P-06-01:
Evaluierung nicht-invasiver Hirnstimulationstherapie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des LMU München: Analyse der elektrischen Feldstärken der transkraniellen magnetischen Stimulation bei Patient:innen mit Depression und Schizophrenie
L. Bulubas (München, DE)
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Autor:innen:
L. Tagnin (München, DE)
H. Steinbeck (München, DE)
U. Kumpf (München, DE)
E. Dechantsreiter (München, DE)
G. Burkhardt (München, DE)
Y. Mizutani-Tiebel (München, DE)
K. Chang (München, DE)
P. Sauseng (München, DE)
D. Keeser (München, DE)
F. Padberg (München, DE)
L. Bulubas (München, DE)
Transkranielle Magnetstimulation (TMS) ist eine nicht-invasive Form der Hirnstimulation, die als Alternative bei der Therapie depressiver Symptomatik in Studien vielversprechende Wirkung zeigt. Ein Faktor für die Heterogenität der TMS Effekte sind Unterschiede in elektrischen Feldern (E-Felder), die unter anderem von der individuellen Hirnanatomie der PatientInnen abhängen. In einer Kohorte aus PatientInnen mit Major Depressive Disorder (MDD) und Schizophrenie (SCZ), die an unserer Klinik mit der TMS behandelt wurden, sowie gesunden ProbandInnen, untersuchten wir die simulierten E-Felder als möglichen Faktor für das unterschiedliche Ansprechen dieser zwei Gruppen.
Es wurden 12 PatientInnen mit MDD (7 Männer/ 5 Frauen, Alter 45,92±11,63 Jahre) und 6 PatientInnen mit SCZ (4 Männer/ 2 Frauen, Alter 42,17±12,95 Jahre) in die aktuelle Auswertung eingeschlossen. Eine nach Alter und Geschlecht gematchte gesunde Kontrollgruppe wird aktuell rekrutiert. Die Simulierung der E-Felder basierte auf vor der Behandlung erhobenen strukturellen Datensätzen (T1 und T2 Sequenz, 3T Skyra und Prisma Siemens Scanner) mittels der Software SimNIBS (Version 4.0) unter Berücksichtigung der jeweiligen individuellen Behandlungsmerkmale.
Es konnten insgesamt keine signifikanten Unterschiede in den E-Felder Intensitäten zwischen den PatientInnengruppen gefunden werden; E-Feld-Intensität99,9%: t(10.21)=-0.81, p=0.43, 95% CI [-22.90;10.63]; E-Feld-Intensität99,0%: t(10.26)=-1.02, p=0.33, CI [-16.18;5.98); E-Feld-Intensität95,0%: t(10.42)=-1.04, p=0.32, CI [-8.79;3.18].
Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich - wider Erwarten - weder die Unterschiede zwischen den PatientInnenkollektiven, noch die Unterschiede in der Lokalisierung des präfrontalen Kortex, auf die E-Felder der TMS Behandlung auswirken.
Als limitierend ist hier jedoch die kleine Stichprobe der aktuellen, vorläufigen Auswertung und die aktuell fehlende Kontrollgruppe zu nennen.
P-06-02:
Evaluierung der nicht-invasiven Hirnstimulationstherapien an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des LMU Klinikums München: „Ansprechraten bei unterschiedlichen Stimulationsprotokollen in der Praxis“
H. Steinbeck (Haibach, DE)
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Autor:innen:
H. Steinbeck (Haibach, DE)
L. Tagnin (DE)
U. Kumpf (DE)
E. Dechantsreiter (DE)
G. Burkhardt (DE)
L. Bulubas (DE)
F. Padberg (DE)
D. Keeser (DE)
P. Sauseng (DE)
Unsere Klinik bietet repetetive transkranielle Magnetstimulation neben anderen Hirnstimulationsverfahren wie deep TMS, Theta-Burst Stimulation (TBS) mit und ohne Neuronavigation oder transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) an; aus diesem Pool an Patientendaten lassen sich Rückschlüsse auf die präziseren Wirkmechanismen der einzelnen Therapien ziehen.
Wir haben retrospektiv PatientInnendaten und Behandlungsverläufe anhand von Verlaufsdokumentation, Arztbriefen, Behandlungsverträgen und Screening-Unterlagen rekonstruiert und ausgewertet; zum aktuellen Zeitpunkt konnten wir Daten von 39 PatientInnen, die zwischen 2017 und 2021 behandelt wurden, gewinnen (davon 16 Frauen, Alter 45,0 ± 14,0 Jahre, Protokolle: 1 deep TMS, 6 Depressions-Protokoll, 1 Jay-Protokoll, 24 TBS (3 davon neuronavigiert), 6 tDCS). Das Ansprechen wurde größtenteils mittels Montgomery–Åsberg Depression Rating Scale (MADRS) evaluiert.
