Raum:
Saal A4 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 12: Epidemiologie, Risikofaktoren und krankheitsübergreifende Mechanismen
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Extremistische Gewalttaten werfen in der Diskussion um Hintergründe und Ursachen die Frage auf, inwieweit die verübten Taten mit psychischen Erkrankungen der Täter:innen im Zusammenhang stehen und ob sich im Vorfeld der Taten psychische Auffälligkeiten gezeigt haben, deren Erkennen und Behandlung die Tat möglicherweise verhindert hätten. Auch wenn bei extremistischen Personen nicht generell eine erhöhte Prävalenz von psychischen Störungen besteht, können z.B. frühkindliche traumatische Erfahrungen oder Lebenskrisen die Entwicklung einer extremistischen Einstellung er-höhen. Hinzu kommt, dass es in der Folge eines (De-)Radikalisierungsprozesses zur Entwicklung von psychischen Störungen kommen kann und diese überdies ein erhöhtes Risiko für Gewaltanwendung in Zusammenhang mit der extremistischen Einstellung zur Folge haben können.
Im Symposium werden Ergebnisse einer deutschlandweiten Online-Befragung bei Psychotherapeut:innen und Psychiater:innen vorgestellt, bei der Erfahrungen in der Krankenbehandlung von Patient:innen mit extremistischer Einstellung und ihren Angehörigen erfasst wurden. In einem weiteren Beitrag wird eine Untersuchung zu Prädiktoren von Gewaltereignissen in der Psychiatrie und zu religiös-motivierten Radikalisierungstendenzen innerhalb einer Stichprobe von Patient:innen mit psychotischen Erkrankungen vorgestellt und die Herausforderungen im Sinne einer Abgrenzung zu nicht-pathologischen extremen Überzeugungen oder extremistisch motivierten Taten diskutiert. Ein dritter Beitrag zieht Bilanz zu Gelingensfaktoren und Herausforderungen psychotherapeutischer Behandlung insbesondere in Kooperation mit Fachberatungsstellen zur Deradikalisierungs- und Ausstiegshilfe und gibt einen Ausblick auf zukünftige Bedarfe einer intersektoriellen Gesundheitspolitik im Bereich der Extremismusprävention.
08:30 Uhr
Ergebnisse der Online-Befragung von Psychotherapeut:innen und Psychiater:innen zu Erfahrungen mit Patient:innen mit extremistischer Einstellung
T. Rau (Ulm, DE)
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Autor:innen:
T. Rau (Ulm, DE)
M. Allroggen (Ulm, DE)
Als extremistische Einstellungen werden ideologische oder politische Überzeugungen bezeichnet, die nicht mit den Menschenrechten, mit demokratischen Wertprinzipien und den Grundprinzipien der Verfassung in Deutschland kompatibel sind. Extremismus muss nicht, kann jedoch in der militantesten Ausprägung in Terrorismus enden und damit die nationale/internationale Sicherheit in Gefahr bringen. Bekannt sind vor allem der Rechts- und Linksextremismus, der islamistisch motivierte Extremismus und neue Strömungen wie die vom Verfassungsschutz beobachtete „Querdenken“-Bewegung. In einer deutschlandweiten anonymen Online-Befragung von Fachärzt:innen und Psychotherapeut:innen wurden Erfahrungen zur Behandlung von Patient:innen mit extremistischer Einstellung und ihren Angehörigen erfragt. Insgesamt haben über 300 Fachkräfte an der Befragung teilgenommen. Über die Hälfte der Be-fragten hatte bereits einmal Kontakt im Rahmen der Behandlung und Therapie. Von über 200 Fachkräften liegen detaillierte Informationen über ihre Erfahrungen vor und Angaben zu den psychischen Erkrankungen der behandelten Patient:innen. Bei den Fachkräften zeigen sich vor allem Unsicherheiten bei der Thematisierung der extremistischen Einstellung im Rahmen der Therapie und in Situationen der Selbst- und Fremdgefährdung, bei denen in einigen Fällen die Information der Sicherheitsbehörden erforderlich war. Die Ergebnisse der Studie fließen in ein E-Learning-Curriculum zum Thema Extremismusprävention für Angehörige von Heilberufen ein, das die Herausforderungen für Fachärzt:innen und Psychotherapeut:innen aufgreift, die sich durch aktuelle (gesellschaftliche) Geschehnisse ergeben.
09:00 Uhr
Extremismus und extremistische Entwicklungen im Kontext einer psychiatrischen Versorgungsklinik
09:30 Uhr
Kollegiale Beratung, konsiliarische Hilfen, Psychotherapie – Bilanz der Zusammenarbeit mit Extremismus-Ausstiegsprogrammen
K. Sischka (Berlin, DE)