Raum:
Saal A5 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 19: Früherkennung, Prävention und Gesundheitsförderung
Stream/on Demand
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Das Symposium umfasst vier Beiträge zu psychischen Belastungen und Resilienz von Einsatzkräften von Polizei und Bundeswehr, wobei sich zwei Beiträge explizit auf Belastungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie beziehen.
Der erste Beitrag von Gerd Willmund und Katharina Born beschäftigt sich mit psychischen Belastungen und Resilienz von Polizeibeamten. Neben besonderen pandemiebedingten Stressoren berichten kriminalistisch tätige Polizeibeschäftige auch im Zuge zunehmender Digitalisierung ihrer Tätigkeit eine deutliche Verdichtung ihrer Arbeitsprozesse. Die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, Resilienz, Commitment und Lebensqualität der Beschäftigten einer Polizeibehörde wurden im Rahmen einer Vollerhebung mittels psychometrischer Verfahren erhoben.
Ulrich Wesemann berichtet über psychosoziale Auswirkungen von belastenden Ereignissen auf Einsatzkräfte. Die psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte (PSNV/E) orientiert sich in Deutschland meist nach den Kriterien Critical Incident Stress Management. Anhand von Studienprojekten werden Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit von Einsatzkräften dargestellt und Ableitungen für die PSNV/E und Krisenintervention getroffen und diskutiert.
André Bokelmann beschäftigt sich mit der klinischen Manifestation von Post-/Long-Covid bei Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. In einer Pilotstudie wurden die psychischen Begleiterscheinungen einer zurückliegenden Corona-Infektion untersucht. Es zeigten sich u.a. bedeutsame Einbußen in der Stimmung, Beeinträchtigungen kognitiver Fähigkeiten sowie eine reduzierte Lebenszufriedenheit.
Im letzten Beitrag berichtet Helge Höllmer über Belastungserleben von Mitarbeitenden des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg im Rahmen der Covid-19-Pandemie. Das Belastungserleben wurde mit einer angepassten Version des ADNM-20 zur Erfassung von Anpassungsstörungen gemäß IDC-11 erhoben. Die Ergebnisse werden vorgestellt und mit den Ergebnissen vorangegangener Erhebungen verglichen.
08:52 Uhr
Psychosoziale Auswirkungen von belastenden Ereignissen auf Einsatzkräfte
U. Wesemann (Berlin, DE)
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Autor:in:
U. Wesemann (Berlin, DE)
Psychische Störungen gehören bei Einsatzkräften zu einem erheblichen Berufsrisiko. Vor allem nach vorsätzlich herbeigeführten Großschadensereignissen wie Terroranschlägen oder Amokläufen finden sich hohe Stichtagsprävalenzen für posttraumatische Belastungsstörungen, andere Angststörungen und depressive Episoden. Nach dem Berliner Terroranschlag am Breitscheidplatz zeigten sich aber auch geschlechts- und berufsgruppenspezifische Unterschiede bei den Einsatzkräften. Ähnliche Symptommuster und psychische Störungen lassen sich auch bei Militärpersonal nach Auslandseinsätzen nachweisen. Auch hier finden sich geschlechtsspezifische Unterschiede in der Symptomatik.
Veränderungen und Symptome aufgrund berufsbedingter Traumatisierungen wirken sich regelmäßig auf Partnerschafen aus. Entsprechend häufig werden sie auch zuerst von den Partnerinnen und Partnern bemerkt. Aufgrund von Unsicherheiten oder um Konflikten auszuweichen, werden diese aber oft nicht thematisiert. Mittels eines Fragebogens, der eine „Laienfremdeinschätzung“ der Partnerinnen und Partner zu den beobachteten Veränderungen ermöglichen soll, kann diese Thematik niederschwellig angegangen werden. Der Fragebogenentwicklung liegt dabei eine qualitative Auswertung von in Partnerschaften beobachteten Veränderungen zugrunde, die in neun Kategorien eingeteilt werden konnten. Aus diesen Kategorien wurden dann 2 x 12 Fragen mit jeweils einem State- und einem Trait-Teil abgeleitet. Zu den wichtigsten Kategorien gehören Veränderungen in gezeigten Emotionen, Rückzugsverhalten, Aggressivität und Feindseligkeit sowie Veränderungen in der Kommunikation.
Im Pre-Test mit einer Stichprobe mit jeweils n > 20 Teilnehmenden konnte der Fragebogen gut zwischen belasteten und nicht belasteten Einsatzkräften diskriminieren (Sensitivität und Spezifität jeweils > 90%). Aktuell wird der Fragebogen an belasteten und nicht belasteten Einsatzkräften und Militärpersonal evaluiert. Erste Ergebnisse werden vorgestellt.
09:14 Uhr
Klinische Manifestation von Post-/Long-COVID bei Soldat:innen der Bundeswehr
L. Horch (Koblenz, DE)
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Autor:innen:
A. Bokelmann (Koblenz, DE)
L. Horch (Koblenz, DE)
A. Wenske (Koblenz, DE)
U. Simon (Koblenz, DE)
Im Rahmen einer unkontrollierten Pilotstudie wurden die Begleiterscheinungen einer mehr als vier Wochen zurückliegenden Corona-Infektion mittels ausgewählter psychometrischer Verfahren gemessen. Die Daten von N = 25 Patient*innen (Soldat*innen) standen retrospektiv zur Verfügung. Die Ergebnisse zeigen bedeutsame Einbußen in der Stimmung (BDI-II), Belastungstendenzen in den Bereichen Somatisierung und Zwanghaftigkeit (SCL-90-R), Beeinträchtigungen in den kognitiven Fähigkeiten (TMT und d2-Test) sowie eine Verminderung der Lebenszufriedenheit (FPI-R).
09:36 Uhr
Belastungserleben von Mitarbeitenden eines Bundeswehrkrankenhauses im Rahmen der COVID-19-Pandemie
J. Müller (Hamburg, DE)
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Autor:in:
J. Müller (Hamburg, DE)
Mittels einer angepassten Version des ADNM-20 zur Erfassung von Anpassungsstörungen gemäß IDC-11 wurde das Belastungserleben von Mitarbeitern am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg (medizinisches und nicht-medizinisches Personal; militärisches und ziviles Personal) erhoben. Die Ergebnisse des dritten Erhebungszeitpunktes (Januar 2022) werden vorgestellt und mit den Ergebnisse der ersten beiden Erhebungszeitpunkte verglichen werden. Mittels schrittweiser Rückwärtsselektion werden die zu den jeweiligen Zeitpunkten relevanten Faktoren, welche mit erhöhtem Belastungserleben assoziiert sind, herausgearbeitet. Des weiteren wird dargestellt werden, welche Faktoren mit einer Zunahme bzw. Abnahme des Belastungserlebens assoziiert sind.