Obwohl ein „Kinderschutzauftrag“ seit über 10 Jahren auch für das Gesundheitswesen gesetzlich festgeschrieben ist (Bundeskinderschutzgesetz mit Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz (KKG)), spielt das Thema in der Medizin bisher noch eine untergeordnete Rolle. Am 7.2.2019 wurde die Neufassung der Kinderschutzleitlinie (KisLL) veröffentlicht, die die Wichtigkeit kooperativen und interdisziplinären Arbeitens betont. Doch das Gesundheitswesen fokussiert auf das Individuum und hat damit einen systemisch eingeschränkteren Fokus als z.B. die Jugendhilfe. Besonders der Einfluss psychisch erkrankter Eltern wird oft unterschätzt, dabei ist eine psychische Erkrankung eines Elternteils einer der wichtigsten Risikofaktoren für körperliche Gewalt gegenüber den eigenen Kindern. Wir möchten mit diesem Symposium das Thema „Kinderschutz“ stärker in den Blickpunkt rücken.
Frau Dr. Born wird die gesetzlichen Grundlagen für den Kinderschutz in der Erwachsenenmedizin in Deutschland sowie den in Holland bei Notfall-Behandlungen von Eltern mit Intoxikation/Suizidalität/Folgen häuslicher Gewalt/psychischer Dekompensation landesweit praktizierten Childcheck vorstellen.
Frau Dr. Grimmer und Frau Koopmann stellen mit „Stark im Sturm“ ein Modellprojekt aus der Region Mannheim/Heidelberg zur Etablierung von Kinderbeauftragten in psychiatrischen Kliniken vor und berichten erste Ergebnisse zu Erfolgsfaktoren und Hindernissen.
Schließlich wird Frau Prof. Caby „Systemischer Kinderschutz aus sozialpädiatrischer Perspektive“ beleuchten, mit Anregungen, wie psychisch belastete/kranke Eltern durch interdisziplinäre Kooperation im Blick behalten werden können.
Im Symposium werden Möglichkeiten diskutiert, wie Kinderschutz in medizinischen Kontexten, besonders der Psychiatrie, stärker mitgedacht werden kann, wie realistische Bedarfszahlen erfasst werden könnten, welche Ablaufpläne, Strukturen und Netzwerke es braucht und welche Haltungen, Blickwinkel und Interventionen hilfreich sein können.