P-12-01:
Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Behandlungszahlen von Patienten mit Depressionen in Deutschland – eine Lücke in der Versorgung psychisch Kranker?
M. Aichholzer (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:innen:
M. Aichholzer (Frankfurt am Main, DE)
C. Schiweck (Frankfurt am Main, DE)
C. Uckermark (Frankfurt am Main, DE)
T. Hamzehloiya (Frankfurt am Main, DE)
A. Reif (Frankfurt am Main, DE)
S. Edwin Thanarajah (Frankfurt am Main, DE)
Einleitung: Die Zahl von Depressionen stieg während der Covid-19-Pandemie weltweit an [1, 2]. Es wird untersucht, ob die Versorgung von Patienten mit einer ersten depressiven Episode (EDE) und rezidivierenden depressiven Störung (MDD) während der Pandemie beeinträchtigt wurde. Methoden: Wir extrahierten bundesweite Daten aus der Datenbank des Deutschen Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus und untersuchten stationäre Fallzahlen für 2020 und 2021 in Bezug auf die Covid-19-Fälle. Die lokalen Fallzahlen wurden für die gleichen Jahre im Vergleich zu 2019 analysiert. Die Veränderung der Patientenzahlen in Frankfurt der Jahre 2020 und 2021 im Vergleich zu 2019 wurden in einer einseitigen ANOVA getestet. Ergebnisse: Die bundesweiten Covid-Fälle und stationär behandelten Depressionen zeigten 2020 und 2021 gegenläufige Veränderungen. Während der 1. Covid-Welle sank die Zahl der 1)EDE um 57,5% und 2)MDD um 56,3% im Vergleich zu Januar 2020. Auch während der folgenden Covid-Wellen, wurde ein Abfall der stationären Versorgungszahlen beobachtet. In unserer Klinik sank die Zahl stationärer MDD-Patienten sowohl 2020 (adj. p < 0,0001, 95% CI 12,20-29,30) als auch 2021 (adj. p < 0,0001, 95% CI 12,54-29,63) im Vergleich zu 2019 signifikant. Die durchschnittliche Zahl ambulanter MDD-Patienten nahm 2021 im Vergleich zu 2019 signifikant zu (adj. p < 0,0012, 95% CI -134,6 bis -43,37). Die durchschnittliche Zahl von EDE-Patienten blieb über die Jahre hinweg gleich. In jeder Covid-19-Welle kam es aber zu einem Rückgang stationärer und zu einer Zunahme ambulanter EDE. Schlussfolgerung: Depressionen wurden in Zeiten hoher Covid-19-Infektionsraten seltener stationär behandelt, wobei dies insbesondere auf die MDD Patienten zutrifft und die Zahl der EDE-Patienten unverändert blieb. MDD-Patienten scheinen sich mehr zurückgezogen zu haben, was durch die Hygienevorschriften begünstigt wurde. Diese Daten verdeutlichen eine Benachteiligung von Menschen mit Depressionen während der Pandemie.
P-12-02:
Beeinflussen wiederholte intravenöse Esketamingaben die Emotionserkennung und Stimmung depressiver Patienten?
M. Aichholzer (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:innen:
M. Aichholzer (Frankfurt am Main, DE)
A. Malik (Oxfordshire, GB)
X. Wang (Oxfordshire, GB)
A. Finlayson (Oxfordshire, GB)
G. Dawson (Oxfordshire, GB)
D. Ferdowssian (Frankfurt am Main, DE)
M. Stäblein (Frankfurt am Main, DE)
A. Reif (Frankfurt am Main, DE)
C. Reif-Leonhard (Frankfurt am Main, DE)
Einführung: Eine schnell wirksame Behandlung für eine therapieresistente Depression (TRD) ist Esketamin [1]. Der stimmungsaufhellende Wirkmechanismus von Esketamin ist noch nicht ausreichend erforscht. Antidepressiva können schnelle Veränderungen in der Verarbeitung von Emotionen hervorrufen, die zu einer Verbesserung der Stimmung führen [2]. In der vorliegenden Studie wurden die Auswirkungen von Esketamininfusionen auf die Emotionserkennung und die Stimmung von TRD-Patienten untersucht. Methode: Es wurden 18 stationäre TRD-Patienten rekrutiert. Die Daten der Facial Expression Recognition Task (FERT), FeelZoom, MoodZoom App wurden jeweils vor und 4 Stunden nach der Infusion erhoben. Bei der FERT mussten die Patientin präsentierte Emotion identifizieren. Zusätzlich wurden folgende Daten mehrfach erhoben: Digit Symbol Substitution Test DSST, Short-FERT, QIDS-SR, GAD-7, WSAS, CGI-S, CGI-I. Es wurden gepaarte t-Tests zwischen den Werten der Patienten vor der Infusion, nach der ersten und der sechsten Infusion durchgeführt. Ergebnisse: Bei Patienten, die mindestens 6 Infusionen erhielten, reduzierte sich die Treffsicherheit bei der Erkennung von traurigen Emotionen mit geringer Intensität in der FERT signifikant. Andere Emotionen mit geringer Intensität wurden weniger häufig falsch als traurig klassifiziert. Bei den subjektiven Stimmungsmessungen (FeelZoom und MoodZoom) wurde ein signifikanter Rückgang der negativen Gefühle insgesamt und der Teilwerte für Traurigkeit und Reizbarkeit festgestellt. Beim DSST wurde ein signifikanter Anstieg der Anzahl richtiger Antworten beobachtet. Schlussfolgerung: Wir konnten zeigen, dass Esketamin die Sensitivität für Traurigkeit und die Fehleinschätzung anderer Gefühle als Traurigkeit reduziert und auf diese Weise den negativen kognitiven Bias bei Depression mildert. Veränderungen in kognitiven Verarbeitungsprozessen liegen dabei möglicherweise den Verbesserungen der Stimmung zugrunde.
