Das wiederholte oder dauerhafte Hören von Stimmen ohne objektivierbare äußere Reizquelle kann zu erheblichem Leid, zu Verunsicherungen und Alltagseinschränkungen führen. Dieses Symposium möchte unter Berücksichtigung aktueller Evidenz einen Überblick über klinische, phänomenologische, neurobiologische und therapeutische Aspekte verbaler akustischer Halluzinationen geben, und damit einen interdisziplinären Beitrag zum transnosologischen Verständnis und zur Behandlung dieser Symptome leisten. Im ersten Vortrag wird die These aufgestellt, dass Stimmen nicht aus der Wahrnehmungssphäre stammen, sondern aus der partiellen Entfremdung von Bewusstseinsphänomenen zu erklären sind, in Verbindung mit einer Störung der intersubjektiven Realitätskonstitution. Im zweiten Vortrag werden anhand der historischen Entwicklung der psychiatrischen Diagnostik, der aktuellen wissenschaftlichen Literatur sowie rezenter Untersuchungen die Probleme der Differenzialdiagnose zwischen dissoziativen und schizophrenen Halluzinationen dargestellt und Konsequenzen für die Therapie abgeleitet. Im dritten Vortrag stehen neurowissenschaftliche Aspekte im Vordergrund: Anhand struktureller und funktionell bildgebender Befunde werden aktuelle transdiagnostische neurobiologische Modelle verbaler akustischer Halluzinationen vorgestellt und daraus therapeutische Implikationen abgeleitet. Das Symposium schließt mit einem Beitrag zur aktuellen Evidenz psychotherapeutischer Verfahren bei persistierenden verbalen akustischen Halluzinationen, die als Ergänzung zu biologischen Therapien zunehmend Eingang in die klinische Versorgung finden.