Raum:
Saal A8 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 04: Affektive Störungen, F3
Stream/on Demand
Format:
State-of-the-Art-Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Bis zu einem Drittel aller Depressionen nehmen einen chronischen Verlauf. Etwa knapp die Hälfte scheint therapieresistent, wobei es keinen Konsens zur Definition des Begriffs Therapieresistenz gibt. Persistierende Depressionen werden in den Klassifikationssystemen der ICD-11 und des DSM-5 unterschiedlich aufgeführt. Die meisten Patienten berichten einen frühen Beginn und frühe zwischenmenschliche Traumatisierungen. Außerdem weisen persistierende depressive Störungen im Vergleich zu akut-episodischen Depressionen eine höhere Komorbiditätsrate, stärkere soziale Beeinträchtigung, häufigere Suizidversuche und Hospitalisierungen sowie stark ausgeprägtes Vermeidungsverhalten und einen feindselig-submissiven Beziehungsstil auf. In diesem Rahmen gelten sie auch als schwierig zu behandeln.
Chronisch depressive Patienten sprechen allgemein weniger gut auf psychotherapeutische und pharmakologische Behandlung an als akut episodisch Depressive oder sie benötigen höhere „Dosen“ und eine längere Behandlungsdauer, um eine Verbesserung zu erreichen. Die neuen S3-Leitlinien (DGPPN et al. 2022) trennen die Behandlungsempfehlungen nach bislang nicht behandelten chronischen Depressionen, bei denen nach den Schweregrad-spezifischen Empfehlungen für die akute depressive Episode vorgegangen werden soll. Und nach „trotz Behandlung chronifizierten Depressionen“, welche gemäß den Empfehlungen zu Maßnahmen bei Nichtansprechen bzw. Therapieresistenz behandelt werden sollen.
08:30 Uhr
Psychotherapeutische Behandlung
E. Schramm (Freiburg im Breisgau, DE)
Details anzeigen
Autor:in:
E. Schramm (Freiburg im Breisgau, DE)
Metaanalysen belegen, dass Psychotherapie bei der Behandlung chronischer und therapieresistenter Depression effektiv ist. Besonders zu berücksichtigende Faktoren stellen bei dieser Patientengruppe interpersonelle Traumatisierungen in der Kindheit sowie komorbide Persönlichkeitsstörungen dar. Besonders für diese Patientengruppe erwies sich eine spezifische Methode, das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP), mit oder ohne Medikation als erfolgreich. Im Vergleich zu anderen Ansätzen, wie der achtsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie, unspezifischer supportiver Therapie, oder interpersoneller Psychotherapie war der CBASP-Ansatz wirksamer. Ein Vergleich von psychoanalytischer Langzeit-Therapie mit Kognitiver Verhaltenstherapie zeigte eine ähnliche Wirksamkeit beider Ansätze. Zur längerfristigen Wirksamkeit von Psychotherapie liegen bisher kaum Ergebnisse vor. Die Therapie persistierender Depressionen sollte über die Symptombehandlung hinausgehen und distinkte Targets wie Folgen von Kindesmisshandlung, Vermeidung, negative Beziehungserwartung, Mangel an Empathie, etc. berücksichtigen.
Die Datenlage sowie die gängigen Psychotherapiemethoden werden so dargestellt, dass ein Transfer der Erkenntnisse in den Praxisalltag möglich ist.