Beim TBS-Protokoll zeigte sich die größte Verbesserung des MADRS-Gesamt Scores von 10,1 Punkten, jedoch ohne statistische Signifikanz (im Vergleich: Depression-Protokoll 5,2, p=0,057; tDCS 5,0, p= 0,10). Bei der Auswertung der einzelnen MADRS-Items zeigte sich die TBS in den Unterpunkten Konzentration und Gefühl (p < 0,05) dem Depressions-Protokoll überlegen. Beim Vergleich mit der tDCS zeigte sich die TBS beim Item Schlaflosigkeit überlegen (p < 0,05). Unterschiede zwischen TBS mit und ohne Neuronavigation konnten aufgrund der geringen Gruppengröße nicht ausgewertet werden
Insgesamt zeigt sich in der bisherigen retrospektiven Auswertung unserer Behandlungsdaten das TBS Protokoll am effektivsten. In Abhängigkeit von Patientenpräferenz und Symptomkonstellation könnten aber auch alternative Protokolle gewählt werden. Jedoch ist diese vorläufige Auswertung durch die geringe PatientInnenzahl der nicht-TBS Gruppen limitiert. Die Betrachtung unserer Standortspezifischen Daten im Kontext internationaler multizentrischer randomisierter kontrollierten Studien ist angeraten
P-06-03:
Reduction of symptoms in patients with major depressive disorder after transcranial direct current stimulation treatment: a real-world study
M. Nikander (Helsinki, FI)
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Autor:innen:
M. Nikander (Helsinki, FI)
M. Lõokene (EE)
N. Markov (BG)
T. Neuvonen (Helsinki, FI)
D. Dilkov (BG)
Transcranial direct current stimulation (tDCS) has been demonstrated in randomized clinical trials (RCTs) to be an effective treatment option for major depressive disorder (MDD). The aim of this study was to characterize the real-life effectiveness and tolerability of tDCS and to identify predictors of treatment outcome in patients with MDD.
A total of 462 patients with depressive symptoms, who were treated with tDCS as a part of routine clinical practice, were enrolled in the study. Depressive symptoms were evaluated using validated depression scales before and after the tDCS treatment in 410 patients who completed the treatment and for whom all the necessary treatment information was available.
Complete clinical response (CCR) was achieved by 54.9% (n = 225), remission by 19.5% (n = 80), and minimal clinically important difference (MCID) by 94.6% (n = 388) of the study patients after the tDCS treatment completion. At least half of the patients achieved CCR in all severity classes and in patients with and without concomitant use of psychotropics. No serious adverse effects were reported during the treatment.
This real-world study showed good tolerability and a reduction of depressive symptoms in patients with MDD after tDCS treatment. The results suggest that tDCS is a well-suited treatment alternative for MDD, either as a stand-alone treatment or in combination with antidepressant medication.
P-06-04:
Effekte transkranieller Wechselstromstimulation (tACS) auf ein räumliches Arbeitsgedächtnistraining
S. Galefski (Tübingen, DE)
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Autor:innen:
S. Galefski (Tübingen, DE)
T. Schwippel (Tübingen, DE)
S. Weller (Tübingen, DE)
C. Plewnia (Tübingen, DE)
Die frequenzspezifische Synchronisation der oszillatorischen Aktivität zwischen Hirnarealen spielt eine zentrale Rolle für höhere kognitive Prozesse. θ-Oszillationen orchestrieren dabei die Konnektivität zwischen frontalen und parietalen Arealen bei räumlichen Arbeitsgedächtnisaufgaben und zeigten sich als vielversprechender Ansatz zur Modulation der Arbeitsgedächtnisleistung.
Die aktuelle Studie untersucht die Effekte fronto-parietaler θ-tACS auf ein räumliches Arbeitsgedächtnistraining. Zudem werden Near- und Far-Transfereffekte sowie EEG-Maße vor und nach dem Training betrachtet.
