Nicht zuletzt durch die Pandemie haben telemedizinische Interventionen in Psychiatrie und Psychotherapie zunehmend an Bedeutung gewonnen. Auch bei PatientInnen höheren Alters liegen zunehmend Ergebnisse zur Durchführbarkeit und Wirksamkeit telemedizinischer Interventionen vor. In diesem Symposium stellen wir aktuelle Entwicklungen und Interventionsprogramme dar. So beschreiben Buschert und Benninghoff die erfolgreiche Umsetzung einer onlinebasierten Überbrückungsintervention für Patienten in der Gedächtnisambulanz. Auch in der Diagnostik demenzieller Erkrankungen können onlinebasierte Verfahren unterstützend hilfreich sein, wie Supprian und Kirchner anhand einer aktuellen Studie mit dem Wortfindungstest zeigen. Deeken und Rapp schliesslich stellen die aktuelle metanalytische Evidnez zu Unterstützungsprogrammen für Angehörige von Menemnschen mit Demenz und zur onlinebasierten Psychotherapie im Alter zusammen. Die Ergebnisse werden im Lichte der demografischne Entwicklung und der psychiatrischne und psychotherapeutischen Versorgung älterer Menschen zusammenfassend diskutiert.
15:30 Uhr
Überbrückungsmaßnahmen für ein ambulantes Interventionsprogramm für demenziell Erkrankte und deren Angehörige bei COVID-19-bedingten Behandlungspausen – Ergebnisse zweier Behandlungsbeobachtungen
J. Benninghoff (München, DE)
16:00 Uhr
Telemedizinische Diagnostik demenzieller Erkrankungen: eine Untersuchung mit dem Wortfindungstest (WoFi)
E. Kirchner (Düsseldorf, DE)
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Autor:in:
E. Kirchner (Düsseldorf, DE)
Ziel dieser prospektiven Studie war die Erprobung des Wortfindungstests (WoFi) als ein telemedizinisches Verfahren beim Screening dementieller Erkrankungen. Regulär finden neuropsychologische Untersuchungen in Präsenz statt, was einen hohen Aufwand an Ressourcen darstellt. Hinsichtlich der Demografie und wachsenden Zahl an Demenzkranken werden künftig effiziente Screenings benötigt, um Personen in Frühstadien einer Demenz zu identifizieren. Der WoFi erwies sich als ein solches Screeninginstrument (Camerer & Supprian 2019). Die vorliegende Studie erprobte die Anwendung des Tests via Telefon, wozu wir als Pendant zum WoFi 1 (Version Camerer), den WoFi 2 entwickelten. Die Studie untersuchte die Korrelation von WoFi 1 & 2 sowie die des jeweiligen WoFi mit den Testergebnissen der neuropsychologischen Untersuchung.
Der WoFi dient zur Erfassung von Wortfindungsstörungen und umfasst 50 Fragen, die mit nur 1 entsprechenden Substantiv zu beantworten sind. Insgesamt wurden 32 Personen einer Gedächtnisambulanz lege artis rekrutiert, von denen jedoch 2 die Untersuchung nicht gemäß Protokoll abschließen konnten.Zuerst wurde der WoFi 1 via Telefon durchgeführt. Im späteren „face-to-face“- Gespräch folgte eine neuropsychologischen Testung mittels des CERAD-NP (consortium to establish a registry for Alzheimer´s disease), welche auch die Durchführung des WoFi 2 einschloss und nach gleichen Parametern wie die des WoFi 1 erfolgte.
Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der erzielten Punktezahl (ρ = 0.814, p < 0,001), sowie der Bearbeitungszeit (ρ = 0,713, p < 0,001) beider WoFi zeigte eine signifikante Korrelation.Der Vergleich der Testergebnisse beider WoFi mit denen der CERAD-NP zeigte eine signifikante Korrelation zum WoFi 1 (ρ = 0.676, p < 0,001) als auch zum WoFi 2 (ρ= 0.729, p < 0,001).
Die Ergebnisse bestätigen unsere Hypothese, dass der WoFi als ein telemedizisches Screeninginstrument in der Demenzdiagnostik angewendet werden könnte.
16:30 Uhr
Onlinebasierte Verfahren in der Alterspsychotherapie – metaanalytische Daten
F. Deeken (Potsdam, DE)
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Autor:innen:
F. Deeken (Potsdam, DE)
M. Rapp (Potsdam, DE)
Die Pflege von einer Person mit Demenz kann mit verschiedenen körperlichen als auch psychischen Belastungen für den pflegenden Angehörigen assoziiert werden. Wirksame, kosteneffiziente und leicht zugängliche Versorgungsangebote zur Unterstützung und Entlastung der Angehörigen werden vor dem Hintergrund der steigenden Prävalenz von dementiellen Erkrankungen dringend benötigt.
Ziel der Meta-Analyse war die Evaluation der Effektivität von technologiebasierten Interventionen für pflegende Angehörige von Personen mit Demenz in Bezug auf die Zielkriterien Depression und Belastung.
Die Meta-Analyse wurde nach den PRISMA Richtlinien erstellt. Die systematische Literaturrecherche wurde auf drei Datenbanken durchgeführt. Mittels des Software Programms RevMan 5.3 wurden für die beiden Zielkriterien Depression und Belastung zwei separate Meta-Analysen gerechnet. Subgruppen-Analysen wurden zur Form der Intervention durchgeführt. Die Qualitätsbewertung der eingeschlossenen Studien erfolgte mit Hilfe des Cochrane „Risk of Bias Tools“.
Insgesamt konnten 33 relevante Studien identifiziert werden. Die Meta-Analyse ergab sowohl für das Outcome Depression als auch für das Outcome Belastung einen kleinen, jedoch signifikanten Effekt für die technologiebasierten Interventionen gegenüber der Kontrollgruppe. In der Subgruppe der kombinierten Interventionen zeigten sich die stärksten Effekte.
Die Meta-Analyse zeigte, dass technologiebasierte Interventionen sowohl zur Reduktion der depressiven Symptomatik als auch zur Entlastung von pflegenden Angehörigen beitragen können. Da technologiebasierte Interventionen gegenüber traditionellen Versorgungsangeboten viele Vorteile bieten, z.B. hohe zeitliche Flexibilität, einfache Verfügbarkeit, Kosteneffizienz, bieten sie eine vielversprechende Alternative gegenüber herkömmlichen Versorgungsangeboten. Aufgrund der heterogenen Studienlage werden weitere qualitativ hochwertige Studien benötigt, um generalisierbare Aussagen treffen zu können.