P-12-03:
Impact of fasting on stress systems and depressive symptoms in patients with major depressive disorder
B. Stapel (Hannover, DE)
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Autor:innen:
B. Stapel (Hannover, DE)
I. Heitland (Hannover, DE)
P. Gebhardt (Hannover, DE)
F. Caldarone (Hannover, DE)
N. Scharn (Hannover, DE)
D. Fraccarollo (Hannover, DE)
M. Westhoff-Bleck (Hannover, DE)
R. Lichtinghagen (Hannover, DE)
K. Kahl (Hannover, DE)
Introduction: Major depressive disorder (MDD) is often associated with poor response to treatment. Antidepressants target neurotransmission and neuroplasticity, processes requiring adequate energy supply. As imaging studies indicate disturbances in central energy metabolism, and caloric restriction impacts neuroplasticity, mood and cognition, correction of energy status might increase antidepressant effectiveness and reduce depressive symptoms.
Methods: N=21 MDD patients and N=28 controls (HC) underwent three days of fasting, during which only water was consumed. Due to ethical concerns, the MDD group started fasting after 6±3 weeks of inpatient treatment. Metabolic parameters (glucose, insulin, triglycerides, ketones), stress hormones (norepinephrine, aldosterone, cortisol), and BDNF levels were measured in serum samples. Depressive symptoms were assessed by BDI-2 score and its cognitive-affective and somatic subscores.
Results: Age and gender distribution were comparable, and fasting similarly impacted metabolism and significantly increased stress parameters in both groups. In HC, fasting significantly elevated BDI-2 scores and somatic subscores. In MDD, fasting significantly increased somatic-, but decreased cognitive-affective symptoms, while BDI-2 score did not significantly change. MDD subgroup analyses based on BDI-2 scores pre-fasting showed that cognitive-affective symptoms significantly decreased in patients with moderate/severe but not in those with mild symptoms. This was associated with differential changes in BDNF levels.
Conclusion: Fasting evoked comparable stress responses in MDD and HC. Cognitive-affective subscores improved specifically in MDD patients with moderate/severe symptoms that had insufficiently responded to prior therapy. Interventions that modulate peripheral- and subsequently cerebral energy metabolism might directly improve cognitive-affective symptoms and/or augment therapeutic efficacy in moderate/severely depressed patients.
P-12-04:
Exekutivfunktion und nicht-spezifische cerebrale Dysfunktionen bei Patient:innen mit einer difficult-to-treat-Depression im Vergleich zu unmedizierten depressiven Patient:innen und einer gesunden Kontrollgruppe
A. Brömstrup (Hannover, DE)
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Autor:innen:
A. Brömstrup (Hannover, DE)
R. Schülke (Hannover, DE)
S. Bleich (Hannover, DE)
H. Frieling (Hannover, DE)
T. Folsche (Hannover, DE)
A. Neyazi (Hannover, DE)
H. Maier (Hannover, DE)
Einführung
Die Depression gehört zu den häufigsten Erkrankungen mit einer weltweiten Lebenszeitprävalenz von 16-20%. Etwa 30% der PatientInnen (Pat.) leidet im Verlauf an einer difficult-to-treat-Depression (DTD) - definiert als eine Depression, die trotz üblicher Behandlungsversuche weiterhin erhebliche Belastungen verursacht. In den letzten Jahren wurden zunehmend Einschränkungen der Exekutivfunktionen (EF) und Neurological Soft Signs (NSS) bei den Pat. beschrieben. EF beschreiben kognitive Fähigkeiten und metakognitive Prozesse, die notwendig zur Verhaltenskontrolle und -planung sind. NSS sind diskrete motorische und sensorische Anomalien ohne eindeutige neurologische Schädigung, welche auf unspezifische strukturelle oder funktionelle cerebrale Dysfunktionen hinweisen können.