Im Rahmen einer präregistrierten, randomisierten, doppelt-blinden, sham-kontrollierten Studie wurde eine Stichprobe von 40 gesunden Versuchspersonen untersucht. Die Studie umfasste sechs Sitzungszeitpunkte: Prä- und Post-Sitzung, drei Trainingssitzungen und eine Follow-up-Sitzung. Innerhalb der Trainingssitzungen wurde eine θ-tACS (F4/P4, 5 Hz, 1,5 mA peak-to-peak high-density, Dauer je 27 min) während eines räumlichen Arbeitsgedächtnistrainings appliziert. Drei Stimulationsbedingungen wurden untersucht: in-phase tACS (0°), anti-phase tACS (180°) und sham-tACS.
Entsprechend der Präregistrierung zeigte sich ein signifikanter Interaktionseffekt zwischen Sitzung und Bedingung für die Reaktionszeiten im räumlichen n-back. Das Modell legte eine, im Vergleich zu sham, verlängerte Reaktionsgeschwindigkeit in den Stimulationsbedingungen nahe. Ein Einfluss der Stimulationsbedingung auf die baseline-adjustierten Reaktionszeiten in der Post-Sitzung zeigte sich nicht.
Die Studie weist einen behavioralen Effekt der θ-tACS auf ein Arbeitsgedächtnistraining nach und unterstreicht das komplexe Zusammenspiel von Lernprozessen, Baseline-Performance und tACS. Zukünftige Studien könnten die Kombination aus kognitivem Training und tACS in einer Stichprobe mit einem niedrigeren kognitiven Ausgangniveau, wie beispielsweise in einer neuropsychiatrischen oder älteren Stichprobe, untersuchen.
P-06-05:
Drawing new lines – machine-learning guided response prediction and bio-signal analysis of ECT index series
M. Kayser (Bonn, DE)
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Autor:innen:
M. Kayser (Bonn, DE)
E. Schneider (CH)
N. Freundlieb (DE)
M. Kiebs (Bonn, DE)
The scientific understanding of electroconvulsive therapy (ECT) and its therapeutic procedures
are largely based on pre-calculated EEG seizure parameters and pre-post treatment indices.
Analysing data from the novel multicentric GENET research collaboration by implementing
biosignal-analysis and artificial intelligence methods, we present new research opportunities to
reach a better understanding of ECT’s mechanisms of action. Presenting preliminary results,
we will also discuss challenges which arise when handling multidimensional variable length as
well as unbalanced panel-data.
We present a data flow importing anonymized unbalanced ECT-treatment data and associated
bio-signals (EEG, ECG, EMG) from a novel data-documentation tool directly into a pythonbased
machine learning (ML) pipeline. This pipeline includes data-transformation into MLsuitable
nested data structures by extracting features, reducing dimensionalities, and digitally
analysing EEG seizures.
Using traditional EEG-based seizure quality indices and treatment parameters, treatmentresponse-
prediction models showed significant differences in model performance depending
on model parameters. Preliminary evidence also indicates that using existing python-libraries
is helpful in reproducing the results of currently available ECT quality indices.
The outlined methods will give a first impression of how machine learning approaches offer
new research opportunities in ECT to potentially develop alternative seizure quality markers
above and beyond the already existing ECT predictive parameters (e.g. PSI, ASEI, MSI.) using
digital bio-signal analysis. This approach may allow us to improve clinical decision making
and individualize treatments.
P-06-06:
Effects of transcranial direct current stimulation (tDCS) over brain area V5 on smooth pursuit eye movements
H. Stöckler (Lübeck, DE)
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Autor:innen:
H. Stöckler (Lübeck, DE)
J. Radecke (DE)
M. Reichhardt (DE)
C. Wolters (DE)
J. Groß (DE)
A. Sprenger (DE)
R. Lencer (DE)
Introduction: Impairments of smooth pursuit eye movements are discussed as a promising biomarker indicating vulnerability to psychotic disorders. A central role in the smooth pursuit network is attributed to brain area V5, associated with motion perception during smooth pursuit. In line with this, previous studies revealed reduced V5 activity during pursuit in psychosis patients. However, the underlying mechanisms are not yet fully understood. Here, we applied tDCS in healthy participants to probe the role of V5 for smooth pursuit.
Method: Twenty-five participants underwent normative anodal, cathodal and sham tDCS over right V5 while performing smooth pursuit. Eye movements were recorded before, during and after tDCS application. Foveopetal step ramps and triangular wave stimuli with and without temporary target blanking were presented to evaluate different aspects of smooth pursuit.
Results and Discussion: Preliminary results show an overall good eye movement performance. A specific tDCS-effect was revealed in the blanking task. Cathodal stimulation resulted in increased pre-blanking eye velocity compared to sham, specifically for stimuli moving towards the left hemifield. However, across tasks, only a limited effect of tDCS over V5 was observed.
