Raum:
Saal A1/2 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 27: Geschichte und Kulturwissenschaften
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Unsere Gegenwart führt bestürzend vor Augen, welche gesamtgesellschaftliche und weltgeschichtliche Bedeutung in West wie Ost die vielfältigen Verunsicherungen durch Verschwörungsdenken und paranoide Befürchtungen haben. An vielen Orten werden sie von einzelnen Führungsgestalten instrumentalisiert, um ihre egozentrisch- grandiosen Vorstellungen rücksichtslos durchzusetzen. Die mediale Revolution der letzten zwei Jahrzehnte hat diese Entwicklung, deren Grundlagen in den ideologischen Polarisierungen des 20. Jahrhunderts vorgebildet waren, nochmals befeuert. Angesichts der Fülle von Informationen und Desinformationen oder "Fake-News" ist es den meisten Menschen nicht möglich, den Wahrheitsgehalt der widersprüchlichen Darstellungen zu beurteilen. Die Beiträge dieses Symposions befassen sich aus psychiatrisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive mit ausgewählten Aspekten des Abdriftens in verengte Weltsichten und mit Analogien zu psychopathologischen Entwicklungen.
14:14 Uhr
Great again: zur paranoiden Dynamik narzisstischer Kränkungen
T. Fuchs (Heidelberg, DE)
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Autor:in:
T. Fuchs (Heidelberg, DE)
Die individuelle und kollektive Dynamik von Hass und Gewalt geht häufig auf psychische Entwicklungen zurück, die durch narzisstische Kränkungen charakterisiert sind. So finden sich in der Vorgeschichte von Amoktaten in der Regel protrahierte Erfahrungen von Entwertung, Kränkung oder Ausgrenzung. Die resultierenden Affekte von Ressentiment und Hass führen zu einer paranoiden bzw. rachsüchtigen Einstellung gegenüber der Umwelt und brechen sich schließlich in ungehemmter Gewalt Bahn. Der Vortrag analysiert solche Dynamiken anhand von Amoktätern, aber auch von aktuellen weltpolitischen Entwicklungen. Es wird gezeigt, dass die Wiederherstellung von Macht und Größe ein zentrales Motiv dieser individuellen und kollektiven Dynamiken ist.
14:36 Uhr
Zur Verantwortlichkeit bei Wahn, Verschwörungsdenken und Extremismus
H. Saß (Aachen, DE)
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Autor:in:
H. Saß (Aachen, DE)
Das Denken bei politischer und weltanschaulicher Radikalisierung, wie sie unter Anhängern von Verschwörungstheorien, Reichsbürgern oder links- und rechtsextremen Gruppierungen vorkommt, zeigt fließende Übergänge von festen Überzeugungen zu überwertigen Ideen und schließlich wahnähnlichen Phänomenen, die sich hinsichtlich Absolutheitsanspruch und Unkorrigierbarkeit kaum von den Verhältnissen bei autochthonen Wahnkrankheiten unterscheiden lassen. Dies wirft bei delinquentem Handeln, das in Zusammenhang mit den besonderen Denkinhalten steht, die Frage der strafrechtlichen Verantwortlichkeit und ggf. der weiteren Maßregeln auf. Anhand von Fallvignetten mit unterschiedlichen Diagnosen wird auf die differentielle Beurteilung des Einsichts- und Steuerungsvermögens bei derartigen Personen eingegangen, wobei unter psychopathologischen Gesichtspunkten den Vorgängen bei der Einsichtssteuerung besondere Bedeutung zukommt.