Aus demographischen Gründen nimmt die Zahl hochaltriger und multimorbider Menschen, die im (teil)stationären und ambulanten Setting psychiatrisch behandelt werden, deutlich zu und wird in Zukunft noch weiter steigen. Neben verschiedensten Begleiterkrankungen, die u. U. mehrere Organsysteme betreffen, sind viele Patient:innen durch sog. geriatrische Syndrome beeinträchtigt. Komorbide somatische Störungen interagieren regelhaft in einer häufig komplexen Art und Weise mit den psychischen Störungen und deren Behandlung. Somatische Prozesse können zum einen ätiologisch relevant für psychische Störungen sein (z. B. Delir ausgelöst durch Exsikkose) und vice versa ebenso (z. B. Exsikkose/Malnutrition in Folge einer schweren Depression). Zum anderen schränken Komorbiditäten psychopharmakologische und psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten ein. Geriatrische Syndrome wie Sturzkrankheit, Malnutrition, kognitive Defizite und sensorische sowie motorische Defizite erhöhen die Vulnerabilität der betroffenen Patient:innen beträchtlich und müssen wegen der assoziierten Risiken bei der Therapieplanung, Therapiezieldefinition und Behandlungsdauer berücksichtigt werden. Dabei kommt der Wiedererlangung bzw. der Stabilisierung eines möglichst hohen Funktionsniveaus als wichtiger Voraussetzung für den Erhalt der Autonomie besondere Bedeutung zu. Weiterhin erfordern Entscheidungen zu medizinischen Maßnahmen die Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen (z. B. Prüfung der Einwilligungsfähigkeit) und eine Einbeziehung der Betroffenen in die Entscheidungsfindung.
Inhaltliche Schwerpunkte: Assessment und multiprofessionelle Behandlung bei ausgewählten in der Gerontopsychiatrie besonders bedeutsamen geriatrischen Syndromen und Problembereichen, wie Delir, Stürze, Gebrechlichkeitssyndrom (Frailty), Schmerzen, Polypharmazie, Malnutrition, Inkontinenz. Das Management internistischer und neurologischer Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Parkinson-Syndrom) bei Alterspatient:innen wird in exemplarischer Form und unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit psychischen Störungen besprochen.
Methode: Im Fokus stehen die für die Gerontopsychiatrie besonders wichtigen Inhalte. Die Themen werden anhand exemplarischer Fälle und mit Bezugnahme auf ausgewählte theoretische Grundlagen in interaktiver Form besprochen. Handouts und spezielle Literatur werden zur Verfügung gestellt.
Lernziel: Vertiefung praxisrelevanter altersmedizinischer Kenntnisse, insbesondere hinsichtlich der Behandlung von hochaltrigen Menschen mit psychischen Störungen.
Zielgruppe: Ärzt:innen in Weiterbildung, Fachärzt:innen für Psychiatrie und Psychotherapie, Ärzt:innen anderer Fachrichtungen
Interessenkonflikte: keine