17:15 Uhr
Erwachsene mit Fetalen Alkohol-Spektrum-Störungen (FASD) – Bruchlandungen und notwendige Unterstützung
A. Jost (Cottbus, DE)
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Autor:in:
A. Jost (Cottbus, DE)
Um Bruchlandungen wie Inhaftierung oder soziale Isolation zu vermeiden, braucht es eine erhöhte Sensibilität bei der Diagnostik im Erwachsenenalter sowie geeigneten therapeutische und komplementäre Hilfen für erwachsene Menschen mit FASD. Diagnostisch besteht Verwechslungsgefahr mit Persönlichkeitsstörungen, auch zusätzliche Traumatisierungen und Abbrüche von Bindungsbeziehungen können diagnostische Herausforderungen mit sich bringen. Viele Menschen mit
FAS(D) benötigen lebenslang familiäre und professionelle Unterstützung. Besondere Herausforderung ergeben sich für die Teilhabeplanung.
17:27 Uhr
Soziale und emotionale Einsamkeit bei älteren Trauernden
F. Welzel (Leipzig, DE)
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Autor:innen:
F. Welzel (Leipzig, DE)
M. Löbner (Leipzig, DE)
F. Förster (Leipzig, DE)
J. Stein (Leipzig, DE)
S. Riedel-Heller (Leipzig, DE)
Hintergrund: Einsamkeitserleben im Alter ist häufig und wird mit negativen Auswirkungen auf die psychosoziale Gesundheit in Verbindung gebracht. Ein wesentlicher Faktor für Veränderungen im sozialen Netzwerk und Gefühlen von Einsamkeit ergeben sich bei älteren Menschen durch den Verlust einer nahestehenden Person. Ziel der Arbeit ist es, die Häufigkeit sozialer und emotionaler Einsamkeit in einer Stichprobe älterer Trauernder (60+) zu erfassen sowie Risikofaktoren hierfür zu untersuchen.
Methoden: Datengrundlage bildet die AgE-Health-Studie, die einen randomisiert kontrollierten Trial zur Überprüfung der Wirksamkeit einer Online-Intervention für anhaltende Trauersymptomatik umfasst. In der Studie wurde eine Stichprobe von N=173 älteren Personen mit Verdacht auf anhaltende Trauer hinsichtlich psychosozialer Aspekte mittels schriftlicher Fragebogenerhebung untersucht. Soziale und emotionale Einsamkeit wurde mit der Kurzform der „De Jong Gierveld“-Skala erfasst. Für die Identifizierung von Einflussfaktoren auf emotionale und soziale Einsamkeit kommen deskriptive und inferenzstatistische Analysen sowie multivariate Regressionsmodelle zum Einsatz.
Ergebnisse: Die Stichprobe ist im Mittel 67 Jahre alt, überwiegend weiblich (76,2%) und weist eine mittlere bis hohe Trauerbelastung auf. Fast die Hälfte älterer Trauernder (48,8%) weist einen hohen Grad an emotionaler Einsamkeit auf, während bei 39,9% ein leichter Grad emotionaler Einsamkeit vorliegt. Bei knapp einem Viertel der Probanden (23,2%) konnte eine soziale Einsamkeit festgestellt werden. Die Ergebnisse verweisen auf verschiedene Einflussfaktoren für emotionale und soziale Einsamkeit (z.B. Trauerintensität, Isolation, männliches Geschlecht).
Diskussion: Ergebnisse zu emotionaler und sozialer Einsamkeit und assoziierten Risikofaktoren bei älteren Menschen mit Verlusterfahrungen stellen einen wichtigen Beitrag dar, um zielgerichtete Präventionsangebote für eine vulnerable Gruppe entwickeln zu können.
17:39 Uhr
Zuhause-Behandlung Gerontopsychiatrie – eine Alternative zur stationären Behandlung
S. Frisch (Klingenmünster, DE)
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Autor:innen:
S. Frisch (Klingenmünster, DE)
E. Stasik (DE)
M. Holzberger (DE)
B. Heider (DE)
M. Wirth (DE)
N. Klein (DE)
R. Becker-Scharwatz (DE)
F. Fußer (DE)
Einführung
Im Rahmen des bundesweit größten Modellvorhabens nach §64b SGB V wurde 2020 am Pfalzklinikum ein an Flexible Assertive Community Treatment (FACT) angelehntes Behandlungskonzept für die Gerontopsychiatrie entwickelt. Diese multiprofessionelle Zuhause-Behandlung besteht aus Fachpflege, Facharzt/ärztin, Psychotherapie, Ergotherapie und Sozialarbeit. Sie strebt eine individuelle und alltagsnahe Therapie im Lebensumfeld der Patient/inn/en an und soll einen stationären Aufenthalt ersetzen.
