Raum:
Saal New York 1
Topic:
Wissenschaftliches Programm
Topic 02: Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen, Verhaltenssüchte, F1
Format:
Symposium
Dauer:
90 Minuten
Besonderheiten:
Q&A-Funktion
Die Aufnahme der „Computerspielstörung“, dem abhängigen Videospiel- bzw. Internetkonsum, als Diagnose in die ICD-11 steht unmittelbar bevor. Auch weitere Verhaltenssüchte wie die Abhängigkeit von Social Media-Angeboten oder Pornografie lassen sich dann codieren. Nicht zuletzt durch die Covid-19-Pandemie hat die Thematik zwischenzeitlich weiter zugenommen und betrifft ca. 2 Millionen Menschen in Deutschland. Zeitgleich gibt es nach wie vor viel zu wenige spezifische Behandlungsangebote.
Die Haupt-Referenten dieses Symposiums durften bereits zwei Mal auf dem DGPPN-Kongress Vorträge zu der Thematik halten und fanden diesbezüglich viel Zuspruch. Ihre Arbeit leistet schon seit vielen Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Behandlung und Erforschung der Verhaltenssüchte. Dieses Jahr soll der Fokus auf den nicht weniger wichtigen Themen Social-Media und Pornografie liegen.
Dr. Daniel Illy, Facharzt für Erwachsenen- und Kinder- und Jugendpsychiatrie, Autor u.a. zweier Therapiemanuale zum Thema referiert über die Behandlung der Social Media-Abhängigkeit, wobei besonders die Risikogruppe der weiblichen Betroffenen im Fokus stehen soll.
Dr. Klaus Wölfling, Leiter der Ambulanz für Spielsucht an der Uni Mainz ist einer der führenden Forscher zum Thema und beschäftigt sich bereits seit über einem Jahrzehnt mit Online-Süchten. Er referiert über den Transfer der Behandlung auf die Abhängigkeit von Online-Pornografie.
Lisa Kehler ist Sozialpädagogin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in eigener Praxis. Sie bestritt in der Vergangenheit ebenfalls die bereits genannten zwei Symposien und spricht dieses Mal über Soziale Medien und den Einfluss auf die Sexualität Heranwachsender.
Nanne Dominick, klinische Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Ambulanz für Spielsucht Mainz beleuchtet die wichtige Frage nach den anhaltenden Therapieeffekten der Behandlung von Online-Süchten und stellt die sehr interessante und in JAMA Psychiatry publizierte STICA-Studie vor.
08:30 Uhr
Social Media-Abhängigkeit: unterschätztes Risiko bei weiblichen Betroffenen
D. Illy (Berlin, DE)
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Autor:in:
D. Illy (Berlin, DE)
Bei der Schaffung der neuen ICD-11-Diagnose "Computerspielstörung" sollte die Risikogruppe der weiblichen Betroffenen und das Themenfeld Social Media nicht vergessen werden. Je nach Altersgruppe sind diese sogar häufiger von Abhängigkeit betroffen, werden jedoch massiv unterdiagnostiziert. Dr. med. Daniel Illy stellt in diesem Vortrag nutzungsformimmanente und für die Therapie relevante Faktoren vor. Ferner gibt er einen Ausblick auf die psychotherapeutische Behandlung von Betroffenen und einen ersten Einblick in das zeitnah erscheinende und von ihm verfasste Therapiemanual.
08:52 Uhr
Psychotherapie der Online-Sexsucht: Welche Methoden zur Erreichung der Abstinenz vom Online-Pornografiekonsum können bei der Behandlung hilfreich sein?
K. Wölfling (Mainz, DE)
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Autor:in:
K. Wölfling (Mainz, DE)
Es werden Methoden zur Behandlung der Onlinesexsucht vorgestellt, die aus Erfahrungen der Therapie der Online-Computerspielsucht abgeleitet sind.
09:14 Uhr
Die Rolle sozialer Medien auf Sexualität – eine Betrachtung aus der kinder- und jugendlichenpsychotherapeutischen Praxis
L. Kehler (Cuxhaven, DE)
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Autor:in:
L. Kehler (Cuxhaven, DE)
Soziale Medien sind aus dem Alltag der Jugendlichen kaum wegzudenken und spielen demnach auch eine wichtige Rolle in der Praxis, auch bei Sexualität.
09:36 Uhr
Untersuchungen bei Patienten mit Computerspiel- und Internetsucht – welche Merkmale können einen positiven Therapieeffekt beeinflussen?
N. Dominick (Mainz, DE)
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Autor:innen:
N. Dominick (Mainz, DE)
M. Dreier (DE)
K. Müller (DE)
K. Wölfling (DE)
M. Beutel (DE)
Co-Autoren: Manfred E. Beutel, Kai W. Müller, Michael Dreier & Klaus Wölfling
Untersuchungen bei Patienten mit Computerspiel- und Internetsucht – Welche Merkmale können einen positiven Therapieeffekt beeinflussen?
Einleitung: Häufig wird die Frage aufgeworfen, welche klinischen Merkmale eine psychotherapeutische Behandlung von Patienten mit Computerspiel- und Internetsucht beeinflussen. Auf der Seite des Suchtmittels wird hier das hohe Suchtpotenzial von Computerspielen diskutiert. Erste Studien zur Reizreaktivität (cue-reactivity) zeigen, dass bei Patienten mit Computerspielsucht bestimmte Spielereignisse besonders belohnend/erregend (Suchtgedächtnis) verarbeitet werden. Klinisch beobachtbare negative psychische und kognitive Folgen des Computerspielkonsums führten zur Aufnahme der neuen Diagnose ‚Internet Gaming Disorder‘ (ICD-11 6C51) im Kapitel Suchterkrankungen des ICD-11. Diese können klinisch valide beobachtet und psychotherapeutisch behandelt werden, wie eine RCT zur Internetsucht (STICA-Studie) nachweisen konnte. Methode: Standardmäßig erfasste Behandlungsdaten von Patienten mit Computerspielsucht wurden im Zusammenhang mit psychophysiologischen Daten, die während eines Reizreaktionsparadigmas dieser Patienten am Beginn der Therapie erhoben wurden, analysiert. Gleichzeitig wurde vor und nach der Therapie die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung dieser Patientengruppe erfasst und analysiert.
Diskussion und Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass computerspielsüchtige Patienten signifikant bessere Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleitungen nach einer erfolgreichen, abstinenzorientierten Therapie aufwiesen. Zudem zeigte sich, dass diese Effekte mit dem Ausmaß der emotionalen Erregung während der Exposition mit Spielreizen, die experimentell erfasst wurde, zusammenhängen. Die Daten können einen ersten Hinweis darauf geben, inwieweit die Ausprägung eines Suchtgedächtnisses zu Beginn der Therapie Einfluss auf die Therapieergebnisse hat.