Raum:
Saal A1/2 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 05: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen, F4
Stream/on Demand
Format:
State-of-the-Art-Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Ungefähr 20 – 50 % aller Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte gehen auf Personen mit unklaren körperlichen Beschwerden und assoziierten Problemen zurück, die oftmals unter die Diagnosegruppe „somatoforme Störungen“ (bzw. nach DSM-5 unter "somatische Belastungsstörung") fallen. Diese darin gefassten Störungsbilder stellen Behandler oftmals vor besondere Herausforderungen, da viele dieser Patienten bereits negative Behandlungsvorerfahrungen haben, eine starke organmedizinische Orientierung aufweisen, schwer für psychiatrische, psychosomatische und psychotherapeutische Ansätze motivierbar sind sowie misstrauische Interaktionsstile sichtbar werden.
Aktuelle Klassifikationsansätze und Störungsmodelle für diese Störungsgruppe werden vorgestellt, die Weiterentwicklungen (z.B. DSM-5 Somatische Belastungsstörungen) werden diskutiert und es werden ausführlich verschiedene psychotherapeutische Zugänge beschrieben.
Wissenschaftlich sind zwischenzeitlich zahlreiche psychologische und psychobiologische Faktoren identifiziert worden, die zur Symptomentstehung und –chronifizierung wesentlich beitragen. Es werden Richtlinien für ein medizinisches Management der Symptome vorgestellt sowie Wege aufgezeigt, wie die betroffenen Patienten auch für Psychotherapie motiviert werden können. Eine ausführliche Beschreibung und wissenschaftliche Bewertung komplexer psychotherapeutischer und anderer therapeutischer Ansätze belegt, dass auch für diese Patientengruppe erfolgreiche Interventionen vorliegen. Meta-Analysen bestätigen die kurz- und längerfristige Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie, aber auch Adaptationen psychodynamischer Therapieansätze für diese Patientengruppe werden vorgestellt.
17:15 Uhr
Somatoforme Störungen, somatische Belastungsstörungen: neue Konzepte, Klassifikation und Störungsmechanismen
W. Rief (Marburg, DE)
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Autor:in:
W. Rief (Marburg, DE)
Die Teilnehmer erhalten im ersten Teil (Prof Rief) einen Überblick und Entscheidungshilfen für aktuelle Ansätze zur Klassifikation somatischer Beschwerden, die eine psychiatrische, psychosomatische oder psychotherapeutische Mitbehandlung bedingen.
Verschiedene an der Entstehung und Aufrechterhaltung von somatoformen Beschwerden beteiligte Mechanismen konnten zwischenzeitlich wissenschaftlich bestätigt werden und geben eine gute Hilfestellung, wie ein psychotherapeutischer Zugang zu der Patientengruppe gefunden werden kann. Gerade für die Initialphase ist es entscheidend, dass Psychotherapeuten das subjektive Krankheitsmodell der Patienten gut aufgreifen und mit den wissenschaftlich fundierten Mechanismen in Verbindung setzen können. Beispiele, wie dadurch Patienten für die Psychotherapie motiviert werden konnten, werden vorgestellt.
18:00 Uhr
Management der somatischen Belastungsstörung
P. Henningsen (München, DE)
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Autor:in:
P. Henningsen (München, DE)
Im Vortrag von Prof. Henningsen wird das Management der somatischen Belastungsstörung eingebettet in das gesamte Spektrum von Behandlungsansätzen dieser Störungsgruppe, das es in der Medizin gibt, dargestellt. Aktuelle Entstehungsmodelle anhaltend belastender Körperbeschwerden, die an predictive processing Modellen der Gehirnfunktion orientiert sind, liefern auch für die Therapie wichtige Ansatzpunkte wie „Erwartungsverletzungen zur Reduktion dysfunktionaler, überpräziser Vorhersagen“ – das gilt von der Psycho- bis zur Physiotherapie“.
Die therapeutische Haltung und die therapeutischen Ziele sind dabei prinzipiell ähnliche von der hausärztlichen Primärversorgung über die ambulante psychosomatische, psychiatrische und/ oder psychotherapeutische Spezialversorgung bis hin zu (teil-) stationären multimodalen Versorgungsangeboten. Für die Initialphase einer Psychotherapie gelten bei dieser Patientengruppe schulenübergreifend gültige Empfehlungen wie „Legitimitätstherapie“ und „Ausrichtung auf Bewältigung statt Heilung“.