Mit einer Prävalenz von ca. 20 % hat schätzungsweise jede fünfte Frau emotionale, physische oder sexuelle Traumata im Kindes- und Jugendalter erlebt und 10–30 % der Schwangeren leiden an den Folgen früherer emotionaler, körperlicher oder sexueller Gewalt. Diese wirken sich u.a. auf das Erleben des eigenen Körpers sowie auf die Beziehungsfähigkeit der Frauen aus und können die Feinfühligkeit im Umgang mit ihren Kindern beeinträchtigen. Diese traumatisierten Frauen benötigen eine besondere psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung während der Schwangerschaft, zur Vorbereitung der Geburt, in der Behandlung der postpartalen psychischen Erkrankungen und insbesondere in der Förderung der Mutter-Kind-Interaktion. Im Workshop stellen wir unser multimodales Behandlungskonzept für diese Patientengruppe vor, die wir im ambulanten und tagesklinischen Setting durchführen. Der erste Teil (Susanne Simen) informiert über die Zusammenhänge von interpersoneller Traumatisierung in Kindheit und Jugend zum Erleben in der Schwangerschaft und während der Geburt, sowie zur Entwicklung einer schweren postpartalen Depression. Auswirkungen der genannten Faktoren zur Mutter-Kind-Interaktion werden dargestellt. Im zweiten Teil (Brigitte Kastner) werden die „Geburtsinfogruppe“ sowie Geburtseinzelpläne vorgestellt, die wir um die 30. SSW herum als Vorbereitung auf die Geburt und Postpartalzeit für psychisch erkrankten Mütter durchführen. Die „Geburtsinfogruppe“ informiert die Frauen u.a. zu den medizinischen und hormonellen Vorgängen rund um Geburt und Wochenbett. Die Geburtseinzelpläne wiederum sollen die Geburtshelfer für die speziellen Bedürfnisse traumatisierter Frauen sensibilisieren. Gleichzeitig erleben die Frauen durch diese Pläne mehr Selbstbestimmtheit und ein stärkeres Gefühl von Kontrolle unter der Geburt. In vielen Fällen kann dadurch ein positiveres Geburtserleben erreicht werden. Im dritten Teil (Natalie Heinermann-Müller, Georg Endres, Susanne Simen) werden sowohl psychotherapeutische Strategien vorgestellt, welche den Patientinnen und ihren Partnern helfen sollen, eine Retraumatisierung durch die Geburt zu verhindern, als auch unser Gruppenkonzept für traumatisierte Frauen zum Umgang mit traumatischen Erfahrungen sowie zur Prävention der Traumaweitergabe durch die Interaktion mit ihren Kindern.