Das Ziel der Studie war der Vergleich der EF und NSS von Pat. mit DTD im Vergleich zu unmedizierten depressiven Kontrollen (UDK) und gesunden Kontrollen (GK), sowie die Untersuchung, ob diese durch eine adäquate antidepressive medikamentöse Therapie oder Elektrokonvulsionstherapie verbessert werden könnten.
Methode
Es wurden bislang 64 DTD-Pat., 13 UDKs und 20 GKs untersucht und nach Geschlecht und Alter gematcht. Die DTD-Pat. und UDKs litten aktuell an einer schweren depressiven Episode. Es erfolgte ein strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV, die Depressionsschwere wurde mittels BDI-II und MADRS erhoben. Die Remission wurde über einen MADRS-Wert unter 10 definiert, eine Response über eine Reduktion dessen um 50%. Die EF wurden durch eine longitudinale Untersuchung mittels modifiziertem Wisconsin Card Sorting Test, sowie dem Trail-Making-Test getestet, die NSS mittels der klinischen Untersuchung nach Gurvits et al..
Zusammenfassung
In einem aktuellen Artikel unserer Arbeitsgruppe konnte gezeigt werden, dass bei Pat. mit einer depressiven Störung vermehrte NSS auftreten. Die longitudinale Auswertung unserer Daten soll im Rahmen des Posters vorgestellt werden.
P-12-05:
tDCS zur Unterstützung der Depressionsbehandlung unter Routinebedingungen
C. Schulz (Osnabrück, DE)
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Autor:innen:
C. Schulz (Osnabrück, DE)
G. Kapanadze (DE)
B. Croissant (DE)
Zur Depression als einer der häufigsten psychischen Störungen existiert eine Vielzahl gut evaluierter, wirksamer psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlungsverfahren. Dennoch profitiert ein nicht unerheblicher Anteil der Betroffenen nicht oder nur unzureichend von den etablierten Behandlungsmethoden. Aus diesem Grund besteht weiterhin die Notwendigkeit, die Wirksamkeit bestehender Methoden zu verstärken. Zudem haben viele Betroffene ein ausgeprägtes biologisches Störungsverständnis. Mit der tDCS steht ein leicht anzuwendendes Verfahren der nicht-invasiven Hirnstimulation zur Verfügung. In dieser Studie untersuchen wir deshalb die Wirksamkeit einer begleitenden tDCS-Stimulation zusätzlich zur Standardbehandlung auf zwei Stationen einer psychiatrischen Klinik der Regelversorgung. Der Beitrag wird Daten hinsichtlich Feasibility, Inanspruchnahme und Wirksamkeit darstellen.
P-12-06:
Problemverhalten bei maskuliner Depression: Alkohol- und Drogenkonsum, harte Arbeit und Vermeidung der Psychiatrie
C. von Zimmermann (Erlangen, DE)
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Autor:innen:
C. von Zimmermann (Erlangen, DE)
M. Hübner (Erlangen, DE)
C. Mühle (Erlangen, DE)
C. Müller (Erlangen, DE)
C. Weinland (Erlangen, DE)
J. Kornhuber (Erlangen, DE)
B. Lenz (Mannheim, DE)
Einleitung: Die individuelle Identifikation mit Geschlechterrollen beeinflusst die Vulnerabilität für psychische Erkrankungen. Mit der Geschlechterrolle sind bestimmte Normen und Erwartungen verbunden. So wird z.B. Substanzmissbrauch oft als maskulin wahrgenommen, ebenso wie „harte Arbeit“ - das Suchen und Annehmen von Hilfe dagegen nicht. Mit der Veränderung der sozialen Geschlechterrolle werden bisher als eher maskulin geltende Normen auch immer relevanter für die Gesundheit von Frauen, so dass wir hier den Begriff der „maskulinen Depression“ verwenden.
