Raum:
Saal A6 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 16: Psychotherapie
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
In jüngster Zeit gab es vielfältige Bemühungen der Gesundheitspolitik die Gruppentherapie zu fördern. In den diversen Weiterbildungsordnungen für therapeutisch Tätige ist die Fachkunde Gruppenpsychotherapie mittlerweile fest verankert. Das Referate-Symposium befasst sich mit der Zukunft der Gruppenpsychotherapie und beginnt mit einer Darstellung der Evidenz für die Wirkung gruppentherapeutischer Behandlung bei unterschiedlichen Störungsbildern und der Kompetenzanforderungen im Kontext der Aus- und Weiterbildung. Es folgen Beiträge zur Gruppenbehandlung im stationären Setting, die in psychiatrischen Kliniken immer schon eine zentrale Rolle spielte und die für die zukünftige Weiterbildung noch bedeutsamer werden wird. Mit einem Beitrag zu den Risiken und Nebenwirkungen von Gruppentherapien wird eine Diskussion unter den Teilnehmerinnen angestoßen.
09:14 Uhr
Störungsspezifische vs. anliegenorientierte Gruppentherapie im stationären Setting: vom Umgang mit Mehr- und Eindeutigkeiten
M. Marwitz (Prien am Chiemsee, DE)
Details anzeigen
Autor:in:
M. Marwitz (Prien am Chiemsee, DE)
In dem Vortrag soll auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von störungsspezifischen und Anliegen orientierten verhaltenstherapeutischen Gruppen eingegangen werden. Insbesondere soll hierbei auf Aspekte der Indikationsstellung, der Formatierung (u.a. in Hinblick auf die Leitung von Gruppen durch zwei Therapeuten, auf die Gruppengröße, der Sitzungsanzahl und Frequenz usw.) sowie der Kombination der beiden Gruppenkonzepte eingegangen werden. Außerdem soll auf die Unterschiede in Bezug auf die Aufgaben des Gruppenleiters eingegangen werden. Diese stellen insbesondere dann eine besondere Herausforderung dar, wenn der Gruppenleiter zugleich auch als Bezugstherapeut für die Gruppenteilnehmern tätig ist. Damit sind sowohl Chancen als auch Risiken verbunden, die sorgfältig abgewogen werden sollten. Schließlich sollen konkrete Handlungsempfehlungen für die Konzeption und Durchführung von Gruppen in stationären und teilstationären Einrichtungen gegeben werden.
09:36 Uhr
Risiken und Nebenwirkungen von Gruppenpsychotherapien
M. Linden (Berlin, DE)
Details anzeigen
Autor:in:
M. Linden (Berlin, DE)
Hintergrund
Es gibt Hinweise, dass Gruppenpsychotherapie mit einer höheren Quote an Nebenwirkungen einhergeht als Einzeltherapie wegen der zusätzlichen Interaktion zwischen den Patienten und auch den speziellen Raumgegebenheiten. Ein Erfassungsinstrument ist die UE-G-Checkliste (Unerwünschte Ereignisse in der Gruppenpsychotherapie) zur Verfügung)
Methode
Es wird über Ergebnisse aus drei Studien mit der UE-G-Checkliste berichtet. (a) Vergleich zweier therapeutengeleiteter Psychotherapiegruppen, d.h. Weisheitstherapie (N=114) und Aktivitätsaufbau (N=109), (b) Vergleich einer therapeutengeleiteten Angst-Psychotherapiegruppe (N=40) mit einer therapeutengeleiteten Ergotherapiegruppe (N=45) (Flöge at al 2016), (c) Vergleich einer therapeutengeleiteten Psychotherapiegruppe mit einer Selbsthilfegruppe.
Ergebnisse
(a) In der Weisheitsgruppe, in der schwierige Lebensprobleme thematisiert wurden, berichteten die Patienten über mehr Belastungen als in der Aktivitätsgruppe, in der über die Durchführung rekreativer Aktivitäten gesprochen wurde.
(b) In der Arbeitspsychotherapiegruppe klagten die Teilnehmer über eine in etwa gleiche Raten an Nebenwirkungen wie in der Ergotherapiegruppe, darunter ca. 20% schwerwiegende Nebenwirkungen.
(c) In den therapeutengeleiteten Gruppen und der Selbsthilfegruppe klagten die Patienten in etwa über eine ähnliche Nebenwirkungsrate, darunter zwei Dritteln auch über mindestens eine schwerwiegende therapiebedingte Belastung.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass es in einer Gruppentherapie zu häufigen und relevanten Belastungen und Nebenwirkungen kommt, d.h. unerwünschten und therapiebedingten Begleitwirkungen einer ordnungsgemäß durchgeführten Psychotherapie.
Die Daten zeigen, dass das Thema Nebenwirkungen von erheblicher klinischer Relevanz ist, und dies nicht nur in speziellen Psychotherapiegruppen, sondern in allen Gruppenformen.