Conclusion: Increased pre-blank eye velocity during leftward pursuit suggests enhanced predictive signaling in right V5 induced by cathodal stimulation. The otherwise limited effect of tDCS may be explained, first, by generally high pre-stimulation performance levels in healthy subjects resulting in a ceiling effect. Second, individual differences in brain anatomy presumably impacting tDCS effects, were not considered by our standard stimulation protocol. An individualized stimulation set-up, that considers compartment differences related to cranial bone, brain anatomy, cerebro-spinal fluid, could ensure the correct positioning and polarization of the electric field in V5 in each subject.
P-06-07:
Proteinkonzentrationen im Serum unter Elektrokonvulsionstherapie stabil
F. Konen (Hannover, DE)
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Autor:innen:
F. Konen (Hannover, DE)
H. Maier (Hannover, DE)
H. Frieling (Hannover, DE)
S. Bleich (Hannover, DE)
R. Schülke (Hannover, DE)
T. Witte (Hannover, DE)
T. Skripuletz (Hannover, DE)
A. Neyazi (Magdeburg, DE)
Einführung: Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) wird als effektivste Behandlung bei (therapierefraktärer) schwerer depressiver Störung angesehen. Obwohl der exakte antidepressive Mechanismus der EKT weiterhin ungeklärt ist, deuten verschiedene Studien auf eine immunmodulatorische Wirkung hin. Der Einfluss der EKT auf Serumproteinkonzentrationen wurde bislang jedoch nicht untersucht.
Methode: Im Rahmen des Niedersächsischen Elektrokonvulsionstherapie Outcome Register [NEKTOR] wurden bei insgesamt 30 Patienten, welche sich im Zeitraum von 2016 bis 2022 in der Klinik für Psychiatrie der Medizinischen Hochschule Hannover vorstellten, die Konzentrationen von Albumin, IgG, IgA, IgM und Kappa Freien Leichtketten (KFLC) im Serum bestimmt. Diese 30 Patienten litten an einer schweren depressiven Episode (MDD), und wurden mit 21 gesunden Kontrollen verglichen. Alle MDD Patienten wurden mit EKT behandelt und Serumproben vor der ersten, nach der ersten und vor der letzten EKT einer Serie entnommen.
Ergebnisse/Diskussion: MDD Patienten waren signifikant älter als die gesunden Kontrollen (57 vs. 37 Jahre, p=0.0060), andere signifikante Gruppenunterschiede wurden nicht gefunden. MDD Patienten wurden im Median mit 12 EKTs behandelt (10-13) und wiesen zu jedem Zeitpunkt während der EKT niedrigere Albumin, IgG und IgM Konzentrationen im Serum auf als die gesunden Kontrollen (multivariate, alterskorrigierte Analyse mit p-Werten zwischen < 0.0001 und 0.0328). Unter EKT wurden keine signifikanten Konzentrationsunterschiede gefunden (p-Werte zwischen 0.6241 und 0.9876). Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Respondern und Non-Respondern (p-Werte zwischen 0.5185 und 0.9828).
Schlussfolgerung: Eine EKT-Serie hat weder kurz- noch mittelfristige Effekte auf Serumproteinkonzentrationen. Der antidepressive Effekt im Rahmen der EKT-Serie scheint nicht auf Ebene der Immunglobuline im Serum vermittelt zu sein. Möglicherweise ist jedoch der Beobachtungszeitraum zu kurz gewählt.
P-06-08:
Geschlechtseffekte auf ein tDCS-unterstütztes Training kognitiver Kontrolle
S. Weller (Tübingen, DE)
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Autor:innen:
S. Weller (Tübingen, DE)
C. Plewnia (Tübingen, DE)
Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ermöglicht die Verbesserung kognitiver Kontrollfunktionen (CC), welche hauptsächlich durch Netzwerke im präfrontalen Kortex (PFC) koordiniert werden. Es ist jedoch nach wie vor notwendig nach den zugrundeliegenden Mechanismem zu suchen, um die Wirksamkeit der tDCS zu verbessern. In dieser Studie untersuchten wir, ob das biologische Geschlecht die Auswirkungen von tDCS-gestütztem CC-Training beeinflussen könnte.