Methode: Zur Untersuchung von Substanzkonsum, Kontakt zum Gesundheitssystem sowie Arbeitsstunden in einer Fall-Kontroll-Studie zur maskulinen Depression wurden 163 stationäre depressive Patient*innen mittels eines geschlechtsgetrennten Mediansplits anhand der Male Depression Rating Scale in maskulin depressive sowie nicht maskulin depressive Patient*innen unterteilt und mit 176 gesunden Kontrollen verglichen.
Ergebnisse: Maskulin depressive Patient*innen zeigten sich schwerer depressiv. Diese Depressionsform war mit kritischerem Alkoholkonsum (einschließlich bindge drinking), Tabakkonsum und illegalem Drogenkonsum assoziiert. Gleichzeitig zeigten betroffene Patient*innen eine höhere Anzahl an Arbeitsstunden sowie weniger Kontakte zum Gesundheitssystem wegen psychischer Anliegen im vorangegangenen Jahr.
Schlussfolgerung: Die Studienergebnisse zeigen, dass Patient*innen mit maskuliner Depression öfter einen schädlichen Substanzkonsum aufweisen, mehr Stunden am Arbeitsplatz berichten und trotz der starken Belastung seltener professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Bisher ist dies in der Therapie von sowohl Männern als auch Frauen nicht ausreichend berücksichtigt. Unsere Studie verdeutlicht die Notwendigkeit spezifischer Therapieangebote und identifiziert entsprechende Ansatzpunkte.
P-12-07:
Körpermaße und Serumlipide bei maskuliner Depression
C. von Zimmermann (Erlangen, DE)
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Autor:innen:
C. von Zimmermann (Erlangen, DE)
L. Brückner (Erlangen, DE)
C. Mühle (Erlangen, DE)
C. Weinland (Erlangen, DE)
J. Kornhuber (Erlangen, DE)
B. Lenz (Mannheim, DE)
Einleitung: Depressive Erkrankungen erhöhen das Risiko für Suizide, und Veränderungen der Serumlipide spielen bei beiden Phänomenen eine Rolle. Es besteht zudem ein Zusammenhang zwischen der Depressionsschwere und der Körperfettmasse sowie dem Bewegungsverhalten bei depressiven Patienten. Die maskuline Depression wurde als spezielle Unterform der Depression mit erhöhtem Suizidrisiko vermutet. In dieser Studie haben wir die Zusammenhänge zwischen Körpermaßen, Serumlipiden, Suizidgedanken und maskuliner Depression untersucht.
Methode: Depressive Patient*innen wurden mittels eines Mediansplits anhand der Male Depression Risk Scale in 81 Personen mit „maskuliner Depression“ und 82 Personen mit „nicht-maskuliner Depression“ unterteilt und hinsichtlich Körpermaße, Serumlipide und Suizidalität untereinander sowie mit einer gesunden Kontrollgruppe (176 Personen) verglichen.
Ergebnisse: Die Patient*innen mit maskuliner Depression unterschieden sich hinsichtlich der Körpermaße, Lipidwerten und Suizidgedanken nicht signifikant von den Patient*innen mit nicht-maskuliner Depression. Im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe zeigten die Patient*innen beider Gruppen höhere Körperfettmassen und ein größeres Risiko für Suizidgedanken. Suizidgedanken bei depressiven Patient*innen waren dabei mit einer niedrigeren LDL/HDL Ratio assoziiert.
Schlussfolgerung: Entgegen unserer Annahme konnten in dieser Studie keine signifikanten Unterschiede zwischen Patient*innen mit maskuliner Depression und denjenigen mit nicht-maskuliner Depression in Bezug auf Körpermaße, Serumlipide oder Suizidgedanken gezeigt werden.
P-12-08:
Associations between daily objective sleep measures, subjective sleep measures, and depression core symptoms: idiographic time series analyses in patients with recurrent depressive disorder
H. Oppenheimer (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:innen:
H. Oppenheimer (Frankfurt am Main, DE)
C. Sander (Leipzig, DE)
S. Ludwig (Leipzig, DE)
U. Hegerl (Frankfurt am Main, DE)
H. Reich de Paredes (Frankfurt am Main, DE)
While sleep restrictions have antidepressant effects for some patients, the relationship between sleep and depression varies across individuals. Idiographic, bidirectional associations between self-reported sleep and depression have been found, however, subjective sleep measures may be inaccurate. The present study examined the following research questions: Can patients with depression accurately report their sleep time? Does objective sleep cause depression symptoms, or vice versa? Does a long or short sleep duration lead to more symptoms?
