Psychische Erkrankungen stellen die Hauptbedrohung der sozialen Inklusion und der Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen dar. Es ist bekannt, dass der Verlauf der gesamten Erkrankung wesentlich von der frühzeitigen Entdeckung und der nachhaltigen Behandlung abhängt. Internationale Konzepte fordern, dass speziell auf diese Personengruppe ausgerichtete, niederschwellige, wenig stigmatisierende, auch aufsuchende Angebote, welche medizinische, berufliche und soziale Hilfen, sowie kinder- und jugend- sowie erwachsenenpsychiatrische Behandlung kombinieren, entwickelt werden sollen. Von diesen Angeboten wird erwartet, daß sie die Inanspruchnahme steigern und den Krankheitsverlauf wesentlich verbessern, sowie Arbeitslosigkeit, Wohnheimunterbringung und Frühberentung vorbeugen. In Deutschland ist die Umsetzung integrierter Konzepte durch die unterschiedlichen Kostenträger z. B. SGB V und SGB XII, sowie die unterschiedlichen fachärztlichen Zuständigkeiten erschwert. Im vorliegenden Symposium sollen unterschiedliche Modelle von Hilfsangeboten für Junge Menschen, deren Inanspruchnahme, klinischen Charakteristika und Verlaufsdaten der Nutzenden beschrieben werden.
J. Martini stellt die Charakteristika und die Verlaufsdaten von Hilfesuchenden von dd früh dran vor, einem spezialisierten Zentrum der Universitätsklinik Dresden für junge Menschen mit erhöhtem Risiko für bipolare Erkrankungen.
A. Bechdolf stellt die klinischen Daten und Diagnose und Pathways von über 800 jungen Menschen dar, die sich hilfesuchend im Soulspace vorgestellt haben. Soulspace konzentriert erwachsenpsychiatrische und kinder-jugendpsychiatrische Angeboten und SGB XII Angeboten für 15-28-Jährige an einem nicht stigmatisierten Ort außerhalb des Krankenhauses.
Thérèse van Amelsvoort stelle Daten von 150 hilfesuchenden Teilnehmenden bei Ease vor einem niederländischen, niederschwelligen Angebot, daß kinder-jugend und erwachsenpsychiatrische Diagnostik und Intervention verknüpft.
10:15 Uhr
Charakteristika und Verlaufsdaten von jungen Erwachsenen, die sich bei einem spezialisierten universitären Früherkennungszentrum für bipolare Störungen vorstellen – Dresden früh dran
K. Bröckel (Dresden, DE)
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Autor:in:
K. Bröckel (Dresden, DE)
Hintergrund. Die Früherkennung und Frühintervention von Personen mit Risikofaktoren für eine Bipolare Störung oder unterschwelligen Symptomen kann den Krankheitsverlauf verbessern und negativen Konsequenzen der Erkrankung abmildern.
Methoden. Untersuchung der soziodemographischen, klinischen und psychopathologischen Eigenschaften von hilfesuchenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen die das Früherkennungszentrum „Dresden früh dran“ am Universitätsklinikum der Technischen Universität Dresden von 05/2009 bis 04/2018 aufsuchten. Alle Personen erhielten eine psychiatrische Anamnese und ein strukturiertes klinisches Interview. Bei Verdacht auf ein Bipolar-Risiko wurden Früherkennungsinstrumente für Bipolare Störungen (EPIbipolar, BPSS-FR) durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in multiprofessionellen Fallkonferenzen besprochen und Behandlungsoptionen wurden den Betroffenen zurückgemeldet.
Ergebnisse. Von 890 hilfesuchenden Personen schlossen 582 (65%) den diagnostischen Prozess ab, von denen 24 (4%) die diagnostischen Kriterien für manifeste Bipolare Störung. Darüber hinaus wurden 125 (21%) Risikopersonen identifiziert, von denen 22% eine positive Familienanamnese für Bipolare Störungen aufwiesen, 44% ein (Hypo-)Manierisiko hatten und 48% zyklothyme Stimmungsschwankungen mit erhöhter Aktivität beschrieben. Die häufigsten sekundären Risikofaktoren waren ein reduziertes psychosoziales Funktionsniveau (78%), eine depressive Störung in der Vorgeschichte (67%), spezifische Schlaf- bzw. Circadian-Rhythmusstörungen (59%) und Substanzgebrauch (Cannabis:50%, Alkohol:33%).
Diskussion. Über 10 Jahre konnte die Machbarkeit (feasibility) des standardisierten Vorgehens im Früherkennungszentrum Dresden gezeigt werden. Die zukünftige Forschung sollte sich der Entwicklung von stadienspezifischen und personalisierten Früherkennungs- und Frühinterventionsansätzen widmen.
10:45 Uhr
Klinische Charakteristika und Verlaufsdaten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich beim interdisziplinären und interinstitutionellen Früherkennungsangebot soulspace in Berlin vorstellen
A. Bechdolf (Berlin, DE)
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Autor:innen:
A. Bechdolf (Berlin, DE)
S. Hanser (DE)
J. Baumgardt (DE)
K. Leopold (DE)
Es wird das Konzept eines niederschwelligen Beratungs- und Behandlungsangebotes in Berlin Kreuzberg vorgestellt. Erwachsenen-, Kinder-Jugendpsychiatrie und Psychotherapie und einer Kontakt und Beratungsstelle für Junge Erwachsene haben gemeinsam soulspace gegründet um jungen Menschen mit ersten psychischen Krisen ein nichtstigmatisierendes, leicht zugängliches Angebot zu schaffen. Die sozidemographischen Daten, Pathways to care und klinischen Diagnosen der ersten 563 hilfesuchenden Menschen werden präsentiert.
11:15 Uhr
Who is @ease? Characteristics of Dutch youth mental health centers
R. Klaassen (Amsterdam, NL)
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Autor:innen:
T. van Amelsvoort (Maastricht, NL)
S. Leijdesdorff (NL)
R. Klaassen (Amsterdam, NL)
Aim: Although mental disorders often emerge early in life, only a minority of young people receives timely and appropriate mental health care. A worldwide youth mental health movement aims to prevent development and persistence of psychiatric disorders. As part of this movement, the first four @ease-centres were opened in the Netherlands. @ease is a youth driven, professionally supported initiative, providing peer-to-peer counselling, anonymous and free of charge, for people aged 12-25.
Methods: Data consists of a detailed description of the working method of @ease, combined with characteristics of all young people accessing the services between the start in January 2018 and July 2020.
Results: Peer-workers, including experts by experience, were trained in listening, motivational interviewing and solution focused strategies and supervised by a diverse group of healthcare professionals. A total of 291 visitors, aged 21 on average, were satisfied to very satisfied with @ease’s services. Psychosocial distress, social functioning and quality of life measures at first visit showed moderate to severe levels of impairment and almost half of all visitors skipped school. One third reported parental mental illness, 28% suicidal ideations and 11% had made specific plans to end their life. Only less than a third of all visitors received mental health care in the three months prior to their visit.
Conclusion: Apart from the necessity, this study showed the feasibility of a youth driven, professionally supported organization offering peer-to-peer counselling in the Netherlands. @ease showed to be a flexible organization, aiming at normalizing where possible and intervening when necessary.