Die Diskussion um die Selbstbestimmung des Menschen hat in den letzten Jahrzehnten im gesellschaftlichen Diskurs an Bedeutung gewonnen und wird national und international diskutiert u.a. durch die Ottawa-Charta und die UN-BRK rechtlich gerahmt. Um der Selbstbestimmung auch in akuten Krankheitsphasen gerecht zu werden, wurden Instrumente wie Behandlungsvereinbarungen und Krisenpässe entwickelt. Bisher mangelt es allerdings an empirischer Evidenz zu deren Wirksamkeit. In der vom Land NRW geförderte ADiP-Studie (ADiP = Advance Directives in Psychiatry) wurde u.a. überprüft, ob Behandlungsvereinbarungen die kumulative stationäre Behandlungsdauer und Zwangsmaßnahmen sich daraus in der Praxis ableiten lassenbesser reduzieren können als die weniger aufwändigen Krisenpässe.
In dem geplanten Symposium werden zunächst die internationale Studienlage (Jakov Gather) und die ADiP-Studie (Georg Juckel und Martin Driessen), dann erste Ergebnisse daraus vorgestellt (Eva Neumann und Jac-queline Rixe). Hierbei wird ein Fokus darauf gerichtet, welchen Einfluss psychosoziale Funktionen auf den Verlauf einer Schizophrenie haben, inwiefern Behandlungsvereinbarungen zur Reduktion der stationären Verweildauer und Zwangsmaßnahmen beitragen und welche Implikationen sich daraus in der Praxis ableiten lassen.
10:59 Uhr
Der Einfluss der psychosozialen Funktion auf den Verlauf einer Schizophrenie
E. Neumann (Düsseldorf, DE)
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Autor:innen:
E. Neumann (Düsseldorf, DE)
J. Rixe (Bielefeld, DE)
M. Driessen (Bielefeld, DE)
G. Juckel (Bochum, DE)
Hintergrund und Fragestellung: Empirisch ist gut belegt, dass Schizophrenie mit einem niedrigen psychosozialen Funktionsniveau einhergeht. In der vorliegenden Studie wurde der Frage nachgegangen, inwieweit das psychosoziale Funktionsniveau nicht nur mit der aktuellen, sondern auch mit der zukünftigen Schwere schizophrener Symptome zusammenhängt.
Methode: Die Überprüfung dieser Zusammenhänge erfolgte im Rahmen einer Längsschnittstudie mit zwei Messzeitpunkten, die einen Zeitraum von 18 Monaten umfassten. 154 stationäre Patienten aus fünf psychiatrischen Kliniken mit der Diagnose einer Schizophrenie nahmen zu beiden Zeitpunkten an der Studie teil. Die Datenerhebung erfolgte mit zwei Messinstrumenten zur Experteneinschätzung: Zur Erfassung des psychosozialen Funktionsniveaus kam die Personal and Social Performance Scale (PSP) zum Einsatz, zur Erfassung der schizophrenen Symptomatik die Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS).
Ergebnisse: Zwei Subskalen der PSP, „Sozial nützliche Aktivitäten“ und „Kontrolle über störendes und aggressives Verhalten“, erwiesen sich als signifikante Prädiktoren der Symptomschwere 18 Monate später. Diese Zusammenhänge zeigten sich sowohl für die positive und negative Symptomatik als auch für die generelle Psychopathologie.
Schlussfolgerung: Die Befunde verweisen darauf, dass die Ausübung sinnvoller Beschäftigungen und die Fähigkeit zu angemessenem interpersonalen Verhalten Ressourcen darstellen, die sich langfristig positiv auf den Verlauf einer Schizophrenie auswirken. Daher kann die Förderung dieser Ressourcen im Rahmen der Behandlung Patienten mit Schizophrenie bei der Krankheitsbewältigung helfen.
11:21 Uhr
Effekte der Behandlungsvereinbarung auf die stationäre psychiatrische Behandlung und Zwangsmaßnahmen
J. Rixe (Bielefeld, DE)