Multivariate time series data (M = 181 days) were collected from N = 17 participants with recurrent Major Depressive Disorder. Self-reported depression core symptoms and subjective and objective total sleep time (TST) and time in bed (TIB), using a sleep diary and a bed sensor, were measured daily. Multilevel correlations observed agreement between subjective and objective sleep across participants over time. Vector autoregression models assessed idiographic associations between objective sleep and depression. Temporal relationships (Granger causality), directionality (impulse response functions), and impact of significant associations (forecast error variance decomposition) were observed.
Significant correlations (p < .001) between subjective and objective sleep were found (TST: r = 0.81; TIB: r = 0.86). Objective sleep caused depression in four positive and five negative, while depression caused objective sleep in four positive and two negative temporal associations. Depression explained 4.15% and 8.65% of forecast error variance in TST and TIB; TST explained 8.20% and TIB 9.77% in depression, on average over ten days.
Conclusions: As participants accurately estimated their sleep behavior, sensor-based monitoring and self-reports may be used interchangeably. Self-monitoring is useful to identify early warning signs and identify subgroups of patients who will benefit from personalized interventions, e.g., sleep restrictions.
P-12-09:
Klinische Charakteristika von Lithium-Intoxikationen
M. Kaczmarczyk (Berlin, DE)
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Autor:innen:
M. Kaczmarczyk (Berlin, DE)
M. Batke (Berlin, DE)
K. Wingenfeld (Berlin, DE)
C. Otte (Berlin, DE)
Einführung: Lithium ist seit mehreren Jahrzehnten der „Goldstandard“ in der Behandlung bipolarer affektiver Störungen. Die Dosierung orientiert sich an der Plasmakonzentration (in der Regel 0,6-0,8 mmol/l, bis 1,2 mmol/l bei manischen Episoden). Wegen der geringen therapeutischen Breite muss regelmäßig die Plasmakonzentration bestimmt werden, um eine Intoxikation zu vermeiden. Diese retrospektive Aktenanalyse soll Hinweise auf Art, Verlauf und Outcome von Lithium-Intoxikationen in einem Real-Life-Sample liefern.
Methode: Alle Endpunkte wurden retrospektiv mittels einer Aktenanalyse aller seit 2013 in der Charité – Universitätsmedizin Berlin registrierten Lithium-Intoxikationsfälle (Plasmakonzentration ≥ 1,1 mmol/l) erfasst. Im ersten Schritt erfolgte eine deskriptive Untersuchung des erhobenen Datensatzes, welcher im zweiten Schritt mittels Korrelations- und Regressionsanalysen explorativ untersucht wurde.
Ergebnisse: Insgesamt 136 Patientinnen und Patienten wurden identifiziert. 58,8% waren weiblich und das durchschnittliche Alter betrug 54,7 Jahre (± 16,7). Die Hauptindikation für die Lithium-Therapie war eine bipolare affektive Störung (52,9%). Chronische Intoxikationen stellten die dominierende Intoxikationsart dar (68,4%). Am häufigsten wurden neurologische Intoxikationssymptome registriert, einschließlich einer signifikanten negativen Korrelation zwischen der Lithium-Plasmakonzentration und der Vigilanz (r = -.396, p < .001). Insgesamt zeigte sich ein guter Outcome nach Abschluss der Intoxikationsbehandlungen (97,1% der Patientinnen und Patienten zeigten keine Residualsymptomatik).
Schlussfolgerung: Die Behandlung von Lithium-Intoxikationen stellt einen interdisziplinären Prozess zwischen Psychiatrie, innerer Medizin und Neurologie dar. Insbesondere bei geriatrischen Patientinnen und Patienten sollte die Lithium-Plasmakonzentration und die Begleitmedikation einem regelmäßigen Monitoring unterliegen.
P-12-10:
Prävalenz, Faktorenstruktur und Korrelate der Anhaltenden Trauerstörung nach DSM-5-TR
J. Treml (Leipzig, DE)
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Autor:innen:
J. Treml (Leipzig, DE)
E. Brähler (DE)
A. Kersting (Leipzig, DE)
Einleitung
Die Anhaltende Trauerstörung (ATS) wurde als neue Diagnose in die Text Revision des DSM-5 aufgenommen. Da sich die neuen Diagnosekriterien von Vorgängern unterscheiden, ist die Generalisierbarkeit früherer Ergebnisse beeinträchtigt. Um die gesundheitliche Belastung durch die ATS abzuschätzen, sind daher aktuelle epidemiologische Daten notwendig. Um Risikopersonen besser zu identifizieren, sind zudem Informationen über die Merkmale von Menschen, die an einer ATS leiden, hilfreich. Ziel dieser Studie war es daher, die Prävalenz der ATS in einer bevölkerungsbasierten Stichprobe zu ermitteln, die Faktorenstruktur zu prüfen, sowie soziodemografische und verlustbezogene Korrelate zu untersuchen.
