Die kulturvergleichende Definition des Wahns ist mit zahlreichen konzeptionellen und pragmatischen Problemen konfrontiert. Vor allem Wahndefinitionen, die sich auf das dritte Wahnkriterium (Unmöglichkeit des Inhalts) der Jaspers'schen Wahnkriterien stützen, erweisen sich oft als wenig geeignet um zwischen gesund und krank zu unterscheiden. Von Thomas Stompe werden unter dem Titel „Kulturelle Einflüsse auf Wahnphänomene“ verschiedene das Inhaltskriterium umgehende Wahndefinitionen sowie Ergebnisse international vergleichender Forschung vorgestellt. In der Early-Psychosis-Forschung wird von einem Kontinuum zwischen gesund und krank ausgegangen. So finden sich Psychose-artige Erfahrungen und psychotische Symptome einerseits im Rahmen manifest psychotischer Erkrankungen wie Schizophrenie, aber auch in der gesunden Allgemeinbevölkerung ohne psychiatrische Erkrankungen und bei Personen mit affektiven Störungen und Angsterkrankungen. In der Literatur wird ein positiver Zusammenhang und phänomenologische Ähnlichkeit zwischen Psychose-artigen Erfahrungen, psychotischen Symptomen und paranormalen Überzeugungen wird beschrieben. Barbara Hinterbuchinger (Vortragstitel: Psychose und Esoterik – ein phänomenologischer Graubereich?) wird Studienergebnisse vorstellen, die signifikante Unterschiede in der Häufigkeit von Psychose-artigen Erfahrungen und Symptomen zwischen Personen mit Glaube an paranormale Phänomene, religiösen Individuen und Personen mit einem naturwissenschaftlichen Zugang und skeptischer Haltung gegenüber parawissenschaftlicher Thesen fanden. Andere Aspekte der Wahnkriterien von Jaspers betreffen die Unbeeinflussbarkeit und die Unmöglichkeit des Inhalts, die aber eine andere Person brauchen: die, die kommuniziert, und die, die beurteilt. In der heutigen Zeit hat die Intersubjektivität an Bedeutung gewonnen und das Verständnis des Wahns bereichert. Martin Aigner wird vor diesem Hintergrund über „Wahnhafte Phänomene im IT-Zeitalter“ referieren.