Wir verwendeten Daten aus unserer zuvor publizierten Studie, in der 162 gesunde Probanden an einem 2-wöchigen CC-Training teilnahmen. Jeder Teilnehmer erhielt entweder Schein- oder Verum-tDCS. Der PFC wurde dabei entweder andodal oder kathodal, mit 1 oder 2 mA, sowie links- oder rechtsseitig stimuliert. Als CC-Training wurde der PASAT (paced auditory serial addition task) verwendet - eine anstrengende und frustrierende Aufgabe, von der bekannt ist, dass sie das an kognitiven Kontrollfunktionen beteiligte PFC-Netzwerk rekrutiert. Der Fortschritt innerhalb der Aufgabe und die langfristigen Leistungsveränderungen wurden als main outcome herangezogen.
Hierbei fanden wir geschlechtsspezifische Unterschiede: insgesamt war der Leistungszuwachs bei Frauen deutlich höher als bei Männern. Dies fand sich sowohl in der Gesamtgruppe der Männer und Frauen unabhängig der tDCS-Intervention, als auch für die Gruppe der Männer und Frauen, die bezüglich Polarität bzw. Intensität analysiert wurden. Darüber hinaus fanden wir positive anodale tDCS-Effekte innerhalb der weiblichen Gruppe, nicht aber innerhalb der männlichen Gruppe.
Diese Studie unterstreicht die Bedeutung des biologischen Geschlechts für tDCS-Interventionen. Wir fanden spezifische Effekte nur bei Frauen, was die Notwendigkeit weiterer Forschung an den zugrunde liegenden Mechanismen und Ursachen für die unterschiedliche Reaktion auf tDCS bei Männern und Frauen bestärkt.
P-06-09:
Hemifaziales Erythem und supraorbitales Lidödem als seltene Nebenwirkung der Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
C. Licht (Nürnberg, DE)
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Autor:innen:
C. Licht (Nürnberg, DE)
A. Ruttmann (Nürnberg, DE)
T. Hillemacher (Nürnberg, DE)
Einführung
Die häufigsten Nebenwirkungen der EKT sind Kopfschmerzen, Gedächtnisstörungen und kardiovaskuläre Veränderungen [1].
Wir berichten hier über den ungewöhnlichen Fall einer einseitigen Augenlidschwellung und Wangenrötung als Nebenwirkung der EKT bei einer depressiven, aber ansonsten gesunden Patientin.
Fallbericht
Die Patientin ist eine 53-Jahre alte Frau mit seit 15 Jahren bestehender rezidivierender depressiver Störung mit aktuell schwergradiger depressiver Episode ohne psychotische Symptome. Bei Therapieresistenz auf Mirtazapin (60 mg/d) und Lithium (675 mg/d; 0,75 mmol/l) wurde eine EKT-Serie mit insgesamt sieben Sitzungen durchgeführt. Die Behandlung erfolgte mit rechtsseitiger unilateraler Elektrodenplatzierung nach d’Elia (RUL). Bereits nach der ersten Sitzung (Thymatron IV; Energie: 20 %; Pulsbreite: 0,5; EEG: 45 s) zeigte sich ein ausgeprägtes hemifaziales Erythem und eine supraorbitale Lidschwellung rechts. Nach jeder der insgesamt sieben Sitzungen mit adäquaten Anfällen im EEG zwischen 45 bis 68 s, zeigten sich hemifaziales Erythem und supraorbitale Lidschwellung rechts.
Ergebnisse
Sowohl das direkt nach dem Auslösen des Anfalls aufgetretene supraorbitale Lidödem, als auch das hemifaziale Erythem bildeten sich spontan und vollständig innerhalb von 10 Minuten nach Beendigung des jeweiligen Anfalls zurück.
Schlussfolgerung
Die rechte Gesichtshälfte erschien vor der EKT normal und wies keine Verletzungen oder Anomalien auf. Traumata, allergische Reaktionen auf das Narkosemittel oder Komplikationen der manuellen Beatmung wurden ausgeschlossen.
In der Literatur sind bisher lediglich ein Fallbericht mit supraorbitalem Lidödem [2] und ein Fallbericht mit hemifazialer Rötung des Gesichts [3] nach EKT beschrieben.
Wir werten das in unserem Fall aufgetretene Lidödem und Erythem als isolierte, gutartige Komplikationen, die am ehesten auf eine autonome Aktivierung der Gesichtsnerven aufgrund der elektrischen Reizung in RUL aufgetreten sind.