Methodik
Untersucht wurde eine repräsentative Stichprobe der deutschen Allgemeinbevölkerung (N = 2.531), von denen n=1.371 Personen angaben, eine nahestehende Person verloren zu haben. Die ATS-Symptome wurden mit Items aus der Prolonged Grief Scale (PG-13) und dem Inventory of Complicated Grief (ICG) gemessen.
Ergebnisse/Diskussion
Die Punktprävalenz der ATS unter den Hinterbliebenen betrug 3,4%. Die konfirmatorische Faktorenanalyse bestätigte ein einfaktorielles Modell. Chi-Quadrat- und t-Tests ergaben, dass ATS häufiger bei Frauen, älteren Teilnehmenden und kürzlich Hinterbliebenen auftrat und in Abhängigkeit von der Beziehung zum Verstorbenen variierte. Teilnehmende, die die Kriterien der ATS erfüllten, erlebten den Tod zudem als gewaltsamer und waren weniger auf den Tod vorbereitet als Teilnehmende ohne ATS. Die Regressionsanalyse zeigte, dass die Zeit seit dem Tod, die Beziehung zum Verstorbenen und mangelnde Vorbereitung auf den Tod signifikante Prädiktoren für ATS waren.
Schlussfolgerung
Obwohl die Prävalenz von 3,4 % niedriger ist, als die einer Metaanalyse, bleibt die ATS in der Allgemeinbevölkerung eine erhebliche Störung. Insbesondere der Verlust eines Partners und eines Kindes erhöht das Risiko für eine ATS, ebenso wie mangelnde Vorbereitung auf den Verlust.
P-12-11:
Development of the multi-faceted depression literacy scale using data from the German depression barometer: secondary data analysis
A. Leimberger (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:innen:
A. Leimberger (Frankfurt am Main, DE)
A. Czaplicki (Frankfurt am Main, DE)
J. Seifert (Frankfurt am Main, DE)
U. Hegerl (Frankfurt am Main, DE)
H. Reich de Paredes (Frankfurt am Main, DE)
Introduction: The aim of the study (preregistration: https://osf.io/f8smx) was to develop a questionnaire with good psychometric properties assessing Depression Literacy as a multi-faceted construct considering the following facets: knowledge of depression including recognition of depression, knowledge of symptoms, intervention, first aid and self-help, causes, and prevention. Methods: The analysis was based on secondary data using the data from the German Depression Barometer 2020 and 2021. The questionnaire assessing Depression Literacy as a multi-faceted construct was developed from a pool of 55 items. Exploratory factor analysis was applied to the items of the Barometer 2020, confirmatory factory analysis on the corresponding items of the Barometer 2021 to validate the factor structure of the items selected by item analysis and expert consensus. Preliminary Results: Using exploratory factor analysis, we found a multidimensional factor structure with 14 factors. The factors merge into the content facets causes (psychosocial, biological), symptoms (depressive, non-depressive), professional treatment (medication, adjuvant therapy), first aid and self-help (suitable, unsuitable) and general items. The content facet prevention was not covered. Two items per factor were selected following statistical criteria and expert consensus. Preliminary analysis with all factors showed that the sum score of the Depression Literacy (M-DL) for people with no contact to depression was significantly lower than for people with contact (p < .001). High M-DL was associated with low Personal and Perceived Depression Stigma (Depression Stigma Scale, p < .001). Discussion: Depression literacy turned out to be a multi-faceted construct with the potential to differenciate between groups based on their contact to depression. Increasing depression literacy might be one way reducing stigma toward depression and thereby, improve readiness to seek treatment in people affected by depression.
P-12-12:
Albuminkonzentrationen im Serum korrelieren mit depressiver Symptomatik
F. Konen (Hannover, DE)
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Autor:innen:
F. Konen (Hannover, DE)
H. Maier (Hannover, DE)
H. Frieling (Hannover, DE)
S. Bleich (Hannover, DE)
R. Schülke (Hannover, DE)
T. Witte (Hannover, DE)
T. Skripuletz (Hannover, DE)
A. Neyazi (Magdeburg, DE)
Einführung: Schwere depressive Erkrankungen (MDD) stellen einen wesentlichen Faktor weltweiter Krankheitsbelastung dar und betreffen über 300 Millionen Menschen. Verschiedene Studien deuten auf eine Beteiligung immunologischer Prozesse in der Pathogenese der MDD hin. So zeigten sich erhöhte Konzentrationen proinflammatorischer Zytokine und eine Veränderung der Lymphozyten-Subpopulationen im Blut von MDD Patienten im Vergleich mit gesunden Kontrollen. Ebenso wurden Veränderungen von Serumproteinkonzentrationen beschrieben, diese Berichte sind allerdings inkonsistent.
