Die Dissoziative Identitätsstörung (DIS) gilt als Traumafolgestörung aufgrund schwerer Kindesmisshandlung. Mit Prävalenzschätzungen von 0,5–1% in der Bevölkerung und 5 % in psychiatrischen Populationen ist sie zudem eine häufige Erkrankung. Es liegen gute Behandlungsmöglichkeiten vor, wodurch der frühzeitigen Diagnostik der DIS eine besondere Bedeutung zukommt. Da diese Diagnose jedoch auch weiterhin nur zögerlich gestellt wird, hat dies Nicht- oder Fehlbehandlung zur Folge.
Der Workshop will für das Störungsbild der DIS sensibilisieren und aktuelle Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten vorstellen. Im Workshop werden Kriterien vorgestellt, anhand derer eine größere Sicherheit in der Diagnosestellung der DIS und der anderen Dissoziativen Störungen erreicht werden kann. Besondere Berücksichtigung finden psychopathologische Befunde und die Kriterien nach DSM-5 und ICD-11. Darüber hinaus werden Faktoren dargestellt, welche das Erkennen der Erkrankung erschweren. Neben störungsimmanenten Aspekten wird beschrieben, dass auch Fehlvorstellungen und professionelle Skepsis die Diagnose erschweren. Zudem wird ein Überblick über das phasenorientiere Vorgehen gegeben, dass sich an den sonstigen Standards zur Behandlung komplexer PTBS orientiert. Darüber hinaus werden störungsspezifische Interventionstechniken vorgestellt, die darauf abzielen, die dissoziativen Symptome zu überwinden. Insbesondere wird gezeigt, wie die aktive Einbeziehung dissoziierter Persönlichkeitsanteile genutzt werden kann, um spezifische und oft gravierende Einschränkungen zu überwinden.
Arbeitsgrundlage des Workshops sind die Expertenempfehlung für die Behandlung der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) bei Erwachsenen der International Society for the Study of Trauma and Dissociation (Chu et al. 2011; Gast und Wirtz (Hrsg.) 2016).
Ziel des Workshops ist es, anhand klinischer Beispiele und anhand der Expertenempfehlung in das Konzept der dissoziativen Identitätsstörung einzuführen, ein strukturiertes diagnostisches Vorgehen zu erarbeiten und Behandlungsmöglichkeiten und –standards vorzustellen.