Apparative und Labordiagnostik bei Psychischen Erkrankungen wird in nationalen wie internationalen Leitlinien allenfalls summarisch berücksichtigt. Ihr Einsatz in der klinischen Praxis ist je nach institutionellen Rahmenbedingungen von ambulanter Praxis bis Universitätsklinik sehr unterschiedlich. Im vorliegendem Symposium soll die Evidenz für den Einsatz von Apparativer und Labordiagnostik bei psychischen Erkrankungen vorgestellt werden. Anja Schneider/Bonn wird hierzu zuerst den Stand der Wissenschaft bei Demenzen ausführen. Georg Juckel/Bochum und Christian Otte/Berlin werden zur Evidenz bei Schizophrenen Psychosen und Affektiven Erkrankungen unter besonderer Berücksichtigung von "red flags" und Komorbidität mit somatischen Erkrankungen referieren. Jürgen Deckert/Würzburg schliesslich wird aktuelle Standards bei Pharmakotherapie und Stimulationstherapien vorstellen. Mögliche Weiterentwicklungen in Richtung personalisierte Medizin auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse werden aufgezeigt und kritisch diskutiert.
14:36 Uhr
Apparative und Labordiagnostik bei Pharmakotherapie und stimulativen Therapien
J. Deckert (Würzburg, DE)
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Autor:innen:
J. Deckert (Würzburg, DE)
F. Nitschke (DE)
M. Scherf-Clavel (DE)
H. Weber (DE)
S. Unterecker (DE)
Leitlinien geben zum Teil sehr konkrete, zum Teil aber auch sehr allgemeine Empfehlungen welche Untersuchungen vor oder unter einer Pharmakotherapie oder einer nichtinvasiven Stimulationstherapie wie der Elektrokrampftherapie durchgeführt werden sollen.
Konkrete und detaillierte, zum Teil rechtlich in der Produktbeschreibung vorgegebene Empfehlungen gibt es zum Beispiel für Clozapin, Valproinsäure und Lithium. Die Voruntersuchungen vor einer Elektrokrampftherapie werden im wesentlichen durch die durch die Narkose bedingten Anforderungen der Anästhesie mitbestimmt, eine kranielle Bildgebung im Vorfeld wird allgemein empfohlen.
Deutlich allgemeiner sind hingegen die Empfehlungen zu Labor- und EKG-Untersuchungen bei anderen Medikamenten wie Antipressiva, Antipsychotika und stimmungsstabilisierenden Antikonvulsiva. Diese betreffen im wesentlichen Blutbild- und Leberwerte, sowie Überleitungsstörungen, hier vor allem die QTc Zeit, und gehen im wesentlichen noch auf das historische Benkert/Hippius-Pharmakotherapiekompendium zurück.
Empfehlungen gibt es auch zum Einsatz von Therapeutischen Drug Monitoring, wobei die sehr detaillierten der TDM-Arbeitsgruppe der AGNP bisher nur partiell in Leitlinien übernommen worden sind. Bzgl. pharmakogenetischer Untersuchungen gibt es Empfehlungen der Gendiagnostikkommission, die bisher keine Aufnahme in Leitlinien gefunden haben.
Im Vortrag sollen die rechtlichen Rahmenbedingungen und Leitlinienempfehlungen in Deutschland mit internationalen Leitlinien und Empfehlungen abgeglichen werden. Eine Einordnung nach Evidenzgrad wird versucht als Grundlage für die im Entstehen begriffene S2e Leitlinie zur apparativen und Labordiagnostik bei psychischen Erkrankungen sowie anstehende Revisionen von diagnosespezifischen Leitlinien.