P-06-11:
Machbarkeit, Akzeptanz und Wirksamkeit von internetbasierten Selbsthilfe-Interventionen bei Personen mit chronischen Schmerzen und komorbider Depression
S. Borsutzky (Hamburg, DE)
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Autor:in:
S. Borsutzky (Hamburg, DE)
Ziel des aktuellen Forschungsvorhabens war es, ein Online-Selbsthilfeprogramm zu entwickeln, welches spezifisch auf die Bedürfnisse von Menschen mit chronischen Schmerzen und komorbiden depressiven Symptomen zugeschnitten ist. Hierfür wurde ein von der Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie bereits entwickeltes Online-Selbsthilfeprogramm für Depression (Mood) für diese Patient:innengruppen angepasst. Neben der vollständigen Erneuerung der bestehenden Inhalte wurden neue schmerzspezifische Inhalte ergänzt. Zusätzlich zu dem Online-Selbsthilfeprogramm wurde die transdiagnostische Smartphone-App COGITO (uke.de/cogito) der Arbeitsgruppe um schmerzspezifische Inhalte erweitert und im Rahmen des aktuellen Forschungsvorhabens evaluiert. Durch die zusätzliche Nutzung der App soll die Adhärenz der Nutzung des Online-Selbsthilfeprogramms Lenio optimiert werden. Das neue Online-Selbsthilfeprogramm Lenio wird in einer randomisiert-kontrollierten Studie (RCT) an 245 Schmerzpatient:innen mit komorbiden depressiven Symptomen evaluiert. Es wird erwartet, dass Schmerzen (primäres Outcome; Reduktion der Schmerzbeeinträchtigung nach dem DSF) und depressive Symptome (BDI-II, PHQ-9) durch die Nutzung von Lenio und COGITO signifikant reduziert werden im Vergleich zu einer aktiven Kontrollgruppe (kleine Effektstärke), die eine transdiagnostische Smartphone-App ohne schmerzspezifische Inhalte erhält und einer Wartekontrollgruppe (moderate Effektstärke). Als weitere sekundäre Outcomes werden Lebensqualität, die subjektive Bewertung des Programms sowie mögliche Nebenwirkungen erfasst. Mithilfe des kostenlosen Online-Selbsthilfeprogramms sollen Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität von Betroffenen niedrigschwellig und ökonomisch erhöht werden. Nach Abschluss der Studie sollen Lenio und COGITO basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen adaptiert und kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die Ergebnisse der Studie sollen auf dem DGPPN Kongress erstmalig präsentiert werden.
P-06-12:
Machbarkeit, Sicherheit und Wirksamkeit App-basierter Selbsthilfe bei Personen mit intellektueller Beeinträchtigung – ein Studienprotokoll
S. Borsutzky (Hamburg, DE)
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Autor:in:
S. Borsutzky (Hamburg, DE)
Personen mit intellektueller Beeinträchtigung weisen im Vergleich zur Restbevölkerung ein erhöhtes Risiko auf, psychisch zu erkranken. Obwohl sich psychotherapeutische Verfahren, insbesondere kognitive Verhaltenstherapie, als wirksam erwiesen haben, ist von einer starken Unterversorgung im stationären und ambulanten Bereich auszugehen. Gründe der Unterversorgung gehen auf das Versorgungssystem (geringe finanzielle Anreize, fehlende Barrierefreiheit, allgemeine Unterversorgung), die Betroffenen (Abhängigkeit von Betreuer:innen, Mobilitätseinschränkungen), aber auch Behandler:innen (Berührungsängste, Zweifel an Wirksamkeit, mangelnde Expertise, Mehraufwand durch z.B. Einbeziehen von Bezugspersonen) zurück. Um diese Barrieren zu überwinden, benötigt es niedrigschwellige Hilfsangebote. Wir haben eine App entwickelt, die spezifisch auf Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung zugeschnitten ist. Die Glücklich App ist in leichter Sprache geschrieben, einfach in der Bedienung und soll mit kurzen Übungen sowohl depressive Symptome als auch den Selbstwert verbessern.
In einer randomisiert-kontrollierten Studie möchten wir die Machbarkeit, Sicherheit und Wirksamkeit der App erheben. Für Nutzer der Glücklich App erwarten wir eine Verbesserung der depressiven Symptome (primäres Outcome, erhoben mit Glasgow Depression Scale) und des Selbstwerts (Rosenberg Self-Esteem Scale) im Vergleich zu einer Wartekontrollgruppe. Um zum einen eine breite Patient:innengruppe einschließen zu können (falls Selbst-Rating nicht möglich), aber auch zur Validierung der Angaben, wird parallel ein Fremdrating durch Bezugspersonen erhoben. Neben der Wirksamkeit der App wird auch die Machbarkeit, z.B. selbstständiger Download der App und selbstständige Anwendung, untersucht. Ausführliche Angaben zur Erhebung sowie eine detaillierte Darstellung der Glücklich App sollen im Rahmen einer Posterpräsentation auf der DGPPN vermittelt werden.
