EP-04-01:
Geplante und dringliche Operationen im Lockdown: Angst vor Ansteckung im Krankenhaus
C. Eichenberg (Wien, AT)
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Autor:innen:
C. Eichenberg (Wien, AT)
M. Hofer (Wien, AT)
S. Kietaibl (Wien, AT)
Einführung: Während der COVID-19 Pandemie wurde ein Rückgang an in Anspruch genommenen Gesundheitsleistungen, aus Angst vor einer potenziellen COVID-19-Infektion im Krankenhaus, festgestellt. Die vorliegende Studie geht diesen Ängsten nach und untersucht, in welchem Ausmaß Ansteckungsängste bei Patient*innen mit bevorstehender sowie dringlicher Operation bestehen. Zudem wird der Einfluss der Persönlichkeit der Patient*innen auf das subjektive Angsterleben vor COVID-19 im Krankenhaus erhoben.
Methode: Fragebogenstudie (Februar 2021) am Evangelischen Krankenhaus Wien mit N=133 Patient*innen (57,1% w, 42,9% m; Alter: M=56.81, SD=16.80). Erhoben wurden COVID-19-bezogene Ängste (mittels eines selbstkonstruierten Fragebogens), psychische Belastung (BSI-18), Stressverarbeitungs- und Bewältigungsstrategien (SVF-78) sowie die Zustandsangst und Angst als Eigenschaft (STAI-G).
Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die durchschnittliche Zustimmung zur Angst, andere (z.B. Angehörige) durch den Krankenhausbesuch anzustecken, höher bewertet wird und als mittlere Ausprägung angesehen werden kann (M=14.35, SD=5.19, Min=5, Max=25). Die Zustimmung zur eigenen Ansteckungsangst (M=12, SD=5.25, Min=6, Max=30) sowie die Einschätzung zum Ansteckungsrisiko im Krankenhaus (M=6.20, SD=3.23, Min=3, Max=15) liegt im unteren Mittel. Weiterhin zeigte sich, dass je höher die eigene Ansteckungsangst, desto höher die präoperative Zustandsangst. Ebenso ergab sich zw. der psychischen Belastung und der Ansteckungsangst ein signifikant positiver Zusammenhang. Bzgl. der Persönlichkeit konnte festgestellt werden, dass die Eigenschaftsangst einen signifikanten Einfluss auf die Ansteckungsangst hat.
Schlussfolgerung: Die Zustimmung zur eigenen Ansteckungsangst vor COVID-19 liegt bei Patient*innen mit geplanter und dringlicher Operation im unteren Mittel und wird als gering eingestuft. Die Persönlichkeit trägt zum subjektiven Angsterleben vor einer potenziellen COVID-19 Infektion im Krankenhaus bei.
EP-04-02:
Einfluss von Depressivität auf den Kinderwunsch bei queeren Personen im Vergleich zu cis-heterosexuellen Personen in der COVID-19-Pandemie
P. Buspavanich (Berlin, DE)
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Autor:innen:
P. Buspavanich (Berlin, DE)
S. Lech (Berlin, DE)
E. Lermer (München, DE)
M. Berger (Berlin, DE)
S. Mahner (München, DE)
C. Thaler (München, DE)
J. Behr (Neuruppin, DE)
F. Batz (München, DE)
Hintergrund: Durch gesellschaftspolitische Diskurse, Rechtsreformen und eine moderne Reproduktionsmedizin bieten sich auch für lesbische, schwule und bisexuelle (LGB*) Personen zunehmend mehr Möglichkeiten, einen Kinderwunsch zu realisieren. Es gibt bereits erste Hinweise, dass LGB* Personen stärker von depressiven Symptomen und Einsamkeit in der COVID-19-Pandemie betroffen sind, als cis-heterosexuelle Personen.
Methode: In einer deutschlandweiten Onlinebefragung von April 2020 bis Juli 2020 (N = 2135) wurden neben allgemeinen demografischen Fragen auch Fragen zum psychischen Wohlbefinden, wie ein Screening auf Depressionen und/oder Ängste (PHQ-4-Score), allgemeine Zufriedenheit mit dem Privatleben und dem Beziehungsleben, den Kinderwunsch sowie die Kinderwunschmotive (LKM-20) erfasst.