Methode
Vorgestellt werden die medizinischen und organisatorischen Rahmenbedingungen des Behandlungskonzepts, mit dem bis zu 40 Patient/inn/en behandelt werden. Ferner werden die Daten der ersten 18 Monate in Form der Patientenmerkmale sowie der eingesetzten Ressourcen zusammengefasst. Auch werden erste Indikatoren zur Wirksamkeit dargestellt.
Ergebnisse
Insgesamt umfasst der Zeitraum 207 Behandlungsfälle. Die häufigsten Diagnosen waren Demenzen und Depressionen (>80%). Die Fachpflege machte unter den Berufsgruppen sowohl hinsichtlich der Anzahl der Kontakte (Behandlungstage) als auch hinsichtlich deren Dauer den mit Abstand größten Anteil von ca. zwei Dritteln aus. Ferner war kein täglicher Patientenkontakt notwendig, denn durchschnittlich konnten durch einen Tag mit Patientenkontakt zwei Tage ohne Kontakt „überbrückt“ werden. Zur Erfolgsmessung wurden die stationären Wiederaufnahmen innerhalb von 6 Monaten erfasst, deren Anteil ca. 13% betrug.
Diskussion
Die Ergebnisse der ersten 18 Monate zeigen, dass unsere Zuhause-Behandlung Gerontopsychiatrie als hoch individualisierte, alltagsnahe und auch effektive Behandlungsform dazu beitragen kann, die nicht-stationäre Versorgung zu verbessern. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur schon weiter verbreiteten Stationsäquivalenten Behandlung (StäB) werden diskutiert.
17:51 Uhr
What do older people in Germany know about risk factors for dementia? A population-based survey on risk and protective factors for dementia and internet-based brain health interventions
A. Zülke (Leipzig, DE)
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Autor:innen:
A. Zülke (Leipzig, DE)
M. Luppa (Leipzig, DE)
S. Köhler (NL)
S. Riedel-Heller (Leipzig, DE)
Background: Evidence on modifiable risk factors for dementia is accumulating rapidly, including e.g. physical inactivity, obesity or diabetes. It is unclear to what extent these risk factors are known among the general population in Germany. We assessed knowledge on risk factors for dementia and openness to eHealth interventions for brain health in the older general population in Germany.
Methods: A representative telephone survey among n = 500 randomly selected community-dwelling adults ≥ 60 years was conducted (mean age: 74.8 years, % female: 62.8). We assessed sociodemographic factors, knowledge on risk and protective factors for dementia, openness towards eHealth interventions, health literacy and resilience.
Results: 67.9% believed that dementia risk is modifiable. Participants mostly endorsed physical and cognitive activity as protective factors and social isolation as a risk factor. Knowledge on cardiovascular risk factors was low to moderate. 38.0% were interested in information on dementia risk reduction, with higher age and better knowledge of risk factors for dementia linked to greater interest in information. Being widowed and higher levels of health literacy were linked to lower interest in information. Openness to eHealth interventions was moderate (46.2%), with greater openness among younger participants and those with better knowledge of risk and protective factors. Knowing a person with dementia and interest in information on brain health were linked to greater openness.
Conclusion: Belief in preventability of dementia was higher in our study than previously reported. However, knowledge on cardiovascular risk factors for disease was insufficient and more information and intervention approaches targeted at older adults are needed. Interest in information on dementia risk reduction and eHealth approaches was moderate, and further studies are warranted to assess needs and concerns of older adults regarding prevention approaches to dementia.
18:03 Uhr
Vitalzeichen körperlicher Aktivität: Was bewirkt eine „Gerontopsychiatrie in Bewegung“?
T. Fleiner (Köln, DE)
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Autor:innen:
T. Fleiner (Köln, DE)
R. Trumpf (Köln, DE)
R. Depiereux (Köln, DE)
W. Zijlstra (Köln, DE)
P. Häussermann (Köln, DE)
Einführung
In der nicht-pharmakologischen Behandlung von PatientInnen mit Demenzerkrankung, Delir und Depression gewinnt besonders die körperliche Aktivität zunehmend an Bedeutung. Ziel dieses Beitrages ist es, die aktuelle Wissenslage um die Erfassung der körperlichen (In)Aktivität und die Effekte von Bewegungsprogrammen in der Gerontopsychiatrie darzustellen und zu diskutieren.
