Raum:
Saal A4 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 19: Früherkennung, Prävention und Gesundheitsförderung
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Zu den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels gehören auch psychische Folgen. Hier sind vor allem Angststörungen und depressive Störungen zu beobachten. Dabei spielen direkte Folgen als Sorge um die Zerstörung oder das unmittelbare Erleben der Veränderung der Lebensumwelt eine Rolle wie auch indirekte Folgen, die aus den Folgen umweltbedingter Migration, wirtschaftlichen Krisen und Nahrungsmittelknappheit entstehen. Urbane Grünflächen wiederum gehören zu den wichtigen gesundheitsprotektiven Ressourcen, die eine entscheidende Rolle für unsere psychische Gesundheit spielen. Nicht nur der Klimawandel stellt für die Grünflächen eine Bedrohung dar, sondern auch die Verteuerung von Wohnraum und bauliche Verdichtung. Stadtplanerische Domänen wie Wegeplanung, Infrastruktur, Gestaltung des öffentlichen Raums und architektonische Elemente haben eine relevante Rolle für das Verhalten und damit indirekt für die psychische Gesundheit. Dieses interdisziplinär ausgerichtete Symposium will daher die Risiken des Klimawandels für die psychische Gesundheit und die umweltabhängigen Gesundheitsressourcen nebeneinanderstellen und den wachsenden Stellenwert einer engeren Zusammenarbeit von Psychiatrie, Psychotherapie, Stadtplanung, Architektur, Geographie und Politik hervorheben.
15:30 Uhr
Urbane Grünflächen und neuronale Stressresponsivität
A. Dimitrov-Discher (Berlin, DE)
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Autor:innen:
A. Dimitrov-Discher (Berlin, DE)
J. Wenzel (DE)
N. Kabisch (Hannover, DE)
J. Hemmerling (Berlin, DE)
M. Bunz (Berlin, DE)
J. Schöndorf (Berlin, DE)
H. Walter (Berlin, DE)
I. Veer (Amsterdam, NL)
M. Adli (Berlin, DE)
Urbanes Wohnen bietet viele Vorteile, z.B. erleichterten Zugang zu Bildung und Arbeit, aber auch Herausforderungen, u.a. ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung stressassoziierter Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen. In unserer Studie haben wir den Zusammenhang zwischen drei bedeutsamen Umweltvariablen und neurofunktionaler Aktivität während der Ausübung von sozialem Stress im fMRT untersucht. Dafür wurde mithilfe der Wohnorte von 42 männlichen Teilnehmern Daten extrahiert zum Umfang von Grünflächen, Luft- und Lärmbelastung. Wir haben angenommen, dass Grünflächen positiv, Lärm- und Luftbelastung negativ assoziiert sein werden mit stressbezogener Gehirnaktivierung in Regionen, die für die Emotionsregulation wichtig sind. Die Analysen zeigten, dass eine höhere Prozentzahl an Grünfläche assoziiert war mit stärkeren Aktivierungen im parietalen und insulären Cortex in der Stress- im Vergleich zur Kontrollbedingung. Luftbelastung dagegen zeigte schwächere Aktivierungen in ähnlichen und weiteren Gehirnarealen. Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit von interdisziplinärer Forschung im Bereich des Neurourbanismus und den Einbezug von Umweltvariablen in zukünftige Studien als auch in der Anwendung im stadtplanerischen Bereich.
15:52 Uhr
abgesagt: Umweltgerechtigkeit, Grünflächen und psychische Gesundheit in der Stadt
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Klimawandel beeinflusst Natur und den Menschen durch die steigende Anzahl von Extremereignissen mit der Zunahme von langanhaltenden Hitze- und Dürreperioden. Vegetation ist unter Stress, wodurch die Bereitstellung von Ökosystemleistungen mit Herausforderungen verbunden ist. Jedoch erfüllen urbane Grünflächen auch unter Herausforderungen des Klimawandels wichtige regulierende und kulturelle Funktionen bzw. Ökosystemleistungen und haben positive Effekte für Gesundheit und Wohlbefinden. Urbane Grünflächen wie Stadtparks kühlen und stellen für Stadtbewohnende wichtige Erholungsorte dar, die helfen, mit der Hitze besser zurechtzukommen.
Unsere Ergebnisse aus Untersuchungen in Stadtparks in Leipzig und in Berlin während der Hitzesommer in 2018 und 2019 zeigen einen Stress-reduzierenden Effekt nach einem Aufenthalt im Stadtpark im Vergleich zum dicht-bebauten Straßenbereich. Es zeigte sich aber auch die Notwendigkeit, Stadtparks an Extrembedingungen wie Hitze und Trockenheit anzupassen und dabei auf Anforderungen unterschiedlicher Nutzergruppen einzugehen. Wichtig sind beschattete Bereiche, hochwertige, diverse Spielplatzbereiche, Wasserspielplätze, Bänke mit Arm- und Rückenlehnen sowie sichere Wege. Parks bzw. öffentliche Grünflächen als Teil grüner Infrastruktur sollten fußläufig innerhalb von 300-500m für alle Bevölkerungsgruppen erreichbar und mindestens 2 ha groß sein.
Der gerechte und faire Zugang zu städtischem Grün für alle Stadtbewohnenden, das ganz unterschiedlichen Ansprüchen gerecht wird, ist von entscheidender Bedeutung, um Quartiere mit hoher Lebensqualität zu entwickeln. Die Identifizierung der verschiedenen Bedürfnisse von Stadtbewohnenden, von Nutzungsbarrieren und zukünftigen Potenzialen städtischer Grünflächen auf wissenschaftlicher Grundlage hilft der Stadtplanung, den Herausforderungen des globalen Wandels zu begegnen und gleichzeitig die Gesundheit von Mensch und Umwelt zu fördern.
16:14 Uhr
Synergien finden: Wie Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise gleichzeitig die psychische Gesundheit fördern könnten
S. Karl (Mannheim, DE)
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Autor:in:
S. Karl (Mannheim, DE)
Der Klimawandel, der Biodiversitätsverlust und die weltweite Verschmutzung von Luft, Wasser und Böden gefährden die psychische Gesundheit –als Risikofaktoren für psychische Erkrankungen, in zunehmendem Maße aber auch als nachvollziehbare Ursache für Ängste, Trauer und Verzweiflung. Die gute Nachricht ist aber, dass Maßnahmen zur Bewältigung dieser existenziellen Umweltkrisen gleichzeitig die psychische Gesundheit fördern können. Dazu zählen Interventionen zur Förderung aktiver Mobilitätsformen und gesunder Ernährung, Interventionen zur Reduktion sozialer Ungleichheit, der sozial gerechte Ausbau urbaner Grün- und Blauflächen oder Aufklärungsmaßnahmen über die Zusammenhänge von Umweltveränderungen und psychischer Gesundheit. Eine Möglichkeit, solche Synergien zu identifizieren und ihre Umsetzung zu fördern, bieten inter- und transdisziplinär besetzte wissenschaftliche Politikberatungsgremien, die wissenschaftlich basierte Handlungsempfehlungen entwickeln.