Ergebnisse: LGB* Personen zeigten ein signifikant höheres Maß an depressiven Symptomen im Vergleich zu cis-heterosexuellen Personen. Die Ausprägungen der Kinderwunschmotive zeigten auf allen Skalen (z. B. „Emotionale Stabilisierung und Sinnfindung“ oder „Soziale Anerkennung und Identitätsbildung“) signifikant niedrigere Werte bei LGB* Personen im Vergleich zu cis-heterosexuellen Personen. In der multivariaten Analyse zeigte sich eine negative Assoziation zwischen dem Kinderwunsch und depressiven Symptomen. Kinderlosigkeit, eine cis-Heterosexualität, das Leben in einer ländlichen Gegend sowie einzelne Kinderwunschmotive signifikant positive Prädiktoren für einen Kinderwunsch darstellen.
Diskussion: Durch strukturelle Marginalisierung und individuelle Diskriminierungserfahrungen weisen LGB* Personen ein erhöhtes Risiko für psychische Belastungen auf. Der Wunsch und die Möglichkeiten, eigene Kinder zu bekommen und so Elternschaft zu übernehmen, scheint dabei mit dem psychischen Wohlbefinden eng verknüpft zu sein. In diesem Kontext sollen in weiterführenden Studien relevante Risiko- und Schutzfaktoren und deren zugrundeliegenden Mechanismen identifiziert werden.
EP-04-03:
Einflüsse der Corona-Pandemie auf soziale Ängste in einem stationär-intensivtherapeutischen Kliniksetting
Y. Lee (Münster, DE)
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Autor:innen:
Y. Lee (Münster, DE)
T. Zeidler (Münster, DE)
S. Prantner (Münster, DE)
A. Eden (Münster, DE)
Einführung: Einschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie hatten Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, insbesondere von Personen mit bestehenden psychischen Erkrankungen (WHO, 2022). Es zeigten sich z.B. verstärkt Symptome von Angst (Kunzler et al., 2021). Zu den aufrechterhaltenden Faktoren sozialer Ängste gehört, soziale Situationen zu vermeiden oder ihnen mit Sicherheitsverhalten zu begegnen. Daher könnten Einschränkungen wie Lockdowns Personen mit Angststörungen besonders negativ beeinflussen. In der Behandlung von Angststörungen gilt die expositionsbasierte Intervention als Goldstandard (Bandelow et al., 2014).
Methode: Expositionen gehören, neben (meta-) kognitiver Therapie und diversen 3. Welle Techniken, in der Christoph Dornier Klinik zu den eingesetzten Methoden der Therapie von Angsterkrankungen und ermöglichen Patient:innen, gefürchtete soziale Situationen zu bewältigen. Übungen finden hierbei wiederholt über mehrere Stunden/Woche, therapeutisch begleitet und später selbstständig, statt. Wir untersuchten Einflüsse der Corona-Pandemie auf den Schweregrad sozialer Ängste von Patient:innen mit Angststörungen in den Zeiträumen zwei Jahre vor (Mrz. 2018 – Feb. 2020) und zwei Jahre nach Pandemiebeginn (Mrz. 2020 – Feb. 2022). Anhand des „Soziale Phobie und Angstinventars“ (dt. SPAI; Fydrich, 2002) wurde die Effektivität der Behandlung überprüft.
Ergebnisse: Vergleicht man die SPAI Ausprägungen zu Therapieanfang vor und nach Pandemiebeginn, zeigen sich signifikant höhere SPAI Ausprägungen im Zeitraum der Pandemie (p<.05). Katamnese-Untersuchungen (t1: Aufnahme, t2: Entlassung, t3: 6 Wochen Follow-Up) weisen darauf hin, dass sich soziale Ängste sowohl vor (N = 59, dt1-t2 = .37, dt1-t3 = 0.68, p<.001) als auch nach Pandemiebeginn (N = 45, d t1-t2 = .48, d t1-t3 = 0.32, p<.01) während der stationären Behandlung, sowie über die Zeit danach, signifikant reduzieren.
