Raum:
Saal London 3
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 01: Neurokognitive Erkrankungen, organische psychische Störungen, Demenz, F0
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Die COVID-19 Pandemie hat zu einer Zunahme an neuropsychiatrischen Komplikationen geführt, die als Post-COVID Syndrom Fatigue, Angst, Depression, post-traumatische Belastungsstörung, kognitive Störungen bis hin zur Demenz umfassen können. In diesem Symposium soll die Epidemiologie und Pathophysiologie des neuropsychiatrischen Post-COVID Syndroms dargestellt werden. Es werden neue diagnostische Methoden vorgestellt und medikamentöse sowie nicht-medikamentöse Behandlungsansätze diskutiert. Das Symposium soll helfen, das zunehmend häufige neuropsychiatrische Post-COVID Syndrom zu erkennen und zielgerichtet zu behandeln.
15:30 Uhr
Klinik des neuropsychiatrischen Post-COVID-Syndroms
K. Grobholz (München, DE)
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Autor:in:
K. Grobholz (München, DE)
Einleitung: Unter Long-/Post-Covid (LCS/PCS) werden Langzeitfolgen einer SARS-CoV-2 Infektion subsummiert, wobei Long 4-12 und Post >12 Wochen in Relation zum Krankheitsbeginn der Infektion definiert. Die Daten zur Häufigkeit des LCS/PCS ist heterogen, Studienpopulation, Beobachtungszeitraum sowie Schwere der Primärinfektion nehmen hier Einfluss. Bei >32 Mio. SARS-CoV-2 Infizierten deutschlandweit (RKI-Dashboard 08/22) ist eine hohe Anzahl Betroffener anzunehmen. Eine niederländische Studie (Ballering A. et al. Lancet 2022; 400:452-61) fand zuletzt eine PCS-Prävalenz von 12,7%, somit wäre in Deutschland mit >4 Mio. Betroffenen zu rechnen.
Neuropsychiatrische Sicht: Die Symptomvielfalt ist groß, >200 Symptome sind beschrieben. Neuropsychiatrische Auswirkungen wie z.B. Fatigue (Erschöpfung), Konzentrations-/Gedächtnisstörungen („brain fog“), Schlafstörungen oder Schmerzen sind sehr häufig. Untersuchungen zeigten nach Covid-19 zudem einen Anstieg von Depressionen, Angst- und Traumafolgestörungen. Für psychisch schwer Erkrankte konnte ein erhöhtes Infektionsrisiko für SARS-CoV-2 sowie für einen schweren Covid-19-Verlauf dokumentiert werden. Ebenso scheint eine psychische Erkrankung die Entwicklung eines LCS/PCS zu begünstigen.
Diagnose: Bisher konnten weder valide Biomarker noch Pathomechanismen des LCS/PCS eindeutig identifiziert werden, kausale Therapiekonzepte sind ausstehend. Die Diagnose bleibt somit klinisch, entsprechend den WHO-Kriterien also eine Ausschlussdiagnose. Bei neuropsychiatrischer Symptomatik ist die Abgrenzung zu eigenständigen neurologischen bzw. psychiatrischen Krankheitsentitäten erforderlich.
Zusammenfassung: Neuropsychiatrische Beschwerden im Rahmen eines LCS/PCS sind häufig und bedürfen einer gezielten Diagnostik. Kausale Behandlungen sind noch nicht verfügbar, Therapien basieren auf symptomatischen/rehabilitativen Ansätzen. Bei Einbußen in Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit sollten multimodale Ansätze zur Symptomreduktion evaluiert werden.