iCal
Raum:
Saal A8 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 10: Gerontopsychiatrie
Stream/on Demand
Format:
State-of-the-Art-Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
10:15 Uhr
Die multimodale Behandlung der Altersdepression
V. Holthoff-Detto (Berlin, DE)
Details anzeigen
Autor:in:
V. Holthoff-Detto (Berlin, DE)
Zur Behandlung der Altersdepression ist eine spezifische, multimodale Behandlung notwendig, die sich durch zugrundeliegende alterstypische biologische und psychologische Veränderungen von den Behandlungen im jüngeren und mittleren Lebensalter unterscheiden.
Es liegt Evidenz für die pharmakologische Akutbehandlung mit Antidepressiva, die Augmentation und Phasenprophylaxe für die Altersdepression vor. Die Wahl der pharmakologischen Behandlungsstrategie hängt stark vom Nebenwirkungsspektrum und der individuellen Multimorbidität ab. Das Erkrankungsprofil kann neben affektiven Symptomen jedoch auch prominente und behandlungsrelevante kognitive Defizite sowie ein hohes Risiko für Suizidalität beinhalten. Für die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlung mit individualisierten Zielen existiert eine gute Evidenz und die Psychotherapie ist daher Teil der multiprofessionellen, multimodalen Behandlung der Altersdepression. Der häufigste Grund für den Verlust an Alltagskompetenz und Selbständigkeit trotz affektiver Remission sind kognitive Einbußen, die ebenfalls behandelt und über die die Betroffenen aufgeklärt werden müssen Bei therapierefraktären Depressionen besteht für die Elektroheilkrampfbehandlung auch im höheren Lebensalter eine klinisch überzeugende Indikation. Die Risikofaktoren für therapierefraktäre Symptome sind wichtig für die Aufklärung und Behandlungsplanung und erden im Überblick dargestellt.
11:00 Uhr
Delire bei älteren Menschen: erkennen, behandeln, vermeiden
M. Hüll (Emmendingen, DE)
Details anzeigen
Autor:in:
M. Hüll (Emmendingen, DE)
Das Delir (F5.0, F05.1, nicht durch Substanzentzug bedingt) hat aufgrund der Alterung der Bevölkerung, seiner Häufigkeit im Kontext einer medizinischen Behandlung und nicht zuletzt aufgrund seines Auftretens im Rahmen einer COVID-Infektion vermehrt Aufmerksamkeit gefunden. Auslösefaktoren mit direktem Einfluss auf den Stoffwechsel wie Infektionen, Medikamente oder eine Dehydration spielen eine wichtige Rolle. Aber auch eine Reizüberflutung, ein Reizmangel, Schlafentzug, abrupter Wechsel des Aufenthaltsorts oder Immobilisierung können akut auslösende Faktoren sein. Beständige Risikofaktoren sind vorbestehende kognitive Minderungen im Sinne einer beginnenden Demenz sowie jegliche Art zerebraler Schädigung. Delirien gehören zu den häufigsten und akut gefährdenden neuropsychiatrischen Störungen. In chirurgischen und internistischen Akutkrankenhäusern sind mehr als 10% der Patienten bereits bei Aufnahme delirant, ca. weitere 10% werden während des Aufenthaltes delirant. Viele Delirien werden übersehen oder fehlgedeutet. Besonders bei Menschen mit einer psychiatrischen Vordiagnose wie einer Schizophrenie oder einer bipolaren Störung werden delirante Symptome oft unter der psychiatrischen Diagnose subsummiert. Zur Erkennung des Delirs ist es besonders wichtig, auf die Kernsymptome Aufmerksamkeit und Bewusstseinslage sowie fremdanamnestische Angaben zum Verlauf zu achten. Somatische Einflussfaktoren müssen erhoben und behandelt werden. Der Milieugestaltung mit Reizreduktion, kontrollierter Aktivierung, Vermeidung von Selbstgefährdung und reorientierender Begleitung ist der zentrale Baustein der Behandlung.
Insgesamt ist die Studienlage zu Psychopharmaka in der Delirbehandlung unbefriedigend. Bei schweren Delirien mit agitiertem und aggressivem Verhalten spielen weiterhin hochpotente Antipsychotika ohne anticholinerge Wirkungen eine entscheidende Rolle als Notfallmedikament. Bei fehlendem vorlaufenden Substanzgebrauch ist der Einsatz von Benzodiazepinen zur Delirbehandlung eher nicht zu empfohlen. Durch Umstrukturierung von innerklinischen Abläufen und Vermeidung prodelirogener Medikamente lassen sich bis zu 50% der in Kliniken neuauftretenden Delirien vermeiden. Darum kommt der kontinuierlichen Konzeptentwicklung der Kliniken unter Einschluss einer konsiliarisch-psychiatrischen Beratung eine große Rolle zu.