Neue Erkenntnisse über biologische Veränderungen in umschriebenen neuronalen Netzwerken bei Patienten mit psychiatrischen Störungen sowie die rasanten elektrophysikalischen technischen Entwicklungen sind wohl zwei wesentliche Säulen, weshalb im klinischen Alltag verschiedene Stimulationsverfahren zunehmend an Bedeutung gewonnen haben (Mutz et al. 2019). Dies führte auch dazu, dass die Neuromodulationsverfahren in das Facharzt-Prüfungsprogramm aufgenommen wurden. Während des 2-tägigen Workshops sollen Zuweiser:innen, Anwender:innen sowie Auszubildende eine detaillierte Übersicht zu Elektrokonvulsionstherapie (EKT), repetitiver transkranieller Magnetstimulation (rTMS), tiefer Hirnstimulation (THS), Vagusnervusstimulation (VNS) und transkranieller direkter Gleich- und Wechselstromstimulation (tDCS) erlangen.
Einleitend wird der historische Hintergrund der Stimulationstechniken beleuchtet. Es werden dann die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale der Verfahren auch in Hinblick auf ihre klinische Bedeutung, insbesondere Differentialindikation und Handhabung, dargestellt. Dabei werden die elektrischen respektive magnetischen Stimulationsarten erörtert. Die Wirkungen werden unmittelbar am Stimulationsort, indirekt über Netzwerke oder durch ein generalisiertes Anfallsgeschehen vermittelt. In weiterer Folge wird auf die einzelnen Stimulationsverfahren eingegangen. So wird die Indikationsstellung zur EKT in der Akut- sowie in der Erhaltungstherapie, die Effektstärke, die Aufklärung von Patienten und Angehörigen sowie die Durchführung praxisrelevant diskutiert und u. a. anhand eines Films illustriert. Genauso wird die Indikation zur rTMS bearbeitet. Hier wird auch auf das enorme Stimulations-technische Entwicklungspotential eingegangen und die evidenzbasierte Anwendungsprotokolle der rTMS von den experimentellen unterschieden. Die Einführung zu THS, VNS und tDCS erfolgt informativ und auf der Basis der bestehenden Evidenz aus Fallserien oder durch Expertenmeinung unterlegt mit einer aktuellen Nutzbarkeit in der Klinik. Die Stimulationstechniken sind somatische Verfahren, die integrativer Bestandteil eines gesamten bio-psycho-sozialen Behandlungskonzeptes sein müssen. Besondere Bedeutung erfährt deshalb die Indikationsstellung zur Psychotherapie v. a. als Begleittherapie der EKT. Abschließend werden die Teilnehmer:innen eingeladen, einen Algorithmus für die Indikation und Anwendung von Neuromodulationsverfahren auf der Basis der jeweiligen klinischen Expertise zu erstellen.