Die Psychotherapie ist ein zentraler Bestandteil der stationären Versorgung in psychiatrisch-psychotherapeutischen Kliniken sowie ein wichtiger Baustein der Facharztausbildung. Es gibt allerdings, sowohl im deutschsprachigen Raum als auch in der angloamerikanischen Literatur, kaum Übersichten zu evidenzbasierten stationären psychotherapeutischen Behandlungen. Wir möchten diese Lücke mit diesem Symposium schließen. In jedem Beitrag soll kursorisch die Datenlage und Evidenz (quantitativ, oder wenn nicht möglich qualitativ) aufgezeigt, Studien zu stationärer Psychotherapie zusammengefasst und konkrete Behandlungsempfehlungen geben werden. Wenn die Evidenzlage zu einzelnen Störungen gering ist, wird dies aufgezeigt und diskutiert bzw. mögliche methodische Herangehensweisen für neue empirische Studien vorgeschlagen werden.
10:15 Uhr
Evidenzbasierte stationäre Psychotherapie bei Psychosen
S. Mehl (Marburg, DE)
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Autor:innen:
S. Mehl (Marburg, DE)
K. Hesse (Tübingen, DE)
S. Moritz (Hamburg, DE)
D. Müller (Bern, CH)
T. Kircher (Marburg, DE)
A. Bechdolf (Berlin, DE)
Hintergrund: Die Analyse der Wirksamkeit evidenzbasierter Psychotherapie bei Psychosen erfolgte bisher vor allem im ambulanten Bereich, im stationären Bereich ist die Wirksamkeit aufgrund unterschiedlicher Gesundheitssysteme teilweise schwierig zu bewerten.
Der Vortrag stellt die Ergebnisse verschiedener Leitlinien und Metaanalysen zur stationären psychotherapeutischen Behandlung für Menschen mit Psychosen da. Darauf basiert entwickeln die Autor:innen Empfehlungen für störungsspezifische Stationskonzepte für Akutstationen und Postakutstationen.
Methoden: Es wurden die deutschen S3-Leitlinien und aktuelle Metaanalysen sowie Primärstudien herangezogen, um auf Basis der Ergebnisse Empfehlungen für die stationäre psychotherapeutische Behandlung in verschiedenen Behandlungsphasen herauszuarbeiten (Akutphase und Post-Akutphase).
Ergebnisse: Im Akutbereich ist eine Kombination aus individueller kognitiver Verhaltenstherapie (KVTp), einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppenintervention, einer Familienintervention sowie dem Metakognitiven Training (MKT akut) wirksam und empfehlenswert. Im Postakutbereich erwiesen sich neben individueller KVTp und Gruppen-KVTp und Familieninterventionen zusätzlich Psychoedukation sowie Kognitive Remediation und soziales Kompetenztraining in der Gruppe als wirksam und empfehlenswert.
Diskussion: Die vorgeschlagene Vorgabe konkreter Interventionen in verschiedenen Behandlungsphasen und deren Evidenzbasis wird kritisch diskutiert und Empfehlungen für die Gestaltung von Stationen werden präsentiert.