Raum:
Saal Paris 1 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 01: Neurokognitive Erkrankungen, organische psychische Störungen, Demenz, F0
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Während im 19. Jahrhundert die Katatonie als eigenständiges neuropsychiatrisches Krankheitsbild von Karl Kahlbaum definiert wurde, gliederte Kraepelin sie in sein Konzept der Dementia praecox ein und setze sich damit konzeptuell für die folgenden fast 100 Jahre durch. Im ICD-11 wird die Katatonie nun wieder als eigenständiges Krankheitsbild aus den Schizophrenie-Spektrum Störungen ausgegliedert und als eine primär psychomotorische Störung mit verminderter, gesteigerter oder abnormer psychomotorischer Aktivität definiert. Es ergeben sich Assoziationen nicht nur zur den schizophrenen Psychosen, sondern auch zu affektiven Störungen und Autismus-Spektrum-Störungen oder anderen Entwicklungsstörungen. Ferner wird ein klarer Bezug zu Intoxikationen und Entzugskonstellationen (Cannabis, Halluzinogene, Kokain und MDMA, Psychopharmaka, Steroide) und medizinischen Erkrankungen wie diabetischer Ketoazidose, Hyperkalzämie, hepatischer Enzephalopathie, Homocystinurie, Neoplasmen, Schädel-Hirn-Trauma, zerebrovaskulären Erkrankungen und Enzephalitis hergestellt. In diesem Symposium des Referates Neuropsychiatrie wollen wir die Katatonie neu beleuchten.
13:30 Uhr
Katatonie – nosologische Entwicklung und klinische Phänotypen (Katatonie und Schizophrenie)
O. Pogarell (München, DE)
13:52 Uhr
Klinische Phänotypen und Komorbiditäten (Katatonie und Autismus)
L. Tebartz van Elst (Freiburg im Breisgau, DE)
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Autor:in:
L. Tebartz van Elst (Freiburg im Breisgau, DE)
Im ICD-11 wurde das Störungsbild der Katatonien als eigene Entität unabhängig von den Schizophrenien ausgegliedert. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass eine Vielzahl von unterschiedlichen sekundären Varianten katatoner Störungen beschrieben sind. Darüber hinaus wurde aber in der Forschung der letzten Dekaden auch klar, dass schizophreniforme Störungen keineswegs die einzigen primär-idiopathischen, psychiatrischen Störungsbilder sind, in deren Kontext katatone Phänomene beobachtet werden können. Neben den affektiven Störungen gehören die Autismus-Spektrum-Störungen sicher zu den wichtigsten weiteren primär-idiopathischen psychischen Entitäten, in deren Kontext häufig katatone Phänomene insbesondere in Stress- und Anspannungssituationen beobachtet werden können. In diesem Beitrag wird der bislang noch sehr dünne Forschungsstand zu der Thematik vorgestellt. Weiter wird anhand von klinischen Beispielen veranschaulicht, wie therapeutisch mit diesem schwierigen Thema katatoner Anspannungszustände bei Menschen mit Autismus umgegangen werden könnte.