Raum:
Saal A6 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 05: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen, F4
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Nach der jüngsten epidemiologischen Studie in Deutschland sind Zwangsstörungen die vierthäufigste psychische Erkrankung und zeichnen sich durch einen chronischen Verlauf aus.
Im Rahmen des Symposiums werden neue Befunde vorgestellt und auf Ergebnisse aus Therapiestudien, aus Studien zur Erfassung der Alltagsbeeinträchtigung und zu organischen Faktoren eingegangen.
Frau Prof. Dr. Rebecca Schennach (Universitätsklinikum München, Schön Klinik Roseneck) stellt Ergebnisse einer Studie mit einem neuen Messinstrument zur Erfassung der Dauer alltäglicher Aktivitäten bei Zwangsstörungen vor. Patienten mit Zwangsstörungen benötigen oft sehr viel mehr Zeit für Alltagstätigkeiten, ein Aspekt, für den es bisher kein Messinstrument gab. Bei über 300 Patienten und einer Kontrollgruppe wurde die Dauer vor und nach Therapie erfasst. Es werden Zusammenhänge zwischen klinischen Parametern und der Dauer von Alltagsaktivitäten vorgestellt. Das neue Messinstrumente ermöglicht erstmals die Erhebung von Normwerten für die Zeitdauer von Alltagsaktivitäten.
Herr Prof. Dr. Norbert Kathmann von der Humboldt-Universität zu Berlin und sein Team führten eine große ambulante Studie mit KVT mit Exposition bei Zwangsstörungen durch und berichten über Ergebnisse zu Effektivität dieser Therapieform, sowie Moderation und Mediatoren des Therapieerfolgs.
Frau Luzie Lohse von der Arbeitsgruppe von Frau Prof. Dr. Lena Jelinek vom UKE Hamburg stellt eine randomisierte Studie zur Machbarkeit und Wirksamkeit von Expositionstherapie in virtueller Realität im Vergleich mit einer Kontrollbedingung bei 80 Patienten mit Kontroll- bzw. Waschzwänge vor.
Herr PD Dr. Dominique Endres von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg befasst sich mit organischen Ursachen psychischer Störungen. Studienergebnisse deuten auf einen autoimmunen Subtyp der Zwangsstörung hin. In dem Vortrag werden neue Ergebnisse und deren Implikationen für die Praxis vorgestellt.
13:30 Uhr
Dauer von Alltagsaktivitäten bei Zwangsstörungen: Ergebnisse einer Studie mit einem neu entwickelten Messinstrument, Zusammenhang mit Krankheitsschwere und Einfluss von Therapie
R. Schennach (Prien am Chiemsee, DE)
13:52 Uhr
Kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition in der Routineversorgung: Effektivität, Moderatoren und Prädiktoren für das Therapie-Outcome
B. Reuter (Berlin, DE)
14:14 Uhr
Expositionstherapie in virtueller Realität bei Patienten mit einer Zwangsstörung: eine randomisierte kontrollierte Studie
L. Lohse (Hamburg, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
L. Lohse (Hamburg, DE)
F. Miegel (DE)
L. Bücker (DE)
S. Moritz (DE)
J. Blömer (DE)
K. Gzella (DE)
A. Yassari (DE)
S. Kühn (DE)
A. Baumeister (DE)
L. Jelinek (DE)
Expositionsbehandlungen in Virtueller Realität (VR) haben sich bei Angststörungen als effektiv erwiesen. Studien zum Einsatz von Expositionstherapie mit Reaktionsmanagement in VR (VERM) bei der Behandlung von Zwangsstörungen beschränken sich auf erste Machbarkeitsstudien mit kleinen Stichproben; Expositionstherapie in gemischter Realität (MERM) wurde bei Zwangsstörungen bisher nicht angewendet. Ziel der zwei vorliegenden randomisiert kontrollierten Pilotstudien war es VERM (Studie 1) und MERM (Studie 2) bei Zwangsstörungen hinsichtlich Sicherheit, Akzeptanz und Machbarkeit zu untersuchen.
Im Rahmen der Studie 1 wurden 21 ambulante Patient:innen mit Kontroll- und Waschzwängen zufallsbasiert zwei Gruppen zugeordnet: VERM (sechs Sitzungen einmal pro Woche) oder Wartekontrollgruppe. Interviews und Onlinefragebögen wurden zu Studieneintritt (T0), nach sechs Wochen (T1) und nach drei Monaten (T2) durchgeführt. Erfasst wurden die Zwangssymptome (Yale-Brown Obsessive-Compulsive Scale [Y-BOCS]) sowie das Präsenzgefühl und die Akzeptanz der Intervention. Zwangshandlungen haben sich in der Interventionsgruppe von T0 zu T1 verbessert. Es gab keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse (SUE), 50% der Teilnehmer:innen bewerteten VERM positiv, während das Präsenzgefühl in VERM moderat war. In Studie 2 wurden 20 (teil-) stationäre Patient:innen mit Waschzwang zufallsbasiert zwei Bedingungen zugeteilt: Care as Usual (CAU) + MERM (sechs Sitzungen à 2 Mal pro Woche) oder CAU. Die Teilnehmer:innen wurden vor (T0), nach dem dreiwöchigen Interventionszeitraum (T1) sowie drei Monate später (T2) untersucht. Die Parameter glichen Studie 1. Die Symptomreduktion war vergleichbar in beiden Gruppen. Es gab keine SUE oder Symptomverschlechterungen. Die Akzeptanz gegenüber MERM war heterogen. Beide Studien zeigen, dass MERM und VERM sicher und machbar sind. Die Resultate wurden für die Überarbeitung der Interventionen genutzt. Nachfolgestudien mit größeren Stichproben sind bereits angelaufen.