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Raum:
Saal A3 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 18: Stimulationsverfahren, internetbasierte Interventionen und andere psychiatrische Therapieformen
Stream/on Demand
Format:
State-of-the-Art-Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
08:30 Uhr
Elektrokonvulsionstherapie als Baustein einer modernen psychiatrischen Therapie: von Stellungnahmen und Leitlinien zur EKT in Deutschland
M. Grözinger (Aachen, DE)
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Autor:in:
M. Grözinger (Aachen, DE)
Die Neuromodulationsverfahren bilden eine sehr heterogene Gruppe von Therapien bei psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen. Gemeinsam ist allen Verfahren eine elektrische oder magnetische Stimulation des Zentralen Nervensystems. Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) zeichnet sich dabei durch mehrere charakteristische Eigenschaften aus:
- Wirkmechanismus: das therapeutische Agens ist nicht der Strom, sondern der durch ihn ausgelöste generalisierte Anfall.
- Klinische Bedeutung: Bei bestimmten therapieresistenten und bedrohlichen psychischen Erkrankungen ist sie deutlich wirksamer als andere Therapieverfahren (Alleinstellungsmerkmal). Im Verhältnis zum Weiterbestehen der Erkrankung sind die Nebenwirkungen benigne.
- Wissenschaftliche Evidenz: EKT ist evidenz-basiert und wird weltweit angewandt. Sie ist durch kontinuierliche technische und nicht-technische Weiterentwicklung eine moderne medizinische Intervention geblieben.
Als Kristallisationspunkt antipsychiatrischer Kritik hat die EKT lange Zeit eine Außenseiterstellung unter den psychiatrischen Therapien eingenommen. Beginnend mit einer Stellungnahme der Bundesärztekammer 2003 hat sich das allmählich geändert. Eine Stellungnahme der DGPPN 2012 hat den Prozess weiter vorangetrieben. Seit 2015 wurde die EKT in die S3-Leitlinie/NVL Unipolare Depression, die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen sowie die S3-Leitlinie Schizophrenie integriert. Aktuell wird die NVL Unipolare Depression überarbeitet einschließlich einiger Änderungen zur Anwendung der EKT. Daneben haben wir im Referat der DGPPN eine zweite Stellungnahme zur EKT erarbeitet. Der Vortrag gibt einen Überblick über diese Entwicklungen.
09:15 Uhr
Transkranielle Hirnstimulation – Grundlagen, Evidenz und klinische Perspektiven
C. Plewnia (Tübingen, DE)
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Autor:in:
C. Plewnia (Tübingen, DE)
Transkranielle Hinstimulationsverfahren, insbesondere die repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS), aber auch verschiedene Formen der transkraniellen elektrische Stimulation (tES) entwickeln sich aktuell von der experimentellen Behandlungsoption zu einem zunehmend wertvollen psychiatrischen Therapieverfahren.
Mit unterschiedlichen Methoden wird die Aktivität kortikaler Hirnareale (z.B. des Präfrontalkortex bei Depression oder des Temporoparietalkortex bei auditorischen Halluzinationen) nicht-invasiv, gezielt und über die Zeit der Stimulation hinaus anhaltend moduliert. Durch wiederholte Anwendung über mehrere Wochen werden neuroplastische Prozesse induziert, die zu einer Normalisierung der für die entsprechende Symptomatik charakteristischen Veränderungen neuronaler Netzwerkaktivität und entsprechend nachhaltigen klinischen Besserung führen können.
Aktuelle Metaanalysen zeigen die Wirksamkeit der rTMS in der Behandlung depressiver Störungen auf höchstem Evidenzniveau und eine mögliche Wirksamkeit bei auditorischen Halluzinationen. Untersuchungen mit tES, vor allem mit transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) ergaben bisher gemischte Befunde sodass dieses Verfahren noch nicht für die klinische Routinebehandlung geeignet ist. In diesem Vortag werden die methodischen und neurophysiologischen Grundlagen der rTMS und der tES erläutert, die aktuelle klinische Evidenz dargestellt und Entwicklungsperspektiven im Hinblick auf eine Optimierung und Individualisierung der Behandlung präsentiert.