Die therapeutischen Effekte von Bewegung und Sport werden seit langem in der Behandlung psychischer Erkrankungen genutzt. Die empirische Evidenz hierfür konnte in den letzten zwei Jahrzehnten generiert werden. In den meisten Studien wurde Ausdauertraining, entweder als Lauf- oder als Fahrradergometertraining angewendet. Im klinischen Alltag werden jedoch häufig andere Bewegungsformen bzw. Sportarten eingesetzt. Ein Wirksamkeitsnachweis für z.B. Bouldern oder Skaten steht bisher jedoch noch aus. Ebenso stellt sich die Frage, ob die psychologischen Effekte eines hochintensiven Intervalltrainings ebenso schnell einsetzen wie die physiologischen Effekte. Im Freizeitbereich erlebte Ganzkörper-Elektromyostimulation unterstütztes Training einen Boom. Ob sich diese Trainingsform auch zur Behandlung psychischer Erkrankungen nutzen lässt, ist derzeit noch offen. Die an unterschiedlichen Orten in Deutschland begonnenen bzw. durchgeführten Studien tragen mit dazu bei, die Evidenzbasierung verschiedener Bewegungsformen und Sportarten in der Behandlung von psychischen Erkrankungen näher zu charakterisieren.
08:30 Uhr
Skaten statt Ritalin: Verbessert Skaten die kognitiven, motorischen und emotionalen Fähigkeiten bei Kindern mit ADHS?
P. Ohrmann (Münster, DE)
08:52 Uhr
Hochintensives Intervalltraining zur Beschleunigung des Wirkeintritts von Bewegungstherapie
J. Plag (Berlin, DE)
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Autor:in:
J. Plag (Berlin, DE)
Körperliche Aktivität in unterschiedlichen Formen ist inzwischen ein integraler und evidenzbasierter Baustein des multimodalen Behandlungskonzepts von psychischen Erkrankungen. In den letzten Jahren fokussierten klinische Studien zunehmend darauf, wie die Effekte von Bewegungstherapie hinsichtlich ihres Ausmaßes und ihres Wirkeintritts verbessert bzw. beschleunigt werden können. In diesem Zusammenhang hat u.a. die Intensität körperlicher Bewegung besondere Aufmerksamkeit erlangt, da transdiagnostisch gezeigt werden konnte, dass sie häufig positiv mit ausgeprägteren oder schnelleren störungsspezifischen Effekten assoziiert ist. Das „Hochintensive Intervalltraining“ (HIIT) ist eine besonders intensive Form des Ausdauertrainings, welche ursprünglich für den Leistungssport entwickelt wurde und mittlerweile auch im Breitensport einen festen Platz einnimmt. Es ist gekennzeichnet durch kurze Trainingseinheiten, innerhalb derer alternierend hoch- und niedrigintensive Bewegungsintervalle durchgeführt werden. Mittlerweile konnten eine Reihe von Studien - beispielsweise bei Patient:innen mit Angststörungen, affektiven Störungen oder Substanzgebrauchsstörungen - darstellen, dass ein HIIT im Vergleich zu niedrigintensiveren Formen körperlicher Bewegung zu einer schnelleren und/oder ausgeprägteren therapeutischen Wirksamkeit führt. Der Beitrag fasst die bisherigen Evidenzlage hinsichtlich der Wirksamkeit und Verträglichkeit eines HIIT bei psychischen Störungen zusammen und gibt praktische Hinweise, wie ein HIIT effektiv als (ko-)therapeutische Maßnahme in der klinischen Praxis implementiert werden kann.
09:14 Uhr
Mit Depressionen an die Kletterwand: Studien und App zur Boulderpsychotherapie
K. Luttenberger (Erlangen, DE)
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Autor:innen:
K. Luttenberger (Erlangen, DE)
L. Dorscht (DE)
Sport als (unterstützende) Therapieoption bei Depressionen ist längst in den Leitlinien verankert und mehrere Metaanalysen beschreiben den Benefit einer Kombination von Sport und Psychotherapie in verschiedenen Settings. Dabei wird die körperliche Aktivierung meist getrennt von psychotherapeutischen Interventionen angeboten. Außerdem gibt es noch Forschungsbedarf bezüglich Art und Intensität der körperlichen Aktivierung. In der von uns entwickelten ambulanten Boulderpsychotherapie (BPT) verzahnen wir verhaltenstherapeutische Interventionen mit Erfahrungen an der Boulderwand und erarbeiten direkt alternative Bewältigungsstrategien für dysfunktionales Verhalten und Denken. Die BPT bewegt sich damit im zeitlichen Rahmen einer verhaltenstherapeutischen Gruppe und vereint dabei sowohl die psychotherapeutische als auch die körperliche Intervention. In 2 randomisiert kontrollierten Studien erwies sich ein 10-wöchiges Gruppenprogramm auch bei Kontrolle der allgemeinen körperlichen Aktivität als kurz- und langfristig signifikant wirksamer als verschiedene Kontrollgruppen (Reduktion der depressiven Symptomatik im Mittel um einen Schweregrad) und als mindestens non-inferior zu einer manualisierten Verhaltenstherapie in der Gruppe. Laufende Studien beschäftigen sich mit einer Anpassung auf die Kinder- und Jugendtherapie sowie auf die Anwendung bei jugendlichen Flüchtlingen im Libanon. Als Wirkfaktoren werden unter anderem die durch das Bouldern entstehende starke Fokussierung auf den Moment (Achtsamkeit) und emotionale Exposition diskutiert und aktuell beforscht. Das Manual wird aktuell in Form einer BPT-App für Therapeuten veröffentlicht, die in einer laufenden Studie auf Akzeptanz und Benutzerfreundlichkeit untersucht wird. Weitere hochwertige Studien zur Wirksamkeit von Klettern oder Bouldern bei Depression und anderen psychischen Störungen werden benötigt.
09:36 Uhr
Ganzkörper-Elektromyostimulation (EMS) unterstütztes Training – Befunde zweier randomisiert-kontrollierter Studien
A. Bendau (Potsdam, DE)