Raum:
Saal New York 2
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 02: Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, Verhaltenssüchte, F1
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Der exzessive Gebrauch von Smartphones – ob erst als schädlicher Gebrauch oder schon als Abhängigkeit ausgeprägt – über alle Altersgruppen und sozialen Schichten hinweg ist ein massenhaftes Alltagsphänomen; es findet zunehmend wissenschaftliches Interesse und ist oft Gegenstand kritischer Darstellungen in der Publizistik und in den Medien.
Dass dieses Phänomen längst in erschreckendem Ausmaß auch unter Menschen mit Intelligenzminderung oder mit Lernbehinderung um sich gegriffen hat, ist indessen weithin unbeachtet geblieben. Es beeinträchtigt jedoch ihre sozialen Interaktionen und die Gesundheit dieser besonders vulnerablen Gruppen erheblich. Der erwähnte Neglect betrifft sowohl die psychiatrische Versorgung als auch die Dienste und Einrichtungen der Jugend- und der Eingliederungshilfe (Behindertenhilfe). Das steht allerdings im Widerspruch zu den Forderungen der Artikel 25 und 26 der UN-Behindertenrechtskonvention.
Es ist dringend notwendig, den Stand des Wissens im Hinblick auf die Gegebenheiten bei Menschen mit Intelligenzminderung und Lernbehinderung aufzubereiten und nach Lösungen im Bereich präventiver und therapeutischer Angebote für diese Personengruppen zu suchen. Dazu soll das Symposium einen Beitrag leisten.
14:30 Uhr
Smartphone-Missbrauch durch Menschen mit Intelligenzminderung und seine Alltagswirkungen – Bericht aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung
M. Seidel (Bielefeld, DE)
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Autor:in:
M. Seidel (Bielefeld, DE)
Zweifellos ist zu begrüßen, dass Menschen mit Intelligenzminderung teilhaben an der gesamtgesellschaftlichen Tendenz, moderne Kommunikationstechniken und -mittel, darunter das Smartphone, zu nutzen. Es gibt eine Reihe von Aktivitäten, sie dabei zu unterstützen, ihnen Kompetenzen zu vermitteln, praktische Tipps zu geben usw. Ein Beispiel dafür sind die PIKSL-Labore, die mittlerweile in vielen Orten anzutreffen sind. Sie leisten einen Beitrag zur digitalen Barrierefreiheit, ihr Motto lautet: Die (digitale) Welt von morgen ein Stück barrierefreier machen!
Dabei verhält es sich mit der Nutzung der modernen Technik bei Menschen mit Intelligenzminderung wie auch sonst in der Gesellschaft – sie hat auch ihre Schattenseiten, nämlich die Nutzung dieser Technik in einem Ausmaß, die die Kriterien des schädlichen Gebrauchs oder der Abhängigkeit erfüllen.
Der Beitrag beruht auf Erfahrungen aus wiederholten Fortbildungsveranstaltungen für Mitarbeitende in Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM), die ursprünglich vor einigen Jahren aus einem „Hilferuf“ einer WfbM hervorgingen. Die Teilnehmenden sind aufgefordert, vor der Fortbildungsveranstaltung ein ausführliches Interview mit einer oder einem WfbM-Beschäftigten aus ihrem Zuständigkeitsbereich zu führen. Regelmäßig berichten sie voller Erstaunen über das Ausmaß der Smartphone-Nutzung. Der Beitrag stellt die verschiedenen Erscheinungsformen exzessiver Smartphone-Nutzung durch WfbM-Beschäftigte einerseits, die vielfältigen Auswirkungen auf deren Freizeitverhalten, Lebensstil, Interaktionsformen usw. andererseits vor.
Der Beitrag wird die Erkenntnisse der Mitarbeitenden in diesen Fortbildungen beschreiben und deren Überlegungen zum Umgang mit der Problematik vorstellen.