Schlussfolgerung: Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden sozialen Einschränkungen wirkten sich negativ auf Patient:innen mit Angststörungen aus. Ihre soziale Angstsymptomatik zeigt sich stärker ausgeprägt. Dennoch konnten sie vom intensivtherapeutischen und individualisierten Behandlungskonzept der Christoph Dornier Klinik gut und langfristig profitieren.
EP-04-04:
Stressorexposition während der SARS-CoV-2-Pandemie in der deutschen Bevölkerung – wer ist resilient?
I. Helmreich (Mainz, DE)
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Autor:innen:
I. Helmreich (Mainz, DE)
L. Hubenschmid (Mainz, DE)
G. Köber (Freiburg im Breisgau, DE)
D. Gilan (Mainz, DE)
S. Frenzel (Frankfurt am Main, DE)
R. van Dick (Frankfurt am Main, DE)
K. Lieb (Mainz, DE)
Einführung: Die SARS-CoV-2-Pandemie ist eine globale gesundheitliche, soziale und wirtschaftliche Bedrohungslage von kaum absehbarer Dauer und Tragweite. Wie Studien in verschiedenen Ländern zeigen konnten, wirken sich insbesondere Ängste und Unsicherheiten sowie der massiv erschwerte Zugang zu Schutzfaktoren auf die psychische Gesundheit aus. Das Wissen hinsichtlich möglicher protektiver Faktoren ist bisher begrenzt. Deshalb wurde untersucht, wie sich die Pandemie auf das Stresserleben, die psychische Gesundheit und die Resilienz(-faktoren) der Menschen in Deutschland auswirkt.
Methode: Repräsentative online Erhebung (N = 3057) der deutschsprachigen Bevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren im Zeitraum Juni - Juli 2020 mit einer Fragebogenbatterie zu den Themen Stressorexposition, Stresserleben, Resilienz(-faktoren) und psychische Gesundheit. Resilienz wurde operationalisiert als psychische Gesundheit (GHQ-12) trotz Stressorbelastung (MIMI). Mittels Regressions- und Moderationsanalysen wurden relevante Risiko- und Schutzfaktoren sowie besonders vulnerable Gruppen identifiziert.
Ergebnisse/Diskussion: Die am stärksten belastenden Stressoren waren finanzielle Probleme/Schlafprobleme, Corona-Medienberichte sowie fehlende Freizeitaktivitäten bzw. soziale Ereignisse. Weibliches Geschlecht (ß=-40.74, p < 0.05), höheres Alter (ß=-1934.43, p < 0.05) und höheres Bildungsniveau (Hochschulabschluss: ß=-53.24, p < 0.05; universitärer Abschluss: ß=-49.14, p < 0.05) wurden als allgemeine, somatische Erkrankungen (ß=-23.87, p < 0.05) als coronaspezifische Risikofaktoren identifiziert, während sich Selbstwirksamkeit und Kontrollüberzeugung als coronaspezifische Schutzfaktoren erwiesen. Die positive Wirkung von Resilienzfaktoren war bei den am stärksten gefährdeten Gruppen (Ältere und somatisch Kranke) besonders gering ausgeprägt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, diese gefährdeten Gruppen besonders anzusprechen, um Resilienzfaktoren und Bewältigungsstrategien zu fördern.
EP-04-05:
Topics in a Work-related individual Coaching
B. Muschalla (Braunschweig, DE)
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Autor:innen:
B. Muschalla (Braunschweig, DE)
L. Werk (Braunschweig, DE)
Background: Under the modern cognitive and social work demands, persons with mental health problems have increasingly more problems (Rajgopal, 2010) or even sick leave and work disability (Muschalla & Linden, 2014). Also, burocracy and increasingly complicated rules lead to increased work quantity which is perceived as stressful even for many mentally healthy people. This study reports outcomes from a preventive work coaching for employees in public and private organizations.
