Die Virtuelle Realität (VR) ermöglicht das Eintauchen in eine interaktive, virtuelle digitale Welt mit realitätsnahen Erfahrungen, die im Rahmen therapeutischer Intervention kontrolliert und personalisiert eingesetzt werden können. In diesem Symposium werden die aktuellen Forschungsergebnisse zur VR in der Behandlung psychischer Störungen zusammengefasst und der Einsatz von VR in einem psychiatrischen Versorgungskrankenhaus vorgestellt.
13:30 Uhr
Aktuelle wissenschaftliche Evidenz für den Einsatz von Virtueller Realität in der Behandlung psychischer Störungen
N. Tsamitros (Berlin, DE)
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Autor:in:
N. Tsamitros (Berlin, DE)
Die Virtuelle Realität (VR) nutzt Fortschritte der digitalen Technologien und ermöglicht computergenerierte, dreidimensionale und realitätsnahe Simulationen von Umgebungen, Objekten sowie sozialen Interaktionen. Ziel dieses Beitrages ist es, einen Überblick über die aktuelle wissenschaftliche Evidenz und Möglichkeiten für den klinischen Einsatz von Virtueller Realität anhand Darstellung Metaanalysen und Übersichtsarbeiten. Im Fokus steht insbesondere die Evaluation des Potentials und der Anwendbarkeit der VR für die Behandlung der Angststörungen, der Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und der Psychotischen Störungen unter Berücksichtigung von Einschränkungen und Risiken.
Auch wenn Anwendungen in VR weitgehend noch nicht in der Routineversorgung integriert sind, wird ihre Wirksamkeit durch eine steigende Anzahl wissenschaftlicher Publikationen gestützt. Die Mehrheit der VR-Anwendungen basiert auf Adaptionen bereits etablierter psychotherapeutischer Methoden, insbesondere der Expositionstherapie. Die Virtuelle Expositionstherapie (VRET) in der Behandlung der spezifischen Phobie und der Agoraphobie mit Panikstörung ist laut metaanalytischer Daten gleich wirksam wie die traditionelle Expositionstherapie in vivo. Die Wirksamkeit der VRET für die soziale Phobie und bestimmte Formen der PTBS ist belegt aber im Vergleich zur Expositionstherapie sind die metaanalytischen Befunde derzeit inkonsistent. Für innovative VR-basierte Behandlungen der psychotischen Störungen gibt es positive Befunde bezogen auf Reduktion des Stimmenhörens. Die VRET kann als Erweiterung einer psychotherapeutischen Behandlung der Angststörungen eingesetzt werden, für den sicheren Einsatz in der Behandlung der PTBS und der Psychotischen Störungen sind weitere Studien erforderlich.
13:52 Uhr
Einsatz der Virtuellen Realität in einem psychiatrischen Versorgungskrankenhaus
S. Erbe (Eberswalde, DE)
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S. Erbe (Eberswalde, DE)
Einsatz von Virtueller Realität in einem psychiatrischen Versorgungskrankenhauses. Vorteile Virtueller Realität im versorgungs-psychiatrischen Setting und praxistaugliche Einführung und Umsetzung von VRET (Virtual Reality Exposure Therapy) in einer psychiatrischen Klinik..
14:14 Uhr
Emotionale Prozesse in der Virtuellen Realität
J. Diemer (Wasserburg am Inn, DE)
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J. Diemer (Wasserburg am Inn, DE)
Emotionale Prozesse in der Virtuellen Realität, u.a. Angstaktivierung und Präsenzerleben, sowie Zusammenhänge zwischen Emotion und Präsenz.
14:36 Uhr
Alkohol Cue Reactivity in der Virtuellen Realität
A. Beck (Potsdam, DE)
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A. Beck (Potsdam, DE)
Hintergrund:
Alkoholgebrauchsstörungen sind belastende chronische Erkrankungen, die trotz massiver negativer Folgen durch hohe Rückfallquoten gekennzeichnet sind. Seit langem wird postuliert, dass alkoholassoziierte Reize („cues“) Verlangen und damit Rückfallverhalten auslösen können („cue reactivity“).
Studien zeigen, dass bei regelmäßig durchgeführter Exposition mit diesen Reizen die Stärke der physiologischen Reaktion und das Konsumverlangen (Craving) über die Zeit hinweg stetig abnimmt (Habituationsprinzip). Aufbauend auf diesem Prinzip zielen innovative Behandlungsansätze mit virtueller Realität (VR) darauf ab, physiologische Reaktionen auf alkoholassoziierte Reize zu verringern, um langfristig Rückfälle zu vermeiden.
Fragestellung:
Ziel dieses Vortrags ist eine Einführung in das Konzept der Cue Reactivity, um diese dann als möglichen Marker in der virtuellen Realität zu diskutieren. Dabei soll der gegenwärtige Stand der Forschung zu den Wirkprinzipien der VR in der Diagnostik sowie Behandlung vermittelt werden. Insbesondere werden Forschungsarbeiten vorgestellt, die bildgebende und peripher-physiologische Parameter als Cue Reactivity-Korrelat untersuchten.
Ergebnisse/ Schlussfolgerung:
Verschiedene Studien legen nahe, dass die Konfrontation mit suchtassoziierten Reizen in einer VR-Umgebungen bei Patient:innen mit Alkoholgebrauchsstörung zu veränderten physiologischen Reaktionen führen. Einige Untersuchungen zeigen, dass jene Reaktionen mit dem subjektiven Craving in Zusammenhang stehen. Bisher haben erst sehr wenige Studien untersucht, wie sich die physiologischen Reaktionen im Rahmen einer VR-Therapie verändern. Diese Studien liefern erste Belege dafür, dass eine wiederholte Exposition mit suchtassoziierten Reizen in VR zu einer Verringerung der physiologischen Reaktionen führt, was im Sinne des Habituationsprinzipes als erfolgreiches Ansprechen auf die VR Therapie interpretiert werden kann.