Methode: Im Rahmen des Niedersächsischen Elektrokonvulsionstherapie Outcome Register [NEKTOR] wurden prospektiv bei insgesamt 52 Patienten, welche sich im Zeitraum von 2016 bis 2022 in der Klinik für Psychiatrie der Medizinischen Hochschule Hannover vorstellten, die Konzentrationen von Albumin, IgG, IgA, IgM und Kappa Freien Leichtketten (KFLC) im Serum bestimmt. 30/52 Patienten erhielten eine Elektrokonvulsionstherapie (EKT), 22/52 wurden als unbehandelte, depressive Kontrollen (UDK) eingeschlossen.
Ergebnisse/Diskussion: Die Konzentrationen von Albumin, IgG, IgA, IgM und KFLC zeigten keine signifikanten Unterschiede beim Vergleich zwischen EKT und UDK Patienten. Albuminkonzentrationen im Serum korrelierten signifikant mit depressiven Symptomen und Veränderungen des Appetits (multivariate, alterskorrigierte Analyse mit p-Werten zwischen 0.0008 und 0.0071). Die Konzentrationen der anderen Serumproteine korrelierten nicht signifikant.
Schlussfolgerung: Albuminkonzentrationen im Serum sind mit depressiven Symptomen und Appetenzveränderungen assoziiert und könnten daher als prognostischer Biomarker bei MDD Patienten dienen. Weitere Studien mit längerem Untersuchungszeitraum sind notwendig, um die Rolle von Albuminkonzentrationen und Mangelernährung bei MDD Patienten zu untersuchen.
P-12-13:
Alliance for Mental Health in the German armed forces: a study protocol for the implementation of the 4-level approach
J. Seifert (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:innen:
J. Seifert (Frankfurt am Main, DE)
H. Reich de Paredes (Frankfurt am Main, DE)
A. Czaplicki (Frankfurt am Main, DE)
G. Willmund (Berlin, DE)
U. Hegerl (Frankfurt am Main, DE)
Background
Suicidality in the German armed forces is closely associated with mental disorders, including affective disorders. The 4-level approach targets improving the care for depression and reducing suicidal behavior through a community-based intervention concept. As part of the ongoing project, the German Depression Foundation has been commissioned by the German armed forces with the implementation of the 4-level approach at eight troop bases. The four levels have been adapted to the armed forces and consist of troop physicians, multipliers (e.g., social services, officers) and the general public including all soldiers and at-risk individuals. The aim of this study is to improve the care of depressive disorders and the prevention of suicidal acts in the German armed forces.
Methods
The intervention contains training sessions for troop physicians and multipliers to improve the recognition and management of depression as well as a large education and information campaign for the general public. The evaluation (DRKS00026948) uses a cluster-controlled, non-randomized design, in which the control clusters (eight chosen troop bases) receive no intervention. Primary outcomes are the ordination and prescribing practice, days of incapacity for work and service as well as suicidal acts and suicides. For these primary outcomes a controlled interrupted time series analysis from five years before the intervention starts to nine months after the intervention ended is planned.
Expected impact
We expect that the 4-level approach can lead to changes in the individual levels of the intervention and synergistic effects between the individual levels. The assumed underlying processes are education and awareness of mental health issues as well as destigmatization and improvement of knowledge and recognition of depression.
P-12-14:
Lebensqualität und Depressivität in einer forensischen Stichprobe
F. Bortenschlager (Ulm, DE)
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Autor:innen:
F. Bortenschlager (Ulm, DE)
M. Dudeck (DE)
J. Wolstein (DE)
Einführung: Die Unterbringungsbedingungen in einer Maßregelvollzugseinrichtung stehen in Zusammenhang mit der Lebensqualität der Untergebrachten. Eine geringe Lebensqualität im Maßregelvollzug kann sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken, was zu erhöhter Depressivität führen und sich negativ auf den Behandlungserfolg auswirken kann. Im Rahmen der Untersuchung soll analysiert werden, welche Bereiche der Lebensqualität im Maßregelvollzug mit Depressivität in Zusammenhang stehen und wie sich die Lebensqualität depressiv auffälliger und nicht-auffälliger Untergebrachter unterscheidet.