Methode
Durchgeführt wurde eine RCT mit einem zweiwöchigen tagesstrukturierenden Trainingsprogramm für PatientInnen mit Demenzerkrankung in einer gerontopsychiatrischen Klinik. Die neuropsychiatrischen Symptome (NPS) und die Pflegebelastung wurden via Neuropsychiatrischen Inventar erfasst, Olanzapin- und Diazepam-Äquivalenzdosen analysiert und Bewegungssensoren zur Erfassung des zirkadianen Bewegungsverhaltens (Schritte in der Nacht, aktivste Phase am Tag, Sundowning Phänomene) vor und nach der Intervention eingesetzt.
Ergebnisse
70 PatientInnen mit Demenzerkrankung (M 80 Jahre, 33 w, MMST 18.3) wurden eingeschlossen. Im Vergleich zu der Kontrollgruppe (n=35), zeigten die PatientInnen der Interventionsgruppe (n=35) bei gleicher Olanzapin- und Diazepam-Äquivalenzdosis signifikant reduzierte NPS, insbesondere in der ‚emotionalen Agitation’ (t(68) = –3.89, p < 0.001) und ‚Labilität’ (t(68) = –4.55, p < 0.001) sowie eine geminderte Pflegebelastung. In dem Vortrag werden die Analyse tagesstrukturierender Effekte auf das zirkadiane Bewegungsverhalten sowie laufende Projekte zu der Erfassung des Bewegungsverhaltens bei PatientInnen mit Demenz und Delir sowie ein Projekt zum Ausdauertraining bei Depression (RCT) vorgestellt.
Diskussion
Auch ältere PatientInnen mit psychischer Erkrankung profitieren von einem Bewegungsruck in der Gesundheitsversorgung. Die strukturierte Erfassung der körperlichen Aktivität der PatientInnen und die Ableitung von individualisierten Bewegungsprogrammen erfordern Initiativen, die den Weg hin zu einer aktiven Versorgung ebnen – einer „Gerontopsychiatrie in Bewegung"
18:15 Uhr
Smartwatches für Menschen mit Demenz
D. Görß (Rostock, DE)
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Autor:innen:
D. Görß (Rostock, DE)
S. Köhler (Rostock, DE)
E. Rong (Rostock, DE)
S. Teipel (Rostock, DE)
In Folge kognitiver Einschränkungen kommt es bei Menschen mit Demenz zu einer Abnahme von Autonomie und Lebensqualität. Davon betroffen sind nicht nur die Patienten, sondern auch Angehörige und Pflegende. Technische Innovationen wie Smartwatches bergen das Potenzial, Betroffene im Alltag zu unterstützen. Außerdem geben mobile Sensoren Chancen zur Verbesserung der Diagnostik neurodegenerativer Erkrankungen und zum Monitoring von Symptomen. Trotz des Potenzials werden Smartwatches von Menschen mit Gedächtnisstörungen vergleichsweise selten benutzt.
Im Rahmen einer Interaktionsanalyse wurden n=20 Menschen mit leichter kognitiver Störung oder Demenz im Umgang mit einer Smartwatch per Kamera beobachtet. Es wurden 70 Interventionen aufgezeichnet. Neben der Beurteilung des Ansprechens auf Interventionen (Aufgaben) durch die Smartwatch, z.B. Erinnerung etwas zu trinken, wurden die Teilnehmer zum Nutzungs-Erlebnis befragt.
Die Mehrheit der Teilnehmer (18/20) setzte mindestens eine von zwei Aufgaben erfolgreich um. Interventionen die intensiver übermittelt wurden, z.B. mit zusätzlicher Sprachausgabe, führten häufiger zum Erfolg. Die unmittelbare Wiederholung von Aufgaben bei Nicht-Erfüllung erbrachte zweimal Erfolg, 13 mal keine Verbesserung. Bei der Befragung gaben 19 Teilnehmer an, die Anzeigen auf der Uhr gut erkannt zu haben. Nur 3 Befragte fühlten sich während der Studie im Umgang mit der Smartwatch gestresst. Die Beantwortung des Fragebogens zur Nutzungs-Erfahrung bereitete den Teilnehmern Schwierigkeiten, mutmaßlich wegen des Wechsels von positiv und negativ formulierten Items.
Menschen mit Gedächtnisstörung können positive Erfahrungen mit Smartwatches machen, wenn diese auf ihre Bedürfnisse angepasst sind. Studien zu konkreten Anforderungen an Smartwatches für diese Nutzergruppe sind selten. Im Vortrag werden Ergebnisse der Interaktions-Studie vorgestellt und Chancen und Hindernisse bei der Nutzung von Smartwatches für Menschen mit Gedächtnisstörungen diskutiert.