Method: An individual coaching consistent of 3 sessions (behavior- and situation analysis, practical exercise, reflection) was offered to employees of a university and other public and private organizations in the region. All coaching sessions are conducted by the same behavior-therapeutically trained psychologist. By means of an initial behavior and situation analysis (SORKC), the coaching content was individually aligned to the participants needs. Alternative behaviors for problematic work situations were practiced and reflected. Coaching participants filled in self-rating questionnaires on their perceived work-relevant capacities (Mini-ICF-APP-S), work ability (WAI) and work coping (JoCoRi) before the first and after the third coaching session.
Results/Discussion: We completed coaching (3 sessions each) with 142 participants. 68 participants are from Education & Research, 74 participants from other professions. An overview of the participants’ topics shows 52 topics of social interactions and 90 participants with work structure or work overload topics. Participants improved in work ability, work coping from before to after the 3 sessions.
The advantages of the individual coaching are the combination of individual focus and the economic format of three sessions. Individual counseling is often more effective than preventive group interventions (e.g. Reynolds, 1997).
Conclusion
Short coaching may help to increase work ability and active coping strategies of employees in different workplaces
EP-04-06:
Psychosoziale Situation und subjektive Belastung pflegender Angehöriger während der Corona-Pandemie in Deutschland
K. Geschke (Mainz, DE)
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Autor:innen:
K. Geschke (Mainz, DE)
A. Fellgiebel (Mainz, DE)
A. Wuttke-Linnemann (Mainz, DE)
Einführung: Für pflegende Angehörige (PA) brachte die Corona-Pandemie einzigartige Herausforderungen mit sich. Wir untersuchten den Einfluss der Veränderungen durch Corona-Pandemie auf die Belastung, das Stresserleben und die Depressivität der PA in Deutschland sowie Faktoren, die in Zusammenhang mit hoher Belastung standen.
Methode: Insgesamt wurden 324 PA anhand einer retrospektiven, explorativen Studie zu ihrer Situation während des ersten Lockdowns im April 2020 befragt.
Ergebnisse/Diskussion: Die Pflegesituation veränderte sich bei über Dreivierteln der Befragten durch die Corona-Pandemie. Dies betraf vor allem die Verfügbarkeit bzw. Inanspruchnahme von Untersützungsmöglichkeiten: Während des ersten Lockdowns pflegte die Hälfte der Befragten ohne Hilfe. 60,8% hätten sich professionelle Hilfen gewünscht, aber nicht erhalten. Berufstätige PA reduzierten ihre Arbeitszeit, bauten Überstunden ab oder nahmen ihren Jahresurlaub. Die Pflege war zeitlich, psychisch und körperlich überfordernder als zuvor, so dass die eigene Gesundheit schlechter eingeschätzt wurde. Werte für Stress und Depressivität waren deutlich erhöht. In Zusammenhang mit diesen negativen Konsequenzen standen vor allem soziodemographische und soziale Unterstützungsvariablen.
Schlussfolgerung: PA waren während des ersten Lockdowns im April 2020 insbesondere durch den Mangel an Unterstützungsmöglichkeiten deutlich belastet. Für berufstätige PA war es kaum möglich, Arbeit und Pflege zu vereinbaren. Die bisher politisch geschaffenen Angebote (z.B. Familienpflegezeit) wurden kaum genutzt. Zukünftig müssen passendere Angebote für PA gefunden und ausgebaut werden, um Überlastung, Depressivität und Stresserleben vorzubeugen.
EP-04-07:
Influences on the resilience of health care workers during a pandemic
A. Maget (Graz, AT)
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Autor:innen:
A. Maget (Graz, AT)
M. Lenger (Graz, AT)
A. Birner (Graz, AT)
R. Queissner (Graz, AT)
N. Dalkner (Graz, AT)
M. Ratzenhofer (Graz, AT)
S. Bengesser (Graz, AT)
F. Fellendorf (Graz, AT)
N. Kotar (Graz, AT)
Background: The coronavirus disease (COVID-19) pandemic put a strain on health care systems and professionals, confronting them with stressful working conditions while providing much needed medical care. In this study, we aimed (1) to investigate the psychological resilience in health care workers (HCW) over time, (2) to elucidate influences on it, (3) to test differences between frontline workers and general health care professionals and (4) to test sex differences in resilience during the pandemic.
