Seit 1.1.2022 gilt in den 194 Mitgliedsstaaten der WHO der Umstieg von ICD-10 auf ICD-11 zur Todesursachenstatistik mittels Mortality and Morbidity Statistics (MMS). Die Implementierung der Morbiditätsstatistik ist in unterschiedlichem Entwicklungsstand, Deutschland rechnet mit mehrjähriger Übergangszeit: z.B. Übersetzung, Aushandlung gesundheitspolitischer, -ökonomischer oder IT-technischer Anforderungen innerhalb der nationalen AG-ICD-11 (Organisation KKG/BfArM) spielen eine Rolle. Für die psychomedizinischen Disziplinen aus dem Übergang zur ICD-11 resultierende Problemstellungen wie Mappinginkonsistenzen, Casenessdiskontinuität oder Prävalenzverschiebungen mit etwaigen Therapiekonsequenzen müssen durch passagere ICD-10/11- Doppelkodierung geklärt werden.
Die Metastruktur der MMS (icd.who.int/browse11/l-m/en) des neuen Kapitels 06 Mental, behavioural or neurodevelopmental disorders (MBND) mit Entwicklung über die Lebensspanne ist stark differenziert dank alphanumerischer Kodiermöglichkeiten. MBND umfasst 21 Störungskapitel (nur 10 in ICD-10) mit teilweise erheblichen Veränderungen und 15 neu eingefügten Kategorien. Einige in Kapitel F verortete Störungen bilden jetzt eigene Kapitel (7: Sleep-wake disorders, 17: Conditions related to sexual health). Kapitel 8 beinhaltet Diseases of the nervous system, neurokognitive Störungen werden sowohl in Kapiteln 6 wie 8 mittels „Postkoordination" kodiert. „Specifiers“ ermöglichen eine kategorial-dimensionale Mischklassifikation der ICD-11.
Leitkonzepte der „Clinical Descriptions and Diagnostic Requirements“ (CDDR) für MBND wie diagnostische Konsistenz und „Utility“ wurden in Feldstudien belegt.
WHO “Reference Guide“ und „Implementation or Transition Guide“ informieren über Struktur und Taxonomie sowie nationale Voraussetzungen der Einführung wie „Capacity Building“.
Das Symposium gibt einen Überblick aus klassifikatorischer, gesundheits- und fachpolitischer, operativer und administrativer sowie europäischer Perspektive.