P-06-13:
Die Wirksamkeit von DiGAs am Beispiel von Selfapy in der Behandlung von depressiven Erkrankungen
S. Köhler (Berlin, DE)
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Autor:in:
S. Köhler (Berlin, DE)
Relevanz
Die Versorgung psychisch Erkrankter stellt, neben den Betroffenen selbst, insbesondere die
behandelnden Psychotherapeut:innen vor erhebliche Herausforderungen. Volle Wartelisten
sorgen für einen administrativen Mehraufwand und die Chronifizierung und sich im Verlauf
verschlechternde Symptomatik können sich wiederum auf die Behandlung auswirken. In
diesen Fällen können Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) Abhilfe schaffen und als
Wartezeitüberbrückung, Therapiebegleitung oder Rückfallprophylaxe Patient:innen sowie
Praktizierende entlasten. Allerdings sind viele Therapeut:innen und
Gesundheitseinrichtungen noch zu wenig informiert, um die digitalen Angebote erfolgreich in
die Behandlungen einzubeziehen.
Ziel der Posterpräsentation ist es, die klinische Evidenz und damit die Bedeutung von DiGA
im Zusammenhang mit der Versorgungslücke bei psychischen Belastungen anhand der
Studie zum Selfapy Depressions Kurs herauszustellen. Zum Zeitpunkt der Veranstaltung
werden ebenfalls bereits finale Studiendaten zu weiteren Selfapy Kursen (Generalisierte
Angststörung, Panikstörung, Bulimia Nervosa & Binge Eating Störung) veröffentlicht sein.
Beschreibung & Zielsetzung der Studie
In der Studie wurde die Wirksamkeit des Kurses für Patient:innen, die an Depression leiden,
untersucht. Die Auswertung des Depressionsparameters zeigt eine signifikante Abnahme
der depressiven Symptomatik um durchschnittlich 39,5% nach Abschluss des 12-wöchigen
Kurses für Teilnehmer:innen des Selfapy Kurses ohne telefonische Begleitung. Während
sich für die Kontrollgruppe keine Veränderung abzeichnet, zeigen sich hohe Effektstärken für
die Interventionsgruppen (Cohen’s d = 1.36-1.46). 70,7% der Patient:innen erfuhren eine
klinische Verbesserung der Symptomatik.
Methode
Der Online-Kurs bei Depression ist eine auf kognitiver Verhaltenstherapie basierende
Intervention für depressive Störungen. Dazu wurden 401 Teilnehmende mit leichten bis
schweren depressiven Störungen randomisiert einer von zwei Interventionsgruppen oder
einer Kontrollbedingung zugeteilt, um entweder an einer geführten Intervention
(wöchentliche 25-minütige Telefongespräche), einer ungeführten Version oder einer
Warteliste (Kontrollgruppe) für 12 Wochen teilzunehmen. Die depressiven Symptome
wurden zu Beginn der Studie, sowie jeweils in der Mitte (6 Wochen), am Ende (12 Wochen)
und bei der Nachbeobachtung (6 Monate) der Intervention bewertet.
Ergebnisse
Das Hauptergebnis war der Unterschied im Beck Depression Inventory-Score zwischen dem
Beginn der Studie und dem Ende der Intervention. Sekundäre Ergebnisse waren das Quick
Inventory of Depressive Symptomatology – Self Report, die Hamilton Rating Depression
Scale und das Beck Anxiety Inventory.
Sowohl die geführte als auch die ungeführte Versionen der Intervention waren hochwirksam
bei der Reduzierung depressiver Symptome. Follow-up-Daten deuten darauf hin, dass diese
Effekte aufrechterhalten werden könnten. Außerdem war die geführte Version der
ungeführten Version nicht überlegen.
P-06-14:
Ethische Rahmenbedingungen für telemedizinsche Angebote mit Fokus auf Früherkennung von Demenzen: ein Scoping-Review
F. Roth (Göttingen, DE)
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Autor:in:
F. Roth (Göttingen, DE)
Hintergrund: Aktuelle Forschung fokussiert auf Demenzprädiktion, um Betroffene möglichst früh zu identifizieren. Biomarker ermöglichen Jahre vor dem Auftreten erster Symptome die Diagnose einer Alzheimer-Erkrankung. Eine Beratung zu diagnostischen Möglichkeiten und Formen der Unterstützung scheint in diesem Kontext unabdingbar, ist jedoch nicht flächendeckend verfügbar, speziell in ländlichen Gebieten. Einen möglichen Ansatz bietet die Telemedizin. Über digitale Beratungsangebote könnten unterversorgte Gebiete angegliedert und Informationen zur Früherkennung leichter verfügbar gemacht werden. Allerdings gehen mit dem Einsatz telemedizinischer Angebote und mit der Demenzprädiktion zahlreiche ethische Aspekte einher, die zunächst identifiziert und diskutiert werden müssen.