Methods: In winter 2020/21, we conducted an online study surveying 1,361 HCW and a follow-up in winter 2021/22 (n = 1134 HCW), 186 participants took part both times. We assessed COVID-19 fears of HCW using a self-created questionnaire in German. In addition, the Resilience-Scale (RS-13), the Anhedonia Scale, and the Patient Health Questionnaire were used.
Results: In sum, resilience scores were high throughout all HCW subgroups but decreased significantly over time. In addition, we could show significant correlations between RS-13 score and anhedonia as well as between RS-13 score and psychological symptoms including anxiety, depression, and psychosomatic symptoms. COVID-19 fears and age did not correlate to resilience in our HCW sample. Furthermore, we found no differences in resilience scores, neither between the sexes nor between frontline workers and those working in a COVID-19-distant environment.
Conclusion: Our study underpins the importance of resilience in health care providers, especially during a pandemic. Our results suggest that the ability to experience joy while experiencing psychosocial stress, hardship and even depression could pose as a source of resilience in terms of “bouncing back”. Therefore, steps need to be taken to maintain and promote personal resilience in HCW.
EP-04-08:
Safewards in einer Einrichtung der besonderen Wohnformen – ein Pilotprojekt
J. Krieger (Sehnde, DE)
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Autor:innen:
J. Krieger (Sehnde, DE)
M. Schwarz (Sehnde, DE)
V. Herzberg (Sehnde, DE)
K. Friedrich (Sehnde, DE)
V. Rößner-Ruff (Sehnde, DE)
C. Penkov (Sehnde, DE)
C. Hauser (Sehnde, DE)
H. Grimmelmann-Heimburg (Sehnde, DE)
M. Ziegenbein (Sehnde, DE)
Hintergrund: Im Bereich der Besonderen Wohnformen sind sowohl Mitarbeiter:innen als auch Nutzer:innen insbesondere in beschützten Bereichen oftmals mit angespannten und potentiell eskalierenden Situationen konfrontiert. Aus dem akutpsychiatrischen Setting ist bekannt, dass es bei ca. 17% der Patient:innen in den westlichen Industrienationen zu physischen Übergriffen kommt. Neben den physischen Bedrohungen und Übergriffen sind insbesondere auch psychischen Belastungen nicht zu unterschätzen. Mittlerweile sind die Evidenz und das Bewusstsein gestiegen, dass institutionelle Bedingungen möglicherweise sogar einen größeren Einfluss auf die Entwicklung eskalierender Situationen haben, als krankheitsbezogene Faktoren seitens der Nutzer:innen.
Das „Safewards-Modell“ als komplexes und aus zehn Einzelinterventionen bestehendes Konzept greift diesen Aspekt auf und verfolgt das Ziel, das Stationsklima positiv und deeskalierend zu gestalten, um Aggression, Gewalt und Konflikte zu reduzieren. Bisherige Studienergebnisse legen nahe, dass sich durch die Etablierung Verbesserungen auf den angesprochenen Ebenen erzielen lassen. Eine Umsetzung im Bereich der EGH ist bisher in Deutschland noch nicht bekannt.
Vor diesem Hintergrund wurden im Bereich Wahrendorff Wohnen mit der Umsetzung von „Safewards“ in einigen Pilotbereichen begonnen. Hierdurch sollen Verbesserungen der Versorgung im Sinne des Modelles etabliert werden, die die Genesungsmöglichkeiten der Nutzer:innen weiter stärken, sowie Gewalt und Zwangsmaßnahmen reduziert werden.
Methode: Befragung von Mitarbeiter:innen (ESSEN-CES, Maslach-Burnout-Inventory, Haltung gegenüber dem Konzept, Zufriedenheit) und Nutzer:innen der genannten Einrichtungen (Essen-CES, Zufriedenheit, Haltung zum Konzept).
Ergebnisse, Diskussion, Schlussfolgerungen: Erste Ergebnisse der Basis-Erhebung sowie des ersten Follow-Ups im Rahmen der Implementierung werden im Rahmen der Präsentation vorgestellt.
