Es zeigen sich Minderaktivierungen der Angehörigen bipolarer Patienten im linken Gyrus precentralis/IFJ sowie in Default Mode Netzwerk(DMN)-Regionen (linkes prä-supplementär-motorische Areal (SMA)) und stärkere Deaktivierungen in anderen DMN-Regionen (linker Präcuneus, rechter u. linker entorhinaler Kortex) im Vergleich zu den gesunden Kontrollen und Angehörigen schizophrener Patienten. Bei Angehörigen schizophrener Patienten zeigt sich eine Aktivierung im linken Sulcus frontalis inferior, die nur in dieser Gruppe auftritt.
Als Endophänotypen kommen Auffälligkeiten infrage, die sowohl bei erstgradigen Angehörigen als auch bei den Patienten zu finden sind, aber nicht bei gesunden Kontrollen. Eine Minderaktivierung im linken Gyrus precentralis/IFJ wurde bereits in Vorstudien bei bipolaren Patienten beobachtet und könnte damit als Endophänotyp in Betracht kommen.
P-04-09:
Brain structural network connectivity of formal thought disorder dimensions in affective and psychotic disorders
F. Stein (Marburg, DE)
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Autor:innen:
F. Stein (Marburg, DE)
M. Gruber (DE)
M. Mauritz (DE)
K. Brosch (DE)
J. Pfarr (DE)
A. Winter (DE)
S. de Lange (NL)
U. Dannlowski (DE)
J. Repple (DE)
T. Kircher (DE)
Background: The psychopathological syndrome of formal thought disorders (FTD) is a hallmark of schizophrenia (SZ) but also present in major depression (MDD) and bipolar disorder (BD). However, it remains unknown how alterations in the structural brain connectome correlate with FTD factor dimensions across affective and psychotic disorders.
Methods: Using the scale for the assessment of positive and the scale for the assessment of negative symptoms (SAPS, SANS, respectively), we calculated psychopathological FTD factor dimensions in N=865 patients with MDD, BD, or SZ. We used T1 and diffusion-weighted magnetic resonance imaging to reconstruct the structural connectome of the brain. Linear regression models were employed to investigate the association of FTD and global structural connectome measures. Network-based statistic (NBS) was used to identify subnetworks of white matter fiber tracts associated with FTD symptomatology.
Results: Three psychological FTD dimensions could be delineated (i.e. disorganization, emptiness, incoherence). Disorganization and incoherence were negatively associated with global connectome measures such as the total number of streamlines or number of streamlines per white matter fiber tract. NBS identified subnetworks associated with FTD dimensions “disorganization” and “emptiness” but not for “incoherence”. Post-hoc analyses on subnetworks did not reveal diagnosis x FTD dimension interaction effects. Results remained stable after correcting for medication and disease severity. Confirmatory analyses showed a substantial overlap of nodes from both subnetworks with cortical brain regions previously associated with FTD in SZ.
Conclusion: We demonstrated diagnoses-shared neuroanatomical subnetworks associated with FTD dimensions that comprise predominantly brain regions implicated in speech. Results highlight the importance of transdiagnostic, psychopathology informed, dimensional studies in psychiatric research.
P-04-10:
A case-report of a 57-year-old male patient with severe and changing psychotic psychopathology and epilepsy with a newly found variant of unknown significance in the GRIN2A gene of the N-methyl-D-aspartate glutamate receptor
H. Paland (Hamburg, DE)
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Autor:innen:
H. Paland (Hamburg, DE)
M. Haaf (Hamburg, DE)
E. Karamatskos (Hamburg, DE)
G. Leicht (Hamburg, DE)
Introduction:
A patient showed severe symptoms of schizophrenia, mood disorder and epilepsy in an atypical presentation complicating diagnosis and treatment. A rarely performed whole-exome sequencing (WES) finally led to a finding of a new variant of unknown significance (VUS) in the GRIN2A gene, coding for a subunit of the N-methyl-D-aspartate glutamate receptor (NMDAR).
Method:
The case report was derived from the patients’ medical record, personal treatment involvement from authors HP and EK and a thorough discussion of all authors. The reporting follows the style of the CARE guideline (Consensus-based Clinical Case Reporting Guideline).