Methode: Zur Messung der Lebensqualität wurde eine an die Lebensbedingungen des Maßregelvollzugs adaptierte Version des Measuring the Quality of Prison Life (MQPL) Fragebogens eingesetzt. Die aktuelle Belastung durch depressive Symptome wurde mittels der Allgemeinen Depressionsskala (ADS) erhoben. Insgesamt nahmen N=73 Personen an der Untersuchung teil. Es konnten n=58 Datensätze analysiert werden.
Ergebnisse: Im Mittel kann von einer positiven Lebensqualität ausgegangen werden (M=2.43, SD=.54, theoretische Range [0-4]). Am zufriedensten waren die Teilnehmenden mit der Beziehung zum therapeutischen Personal (M=3.16, SD=.76). Depressiv auffällige Teilnehmende zeigten ein signifikant niedrigeres Lebensqualitätsniveau (M=2.13, SD=.44) im Vergleich zu Unauffälligen (M=2.58, SD=.52). Insbesondere wurden die Beziehung zu Mitpatienten und Pflegekräften, der respektvolle Umgang miteinander sowie die Gleichbehandlung, die Transparenz in der Behandlung sowie das Sicherheitserleben von depressiv auffälligen Untergebrachten als signifikant weniger gegeben empfunden.
Schlussfolgerung: Depressivität und Lebensqualität stehen in negativem Zusammenhang. Um die Behandlungsqualität und deren Erfolg zu erhöhen, sollten Maßregelvollzugseinrichtungen depressive Symptome ihrer Untergebrachten identifizieren und behandeln sowie im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Lebensqualität fördern.
P-12-15:
Psychedelika-unterstützte Gruppentherapie: anthropologische Wurzeln und moderne Implikationen
L. Kunz (Mannheim, DE)
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Autor:in:
L. Kunz (Mannheim, DE)
Einführung:
Während die Häufigkeit von an einer Depression Erkrankten in den letzten Jahren zunimmt, bleiben die Therapiemöglichkeiten weiterhin begrenzt. Psychedelika-unterstützte Psychotherapie stellt eine neue Behandlungsmöglichkeit dar, sie ist jedoch aktuell, insbesondere aufgrund des Einzeltherapiesettings, mit einem sehr hohen Bedarf an Ressourcen verbunden. Die therapeutische Verabreichung von Psychedelika in Gruppen könnte einen Lösungsansatz darstellen.
Methode:
Es wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, die die Verabreichung von Psychedelika in einem Gruppensetting im Fokus hatte. Dabei wurde nicht nur die moderne medizinische Literatur gesichtet, sondern insbesondere auch die anthropologische Literatur über die Anwendung von Psychedelika bei Naturvölkern.
Ergebnisse/Diskussion:
Während die Zahl der modernen Arbeiten zur psychedelika-gestützten Psychotherapie noch sehr klein ist und sich auf kleine Patientengruppen beschränkt, existieren zahlreiche Erfahrungsberichte und Beschreibungen der Einnahme von Psychedelika in Gruppen in rituellen, medizinischen und religiösen Zeremonien und Kontexten bei Naturvölkern.
Veränderte Bewusstseinszustände werden von Menschen bereits seit vielen Jahrtausenden eingenommen, meist mit der Intention zur Heilung. Die Substanzsitzungen selbst sind insbesondere durch die Durchführung in der Natur und die Begleitung durch natürliche Musik beeinflusst, sie werden meist von erfahrenen Älteren geleitet und finden überwiegend im Rahmen einer Gruppe statt. Häufig werden verschiedene Phasen von Spannung und Relaxation sowie positiven und negativen Emotionen durchlaufen, meist mit disruptiven Impulsen von außen.
Schlussfolgerung:
Durch die Wahl eines Gruppentherapiesettings ist von einer Ökonomisierung der Ressourcen auszugehen, zudem könnte durch gruppenspezifische Wirkfaktoren (z.B. Förderung der sozialen Verbundenheit) auch die Therapiewirksamkeit erhöht werden. Auf der Basis der Erkenntnisse der modernen Gruppentherapieforschung, der Kenntnis der Gruppenwirkfaktoren und dem Wissen und der Erfahrung traditionelle Kulturen können in Zukunft fundierte Gruppentherapiekonzepte für eine Therapie mit Psychedelika erstellt und in Studien getestet und umgesetzt werden.