Raum:
Saal A5 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 19: Früherkennung, Prävention und Gesundheitsförderung
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
105 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Die Bedeutung der Natur für die psychische Gesundheit, aber auch der Einsatz von Natur und Tieren bei der Behandlung psychischer Störungen finden zunehmende Beachtung in der Forschung und Praxis. Sogenannte Green Spaces haben eine positive Auswirkung auf das körperliche und psychische Wohlbefinden vermittelt durch verschiedene Mechanismen. Weiterhin hat sich gezeigt, dass ein Leben in urbanen Regionen im Vergleich zu einem ländlichen Lebensraum mit einem höheren Risiko für bestimmte seelische Erkrankungen verbunden ist. Neue Studien liefern Hinweise für den beteiligten Hirnmechanismus und betonen die Bedeutung sozialer Stressoren.
Umgekehrt zeigen naturgestützte Therapien neurobiologische (z.B. Reduktion des Blutdrucks), psychologische (z.B. erhöhte Empathie) und soziale (z.B. Vertrauen) Effekte und wirken nachgewiesenermaßen stress- und angstreduzierend, motivierend, und stimmungsaufhellend. Diese Wirkmechanismen können den Therapieprozess unterstützen und einen positiven Effekt auf die Symptomatik der PatientInnen haben. Depressionen stellen in der naturgestützten Therapie einen besonders wichtigen Indikationsbereich dar. Dies gilt vor allem bei PatientInnen, die im Rahmen früher zwischenmenschlicher Traumatisierungserfahrungen Schwierigkeiten haben, sich auf Psychotherapie einzulassen. Bisherige Forschungsarbeiten zur Wirksamkeit tier- und naturgestützter Therapie erbrachten vielversprechende Ergebnisse, müssen allerdings aufgrund methodischer Einschränkungen als vorläufig betrachtet werden. Zur Verhinderung von Rückfällen und Wiederauftreten rezidivierender Depressionen erwies sich ein naturgestütztes Achtsamkeitsprogramm als gut durchführbar und wirksamer als eine herkömmliche Behandlung. Ergebnisse werden vorgestellt und diskutiert.
18:37 Uhr
Wirksamkeit eines naturgestützten Therapieprogramms bei instabil- und teil-remittierten depressiven Patient:innen mit frühen Traumatisierungen
E. Schramm (Freiburg im Breisgau, DE)
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Autor:innen:
E. Schramm (Freiburg im Breisgau, DE)
C. Breuninger (Freiburg, DE)
M. Elsaeßer (Freiburg, DE)
K. Domschke (Freiburg, DE)
In der Depressionsbehandlung stellt die Prävention von Rückfällen und Wiederauftreten ein zentrales Ziel dar. Von den Psychotherapieprogrammen, die zur Prophylaxe rezidivierender Depressionen konzipiert wurden, ist das Achtsamkeitsprogramm „Mindfulness Based Cognitive Therapy/MBCT“ bei rückfallgefährdeten Patienten mit einer erhöhten Anzahl an Episoden, nur Teil- oder instabiler Remission der depressiven Symptome oder frühen Traumatisierungen besonders wirksam. Forschungsergebnisse und klinische Beobachtung zeigen allerdings, dass für symptomatisch noch belastete Patienten und insbesondere für diejenigen mit Traumatisierungserfahrungen die herkömmliche meditative Achtsamkeitspraxis, die sich über einen längeren Zeitraum auf die reine Beobachtung des Atems oder des Körpers bezieht, häufig mit einem gesteigerten Angst- und Erregungsniveau oder anderen unerwünschten Nebenwirkungen und hohen Abbruchraten einhergeht.
Schwächer aktivierende bzw. konfrontative Optionen in einem per se stabilisierenden Umfeld könnten einen besseren Zugang zu dysregulierten Erfahrungen oder Erinnerungen im Rahmen erlebter Traumatisierungen bieten. Der Einsatz von Natur und Tieren wirkt nachgewiesenermaßen stress- und angstreduzierend, stimmungsaufhellend und vertrauensfördernd. Eine neuere Meta-Analyse gibt Hinweise darauf, dass naturbasierte Achtsamkeitsprogramme der herkömmlichen Achtsamkeitspraxis auch in ihrer Wirksamkeit überlegen sind.
Ein natur- und tiergestütztes Achtsamkeitstraining (NTA) auf Grundlage der MBCT erwies sich in einer Machbarkeitsstudie bei 67 Patienten mit einer Vorgeschichte von Depressionen und frühen Traumatisierungen als gut durchführbar, von den PatienteInnen hoch akzeptiert und wirksamer als ein übliches Behandlungsvorgehen bezüglich der Vorbeugung von Rückfällen.