Results/Discussion:
The changing severe and complex symptoms presented themself primarily in psychotic and depressive symptoms. Also, parkinsonism, suspected seizures, formal thought disturbance and compulsion were present at times. An attempt to discontinue the antipsychotic medication led to a catatonic phase. Treatment with antipsychotics, antidepressants and electroconvulsive therapy led to only small improvements. Broad diagnostic testing (e.g. blood testing, CSF, MRI, DatScan, FDG-PET, EEG, neuropsychological testing, and others) were inconclusive. The seizures were classified as emotional-autonomic focal epilepsy resulting in subsequent anticonvulsive treatment. Pending the results of genetic testing, the patient was diagnosed with a depressive type of schizoaffective disorder. Later the WES showed a GRIN2A mutation. While the alteration is a VUS, other GRIN2A variants show a higher risk for schizophrenia, autism spectrum disorders, epilepsy and neurodevelopmental disorders.
Conclusion:
In difficult to treat and atypical psychosis WES may be beneficial to reach diagnostic insight. This useful application of WES led to a better insight into the pathophysiology and treatment difficulties and falls in line with newer research suggesting a likely mechanistic connection between the NMDAR and schizophreniform diseases.
P-04-11:
Einfluss von Risikovarianten in CACNA1C und KCNH2 auf die kardial autonome Funktion in unmedizierten Patienten mit Schizophrenie
A. Refisch (Jena, DE)
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Autor:in:
A. Refisch (Jena, DE)
Hintergrund: Die kardiale autonome Dysfunktion (CADF) trägt wesentlich zur erhöhten kardialen Sterblichkeit bei Schizophreniepatienten bei. Eine gestörte Funktion von spannungsabhängigen Ionenkanälen, die im Gehirn und im Herzen weit verbreitet sind, könnte einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und CADF herstellen. Auf der Suche nach kanalcodierenden Genen, die sowohl mit CADF als auch mit Schizophrenie assoziiert sind, sind CACNA1C und KCNH2 vielversprechende Kandidaten. In dieser Studie untersuchten wir den Zusammenhang zwischen genetischen Befunden in beiden Genen und CADF-Parametern bei Schizophreniepatienten, deren Herzfunktionen nicht durch Psychopharmaka beeinflusst wurden.
Methoden: Zunächst suchten wir in der Literatur nach Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) in CACNA1C und KCNH2, die genomweit signifikante Assoziationen mit Schizophrenie zeigten. Anschließend suchten wir an diesen Loci nach einer solchen Assoziation mit CADF-Merkmalen. Insgesamt wurden fünf CACNA1C-SNPs und neun KCNH2-SNPs gefunden und bei 77 unmedizierten Schizophreniepatienten und 144 gesunden Kontrollpersonen genotypisiert. Die Genotyp-bedingten Auswirkungen auf die Herzfrequenzdynamik und die QT-Variabilitätsindizes wurden bei Patienten und gesunden Kontrollpersonen getrennt analysiert.
Ergebnisse: Wir beobachteten eine signifikant erhöhte QTvi bei unmedizierten Patienten mit CADF-assoziiertem Risiko in CACNA1C rs2283274 C und Schizophrenie-assoziiertem Risiko in rs2239061 G im Vergleich zum Nicht-Risiko-Allel bei diesen Patienten. Darüber hinaus zeigten Patienten ohne Medikamente mit zuvor identifizierten Schizophrenie-Risikoallelen in KCNH2 rs11763131 A, rs3807373A, rs3800779 C, rs748693 G und 1036145 T eine erhöhte mittlere Herzfrequenz und QTvi im Vergleich zum Nicht-Risiko-Allel.
Schlussfolgerungen: Wir schlagen eine potenziell pleiotrope Rolle für gemeinsame Variationen in CACNA1C und KCNH2 vor, die, unabhängig von antipsychotischer Medikation, mit CADF bei Schizophreniepatienten in Verbindung gebracht werden und für Herzrhythmusstörungen und vorzeitigen Tod prädisponieren.
P-04-12:
Die Rolle der selektiven Aufmerksamkeit für die Arbeitsgedächtnisenkodierung: eine fMRT-Pilotstudie für die Untersuchung kognitiver Störungen bei schizophrenen Erkrankungen
M. Qubad (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:innen:
M. Qubad (Frankfurt am Main, DE)
A. Seeger (Berlin, DE)
B. Peters (US)
A. Roebroeck (NL)
A. Reif0
R. Bittner (Frankfurt am Main, DE)
Patienten mit neuropsychiatrischen Erkrankungen zeigen Beeinträchtigungen in Prozessen früher visueller Areale, selektiver Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis, welche eng zusammenhängen. Die zugrundeliegenden funktionellen Konnektivitätsmuster sind bislang unzureichend untersucht. Ziel unserer Studie war daher, die neurophysiologischen Grundlagen der Interaktionen während einer target-detection-Aufgabe zu untersuchen.
