Die ICD-11 beinhaltet einige wichtige Veränderungen in der Konzeption unterschiedlicher psychischer Störungen. Bei den für die Forensische Psychiatrie relevanten Störungsbildern (Schizophrenie und andere primär psychotische Störungen, Störungen durch Substanzgebrauch oder abhängiges Verhalten, Persönlichkeitsstörungen und Persönlichkeitszüge sowie Paraphile Störungen) werden die Veränderungen wohl einen relevanten Einfluss auf unterschiedliche forensische Aspekte haben. Es ergeben sich Fragen und Klärungsbedarf in Hinblick auf die Zuschreibung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit und der forensischen Therapieplanung.
Der Workshop wird die Teilnehmenden zunächst mit der Entwicklung der revidierten Version der ICD vertraut machen und die Frage klären, welche Absichten von Seiten der WHO mit der Überarbeitung verbunden waren und welche Einflussgrößen eine Rolle gespielt haben. Danach werden die Teilnehmenden durch Wissensinput und Fallarbeit mit den Veränderungen vertraut gemacht und es wird ihnen die Möglichkeit gegeben, praktische Erfahrung in der Anwendung der neuen Konzepte für die Nutzung innerhalb der forensischen Psychiatrie zu sammeln.
Der Workshop soll die Möglichkeit bieten, die moderne diagnostische Entwicklung zu reflektieren, positive Veränderungen aber auch Fallstricke der neuen diagnostischen Vorgaben zu erkennen und schließlich Implikationen für die Begutachtungspraxis und die therapeutische Arbeit mit psychisch kranken Straftätern abzuleiten.