Die Forschung zu Risiken und Nebenwirkungen der Psychotherapie hat „interpersonelle Konflikte mit Bezugspersonen“ als eine mögliche und vergleichsweise häufige Nebenwirkung der Psychotherapie identifiziert. Konflikte mit Partner*innen können als Nebenwirkung der Psychotherapie beispielsweise auftreten, wenn Patient*innen in der Psychotherapie lernen, ihre Bedürfnisse besser zu spüren und zu verbalisieren – wenn also rigides submissives Verhalten durch autonome und dominante Verhaltensweisen ergänzt wird oder Bedürfnisse deutlicher geäußert werden. Diese Verhaltensänderung kann im unmittelbaren sozialen Umfeld Irritationen, Konflikte bis hin zu Trennungen auslösen. Wenn dies geschieht, sollten die Veränderungen in der Partnerschaft in der Psychotherapie bearbeitet werden, was die Behandelten möglicherweise in Loyalitätskonflikte bringen oder die therapeutische Beziehung belasten könnte. Da diese Nebenwirkung oftmals nicht vermeidbar ist, ist der Umgang mit ihr während der Psychotherapie relevant zumal die Richtlinienpsychotherapie den Einbezug von Bezugspersonen ausdrücklich ermöglicht.
Daher erscheint es relevant, Umgangsweisen mit Nebenwirkungen auf Partnerschaften in der psychotherapeutischen Aus- und Weiterbildung zu adressieren. Das Praxis-Symposium widmet sich entsprechend dem Umgang mit einem Patienten, bei dem die Psychotherapie – abgesehen von einer Symptomverbesserung – auch zu vermehrten Konflikten mit seinem Partner geführt hat. Die folgenden vier verschiedenen Psychotherapieperspektivenwerden dabei praxisnah beleuchtet: Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (E.-L. Brakemeier), Psychodynamische Therapie (B. Strauß), Mentalisierungsbasierte Therapie (S. Taubner) und Schematherapie (E. Roediger). Die vier Referent*innen werden nach einer kurzen Einführung in ihre spezifische Therapieform jeweils an demselben Patientenbeispiel (Schauspielpatient: C. Banzhaf) durch Live-Rollenspiele verschiedene Umgangsweisen demonstrieren. Das Ziel besteht darin, dass das Publikum Handlungswissen darüber erhält, wie Therapeut*innen konstruktiv mit dieser Situation umgehen können. Abschließend erfolgt eine Diskussion bezüglich Gemeinsamkeiten und Unterschieden der verschiedenen Umgangsweisen mit dieser schwierigen Interaktionssituation, wobei das Publikum sowie der Schauspielpatient und die vier Referent*innen eingebunden werden.