50 gesunde Probanden bearbeiteten in einem 3T fMRT eine target-detection-Aufgabe, bestehend aus einer Serie blinkender, schwarz-weiß-gefärbter Schachbrettmuster, die zufällig in einer der vier visuellen Quadranten erschienen. Gelegentlich änderte sich die Farbe der zentral gelegenen Quadrate in Gelb (target trial). Die Probanden sollten die Detektion dieses Zielreizes mittels Tastendrucks zurückmelden. Die Datenanalyse erfolgte mit Brain Voyager. Mittels Granger Causality Mapping (GCM) untersuchten wir funktionelle Konnektivitätsmuster. Zur Korrektur multipler Vergleiche verwendeten wir einen Cluster-Threshold (p < 0.001, Monte Carlo-Simulation).
Wir fanden erwartungsgemäß eine quadranten-selektive Aktivierung in frühen visuellen Arealen. Für die target trials zeigte sich Aktivierung in einem distribuierten Netzwerk und Einschluss von Insula, dorsolateralem präfrontalen sowie supplementärmotorischem Kortex und visuellen Arealen. GCM zeigte zudem funktionelle Konnektivität zwischen der bilateralen Insula, dem somatosensorischen Kortex und visuellen Areale. Zudem gab es Hinweise auf eine Lateralisierung mit etwas stärkerer Konnektivität zwischen den rechten visuellen und höheren kognitiven Arealen.
Unsere Ergebnisse bestätigen die zentrale Rolle der Insula in der Zielreizfindung und ihre enge Vernetzung mit frühen visuellen Arealen. Unser Paradigma ermöglicht die Untersuchung von Interaktionen zwischen frühen visuellen und höheren kognitiven Arealen bei Gesunden aber auch bei neuropsychiatrischen Erkrankungen.
P-04-13:
NMDA-Rezeptor-Blockade mit Ketamin und Gamma-Band-Oszillationen bei visueller Aufmerksamkeit
D. Luxi (Gießen, DE)
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Autor:innen:
D. Luxi (Gießen, DE)
L. Roller (Giessen, DE)
D. Lockhofen (Gießen, DE)
N. Hübner (Gießen, DE)
O. Elyamany (Giessen, DE)
P. Rumpf (DE)
C. Ruprecht (Giessen, DE)
C. Mulert (Gießen, DE)
Unterschiede in der visuellen Aufmerksamkeitsverarbeitung zwischen Patienten mit Schizophrenie (Sz) und gesunden Personen sind seit langem bekannt. Im Vergleich zu gesunden Probanden zeigen Patienten mit Sz eine erhöhte Wahrnehmung irrelevanter visueller Reize. Basierend auf der Glutamat-Hypothese kann postuliert werden, dass Unterschiede in der visuellen Aufmerksamkeit bei SZ-Patienten durch die Beeinträchtigung von NMDA-Rezeptoren (NMDAR) erklärt werden könnten. Die NMDAR-Funktion ist eng mit der Generierung hochfrequenter Oszillationen verknüpft. Wir stellen daher die Hypothese auf, dass Ketamin (ein NMDAR-Antagonist) sowohl die visuelle Aufmerksamkeit verändert, als auch Oszillationen im Gamma-Bereich moduliert.
In dieser Studie wurden die NMDAR bei gesunden Probanden mit Ketamin pharmakologisch blockiert. Zu diesem Zweck wurden 28 gesunde Probanden für zwei Sitzungen rekrutiert und je eine intravenöse Infusion von entweder Ketamin oder Placebo verabreicht. Zum Zeitpunkt der maximalen Blutkonzentration wurde ein Elektroenzephalogramm während einer visuellen Suchaufgabe (Additional-Singleton-Task) aufgezeichnet.
Unsere vorläufigen Ergebnisse zeigen einen relevanten Effekt der NMDAR-Blockade auf die Aktivität der Gamma-Band-Oszillationen und auf die visuelle Aufmerksamkeitsleistung.
Dieses Resultat spricht dafür, dass Veränderungen der visuellen Aufmerksamkeits -verarbeitung bei Sz mit einer Dysfunktion der glutamatergen Übertragung zusammenhängen könnten.