EP-04-09:
Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) bei Menschen mit einer psychischen Erkrankung
E. Flammer (Ravensburg, DE)
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Autor:innen:
E. Flammer (Ravensburg, DE)
R. Borbé (Ulm, DE)
A. Bedenk (Ulm, DE)
T. Steinert (Ulm, DE)
Einführung
Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) definiert einen Paradigmenwechsel im Verständnis von Behinderung weg von einem Defizit-Ansatz hin zu einem "Diversity-Ansatz". Zu den Menschen mit Behinderung zählen auch Menschen mit einer langfristigen seelischen Beeinträchtigung.
Anhand eines Fragebogens sollte untersucht werden, ob und in welchem Umfang Menschen mit einer psychischen Erkrankung gleichberechtigt im Sinne der UN-BRK am alltäglichen Leben teilnehmen können und inwieweit die Maßgaben der UN-BRK im Hinblick auf Teilhabe und Selbstbestimmung speziell bei der psychiatrischen Behandlung umgesetzt sind.
Methode
Mittels eines eigens entwickelten Fragebogens (Weissenauer Fragebogen zu Menschenrechten und Teilhabe (WFB-MuT) wurden 130 Klient:innen von gemeindepsychiatrischen Verbünden (GPVen) und 138 Patient:innen von Psychiatrischen Institutsambulanzen (PIAen) befragt. Die Items des WFB-MuT wurden anhand relevanter Artikel der UN-Konvention generiert und in Fokusgruppen mit Menschen mit Psychiatrieerfahrung diskutiert und ergänzt.
Ergebnisse/Diskussion
Insgesamt nahmen 268 Personen an der Befragung teil (140 Frauen, 52,2%). 47 Teilnehmende (17,5%) gaben an, bei der Ausübung ihrer Rechte behindert worden zu sein. Von erniedrigender oder menschenunwürdiger Behandlung im Zusammenhang mit ärztlicher Behandlung berichteten 28 Teilnehmende (10,5%). 31 Teilnehmende (11,6%) gaben an, nicht selbstbestimmt bei ihrer psychiatrischen Behandlung mitwirken zu können. Weitere Ergebnisse werden präsentiert.
Schlussfolgerung
Menschen mit psychischen Störungen werden in vielen Bereichen des täglichen Lebens an der Teilhabe gehindert.
EP-04-10:
„Heavy Use“ in Psychiatry
V. Pfersmann (Wien, AT)
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Autor:innen:
V. Pfersmann (Wien, AT)
P. Fuchs (Wien, AT)
P. Weiland-Fiedler (Wien, AT)
1.Objectives
Readmission rates are a quality indicator in the psychiatric health care system. The risk of readmissions depends not only in the severity of illness but also on other factors like the accessibility of ambulant care, the inpatient duration of stay and coercive treatment (1).
The aim of our study was the qualitative and quantitative analysis of those “heavy users” who have the highest amounts of admissions in a ten year period (2011-2021).
2.Methods
In a retrospective study within a 10-year period (2011-2021) all consecutive admissions have been analysed (n=11923 admissions/n=5355 patients) in a first step. In the next step the authors identified 20 patients with the highest number of readmissions and analysed the characteristics of those patients and their admissions.
Characteristics of the 20 patients and their admissions:
- Diagnose (ICD 10), Comorbidity, Age, Sex
- Length of stay, Length to readmission, Number of admissions within study period
- Number of admissions (pre-study), Number of involuntary/voluntary admission, coercive measures
- Housing situation (homeless, apartment, assisted living)
- Situation of discharge (planned/aborted by patient)
- Medical Care system outside hospital
- Advocate / Power of attorney/ Trustee
- Income and social situation
3.Results
67,2% of all patients (N=5355) have been admitted only one time during the study period and accounted for 30,2% of all admissions. 32,8% of the patients (N=1755) accounted for 69,8% of all admissions. If readmissions occur, the mean number of readmissions is 4,7 within 10 years.
4. Conclusion
In the future optimized treatment-concepts will be necessary for this patient group, which obviously doesn’t profit sufficiently from the current health system opportunities.
