Raum:
Saal Paris 1 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 02: Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, Verhaltenssüchte, F1
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Im Januar 2021 hat die DGPPN in gemeinsamer Federführung mit der DG-Sucht e.V. neue S3-Behandlungsleitlinien zu Alkohol, Tabak und medikamentenbezogenen Störungen publiziert. Die Substitutionsbehandlung ist aus Sicht der DGPPN eine sinnvolle und für viele Drogenkonsumenten stabilisierende Entwicklung und Facette des Versorgungssystems, die unverzichtbar ist. Im Kontext der politischen Forderungen und Bestrebungen zur Legalisierung von Cannabis warnt die DGPPN seit Jahren vor einer leichtfertigen Freigabe ohne Berücksichtigung der potentiellen Risiken für KonsumentInnen aus psychiatrischer Sicht.
Aus diesem Themenfeldern wurden die diesjährigen Vortragsthemen ausgewählt.
Prof. Dr. Thomasius berichtet zum aktuellen Stand der neuen AWMF S3-Leitlinie „Cannabisbezogene Störungen: Psychotherapeutische, pharmakotherapeutische und internetbasierte Verfahren“
Aus der (Weiter-)Entwicklung der S3-Leitlinien werden Aspekte der Verordnung von Schmerzmitteln, sowie die Evidenz für niederschwelligen Angebote bei Tabak- und Alkoholkonsumenten vorgestellt: Frau Prof. Dr. Havemann-Reinecke als eine der beiden federführenden Autoren der S3-Leitlinie „Medikamentenbezogene Störungen“ referiert über den Schwerpunkt der Opioid-Analgetika Verordnung und prüft hierbei den Stellenwert von „therapeutischem drug monitoring“ (TDM) entsprechend den aktuellen Richtlinien für TDM. Prof. Dr. Batra nimmt Bezug auf Inhalte der S3-Leitlinie Tabak und Alkohol und stellt Ergebnisse eines eigenen BMBF-geförderten Programms zur online-basierten Beratung und Behandlung bei riskantem Alkoholkonsum und Tabakabhängigkeit vor.
Zur Risikoreduktion bei opioidabhängigen Menschen begann Ende 2018 in Bayern ein Modellprojekt, das vorsah, Konsument*innen illegaler Opioide nach einer Notfallschulung mit Take-Home Naloxon auszustatten. Prof. Dr. Wodarz berichtet hierzu aktuelle Entwicklungen und den Stand des Modellprojekten.
08:30 Uhr
Zum aktuellen Stand der neuen AWMF S3-Leitlinie Cannabisbezogene Störungen: psychotherapeutische, pharmakotherapeutische und internetbasierte Verfahren
R. Thomasius (Hamburg, DE)
08:52 Uhr
Onlinebasierte Therapien bei Tabak- und Alkoholkonsum und ihr Stellenwert in den Leitlinien
A. Batra (Tübingen, DE)
09:36 Uhr
Notfallschulung mit Take-Home-Naloxon bei Opioidabhängigen: ein sinnvoller Beitrag zur Schadensminderung?
N. Wodarz (Regensburg, DE)
Details anzeigen
Autor:innen:
N. Wodarz (Regensburg, DE)
O. Pogarell (DE)
J. Wolstein (DE)
H. Wodarz von Essen (Regensburg, DE)
Hintergrund:
Die Zahl der Drogentoten in Deutschland steigt in den letzten Jahren wieder an. Ursächlich ist meist eine Opioidüberdosierung. Oft waren weitere Personen anwesend, häufig selbst Konsumenten. Um tödliche Verläufe vermeiden zu können, sollten diejenigen, die eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, bei einem Drogennotfall in der Nähe zu sein, in der Lage sein, effizient zu helfen. Neben dem Erkennen eines Drogennotfalls sollten auch geeignete Hilfemaßnahmen bis zum Eintreffen der Rettungsdienste beherrscht werden. Ein Naloxon-Nasenspray als spezifisches Antidot kann ebenfalls sehr hilfreich sein. Allerdings sollte dessen richtiger Einsatz, sowie der Umgangs mit eventuellen Nebenwirkungen, wie z.B. Entzugssymptomen oder der begrenzten Wirkdauer, insbesondere im Vergleich zu lang-wirksamen Opioiden erlernt worden sein. Dies lässt sich gut in spezifische Notfallschulungen für Opioidabhängige zum Umgang mit Opioidüberdosierungen integrieren.
Methode:
Das bayerische Modellprojekt zu Take-Home-Naloxon (Bay THN) hatte zum Ziel, eine an die Zielgruppe didaktisch angepasste Drogennotfallschulung, inkl. Take-Home Naloxon in fünf Modellregionen zu evaluieren. Darüber hinaus wurden Einsätze des THN durch Opioidabhängige ausführlich dokumentiert.
Resultate:
Wichtige Ergebnisse aus dem Modellprojekt zu Erfolg und evtl. Risiken der Notfallschulungen, inkl. Einsatz von Take-Home Naloxon werden vorgestellt.