Raum:
Saal A3 (Stream/on Demand)
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 30: Weitere Themen
Stream/on Demand
Format:
State-of-the-Art-Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
75 % der psychischen Erkrankungen beginnen vor dem 25. Lebensjahr, so dass betroffene Frauen die Familienplanung meistens noch nicht abgeschlossen haben. Zudem kann eine erstmalige psychische Erkrankung auch durch die verschiedenen Risikofaktoren in der Peripartalzeit ausgelöst werden. Durch die Weiterentwicklung therapeutischer Möglichkeiten und nebenwirkungsärmerer Medikamente hat sich die soziale Prognose auch von Frauen mit schweren psychischen Vorerkrankungen verbessert, so dass sie und ihre Partner sich immer häufiger bewusst die Frage stellen, ob und unter welchen Bedingungen sie ein Kind bekommen können. Bei ungeplanten Schwangerschaften tritt dagegen häufig die Frage auf, ob durch die verwendete Medikation Risiken für das ungeborene Kind entstanden sind.
Durch die Erfassung und wissenschaftliche Auswertung von Schwangerschaftsverläufen unter Medikation gibt es einen ständigen Wissenszuwachs zu möglichen Auswirkungen von Psychopharmaka auf das ungeborene Kind. Im Mittelpunkt des Interesses steht häufig das Risiko für kindliche Fehlbildungen. Allerdings ist der Erfahrungsumfang zu den einzelnen Wirkstoffen recht unterschiedlich und Langzeitauswirkungen auf die Entwicklung der Kinder über das dritte Lebensjahr hinaus sind noch nicht abschließend zu bewerten.
Der zweite Fokus der Beratung und Betreuung insbesondere vorerkrankter Frauen betrifft die psychische Stabilität während der Schwangerschaft und in der Postpartalzeit. Insbesondere bei affektiven Erkrankungen wie der rezidivierend depressiven Störung und der bipolaren Störung besteht in den ersten Tagen und bis zu sechs Wochen nach der Entbindung eine hohe Rückfallgefahr. Die Schwangerschaft sollte, wenn möglich, daher schon von Anfang an engmaschig begleitet werden und die postpartale Rezidivprophylaxe mit besonderer Aufmerksamkeit geplant werden. Geeignete Maßnahmen des peripartalen Managements werden vorgestellt und ein Exkurs in den Bereich der traumasensiblen Geburtsbegleitung unternommen.
13:30 Uhr
Auswirkungen von Psychopharmaka auf die Entwicklung des (ungeborenen) Kindes
M. Onken (Berlin, DE)
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Autor:in:
M. Onken (Berlin, DE)
Während der Schwangerschaft ist eine Behandlung mit Psychopharmaka oft mit besonderen Unsicherheiten und Ängsten verbunden. Besonders oft bestehen Ängste vor dem Auftreten von Fehlbildungen oder vor Auswirkungen auf die neurokognitive Langzeitentwicklung der intrauterin exponierten Kinder. Für die allermeisten Behandlungssituationen während Schwangerschaft und Stillzeit stehen jedoch Psychopharmaka mit akzeptablem Sicherheitsprofil zur Verfügung. Da die Behandlung mit Psychopharmaka bis zur Entbindung das Auftreten von Anpassungsstörungen beim Neugeborenen begünstigen kann, sollte die Entbindung in einer Geburtsklinik mit angeschlossener neonatologischer Intensivstation geplant werden.
Um eine tragfähige Entscheidung bezüglich einer Psychopharmakotherapie während der Schwangerschaft zu treffen, ist eine eingehende Beratung der Patientin notwendig. Wünschenswert ist eine adäquate ärztliche Risikokommunikation, eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung unter Einbeziehung aller Therapieoptionen sowie eine partizipative Entscheidungsfindung. Hier können Pharmakovigilanz- und Beratungszentren für Embryonaltoxikologie beratend unterstützen.
14:15 Uhr
Peripartales Management bei psychisch kranken Müttern
S. Kittel-Schneider (Würzburg, DE)
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Autor:in:
S. Kittel-Schneider (Würzburg, DE)
Immer häufiger trauen sich heutzutage auch Frauen mit psychischen Erkrankungen ihren Kinderwunsch anzusprechen. Zudem steigt das Alter, in dem Frauen Kinder kriegen, immer weiter an, zumindest in den Ländern mit hohen Einkommen. Daher manifestieren sich psychische Erkrankungen häufig schon vor dem ersten Kind. Die Datenlage, was die Sicherheit von psychopharmakologischer Medikation hinsichtlich Fehlbildungen in der Schwangerschaft angeht, ist mittlerweile schon recht umfassend. Weniger Daten gibt es zu Medikamenten in der Stillzeit, aber auch hier können Empfehlungen gemacht werden. In diesem Vortrag geht es allerdings vorrangig um die Planung und Begleitung psychisch erkrankter Frauen nicht nur hinsichtlich der medikamentösen Therapie. Beim so genannten peripartalen Management gibt es verschiedene Dinge zum individuellen Krankheitsverlauf zu beachten, zudem sollte das familiäre Umfeld mit einbezogen werden. Im besten Fall beginnt das peripartalale Management schon vor geplanter Schwangerschaft. Die psychosoziale Situation muss zusammen mit den (werdenden) Eltern evaluiert werden und entsprechende Unterstützungsangebote gebahnt werden. Im Vortrag wird ein Überblick über Maßnahmen des peripartalen Managements gegeben und ein Exkurs bezüglich Geburt und Trauma unternommen, da die psychisch vorerkrankten Mütter ein erhöhtes Risiko für traumatisch erlebte Geburten und Traumareaktivierungen haben.