Methodik: Mithilfe eines Scoping Reviews nach Arksey und O’Malley (2005) wurden vier Datenbänke nach Publikationen zu telemedizinischen Angeboten und zu Demenzfrüherkennung durchsucht. Dabei wurde deutsche und englische Literatur im Zeitraum von 2011 bis 2021 einbezogen, die ethische Aspekte der Demenzprädiktion oder Telemedizin aufgezeigt haben. Die Ergebnisse wurden mithilfe der vier Prinzipien von Beauchamp und Childress (2013) und den Kategorien „Kommunikation“ und „Arzt-Patienten-Beziehung“ systematisch zusammengefasst und analysiert.
Ergebnisse: 13 Artikel thematisierten telemedizinsche Angebote und 5 eine Demenzprädiktion. Bei der Telemedizin wurden für eine gute Beratung vor allem Informed Consent, Informationen, Sicherheit, Zufriedenheit, Erreichbarkeit, Virtualisierung und Verantwortung diskutiert. Bei der Demenzprädiktion wurden vor allem Informed Consent, Stigmatisierung, Aspekte der Lebensplanung, Richtlinien zur Standardisierung und Ergebnisübermittlung diskutiert. Die einzelnen Überkategorien können noch weiter spezialisiert werden.
Schlussfolgerung: Das Scoping Review zeigt die ethischen Aspekte auf, mit welchen eine telemedizinische Beratung zur Demenzprädiktion zu beurteilen ist.
P-06-15:
Einsatz von Sexrobotern in der Therapie: eine vergleichende Befragung zwischen deutsch- und englischsprachigen Sexualtherapeuten und -medizinern
C. Eichenberg (AT)
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Autor:innen:
T. Oelschlägel (Wien, AT)
C. Eichenberg (AT)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Einsatz von Sexrobotern im therapeutischen Setting und vergleicht die Meinungen deutsch- und englischsprachiger Sexualtherapeut*innen und -mediziner*innen. Dazu wurden Sexualtherapeut*innen des United Kingdom zu ihrem Standpunkt befragt. Um ein differenziertes und ländervergleichendes Bild der verschiedenen Meinungen zu erhalten, wurden die erhobenen Daten mit der Befragung der Vorgängerstudie „The Attitudes of Therapists and Physicians on the Use of Sex Robots in Sexual Therapy“ im deutschsprachigen Raum verglichen.
Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine prospektive Befragungsstudie mit Querschnittserhebungen. Diese erfolgte mittels Fragebogen. Die Proband*innen wurden vorrangig über Onlineplattformen rekrutiert.
Insgesamt wurden 75 Proband*innen befragt (N=75). Das mediane Alter belief sich auf 53.61 Jahre. Die Mehrheit der Teilnehmer*innen war weiblichen Geschlechts (Frauen: (52/75, 70%); Männer: (22/75, 30%).
Die erhobenen Daten zeigen, dass die Resultate der Befragung der Vorgängerstudie in weiten Teilen reproduzierbar und kohärent waren. Eine Abweichung der Standpunkte beider Proband*innengruppen stellte sich bei der Einschätzung des therapeutischen Potentials, der allgemeinen Bewertung von Sexrobotern und der Frage nach ethischen Bedenken, dar.
Englischsprachige Sextherapeut*innen äußerten sich, trotz vermehrter ethischer Bedenken, positiver über den Einsatz von Sexrobotern, als Therapeut*innen der deutschsprachigen Vergleichsgruppe. Unter Berücksichtigung aller wesentlichen einflusshabenden Faktoren kann die Ansicht vertreten werden, dass Sexualtherapeut*innen und -mediziner*innen*innen des UK eine tendenziell positivere, aufgeschlossenere Meinung gegenüber Sexrobotern vertreten.
Die erhobenen Daten dienen als erster Überblick über den Standpunkt, welchen Sexualtherapeut*innen zum Thema „Sexroboter“ beziehen. Um Aussagen über Nutzen, Sicherheit oder Risiko zu tätigen, sind allerdings weitere Forschungen vonnöten.