EP-04-11:
Wie kann der Übergang aus besonderen Wohnformen in eigene Wohnung besser gestaltet werden?
J. Krieger (Sehnde, DE)
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Autor:innen:
J. Krieger (Sehnde, DE)
K. Friedrich (Sehnde, DE)
V. Rößner-Ruff (Sehnde, DE)
C. Penkov (Sehnde, DE)
C. Hauser (Sehnde, DE)
M. Ziegenbein (Sehnde, DE)
M. Dierks (Hannover, DE)
I. Graef-Calliess (Wunstorf, DE)
Hintergrund: Der Wechsel von Besonderen Wohnformen der Eingliederungshilfe in unabhängiges Wohnen stellt aus verschiedenen Gründen die Nutzer:innen vor große Herausforderungen. Einerseits stellt der Wechsel von einem engmaschig betreuten vollstationären Versorgungsumfeld in die ambulante Versorgung eine große psychosoziale Umstellung beispielsweise hinsichtlich der eigenverantwortlichen Lebensführung und der fehlenden Verfügbarkeit von Ansprechpartnern dar. Andererseits bringt der Wechsel auch durch Änderungen von Zuständigkeiten der Kostenträger und teils langen Antragsprozessen auch wirtschaftliche Herausforderungen mit sich. Hieraus resultieren zudem sehr pragmatische Hürden der Umzugsgestaltung, Ersteinrichtung und Sicherung einer ausreichend tragfähigen Anschlussversorgung.
Methode: Qualitatives Längsschnittstudiendesign mit fünf Messzeitpunkten über 12 Monate und Erhebung zwischen 2016-2020. Auswertung der im Verlauf erhaltenen Rückmeldungen zu Wünschen der Gestaltung der Übergänge im Verlauf über qualitative Inhaltsanalyse.
Ergebnisse: Nutzer:innen wünschen sich insbesondere an der Schnittstelle des Überganges von einer besonderen Wohnform in eine eigenständige Wohnung eine bessere Verzahnung von Hilfsangeboten, eine unkompliziertere Regelung finanzieller Unterstützungsleistungen sowie praktische und emotionale Unterstützung professionell Tätiger. Des Weiteren erschienen peergestützte Angebote sowohl im Bereich der Vorbereitung als auch im Veränderungsprozess als wertvolle und zu wenig angebotene Unterstützung.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Werden in dem Betrag vorgestellt
EP-04-12:
Bedeutung des Post-COVID-Syndroms in der Rehabilitation (PoCoRe): Studienprotokoll einer multizentrischen Studie verschiedener Fachrichtungen
T. Hinterberger (Regensburg, DE)
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Autor:innen:
T. Hinterberger (Regensburg, DE)
A. Kupferschmitt (Regensburg, DE)
I. Montanari (Regensburg, DE)
M. Gasche (Geldern, DE)
C. Herrmann (Gailingen, DE)
M. Jöbges (Konstanz, DE)
S. Kelm (Waldbreitbach, DE)
G. Sütfels (Todtmoos, DE)
A. Wagner (Pfronten, DE)
T. Loew (Pfronten, DE)
V. Köllner (Berlin, DE)
Hintergrund: Beim Post-COVID-Syndrom können neben körperlichen Einschränkungen auch kognitive Einschränkungen, Fatigue, Dyspnoe sowie Depressionen und Angststörungen auftreten. Stand Mai 2022 haben sich weltweit ca. 514 Millionen Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert (Deutschland ca. 25 Mio.), wobei ca. 10% ein Post-COVID-Syndrom entwickeln. Eine kausale Therapie für das Post-COVID-Syndrom gibt es bisher nicht, mit einer multimodalen symptomorientierten Rehabilitation kann der Verlauf jedoch günstig beeinflusst werden. Die Studienlage zur Post-COVID-Reha ist bisher unzureichend. Die Zielsetzung dieser Studie ist daher: (1) Deskription neurologischer, kognitiver oder/und psychischer Funktionseinschränkungen. (2) Differenzierte Überprüfung der fachspezifischen Rehabilitationsmaßnahmen, sowohl kurz- als auch längerfristig zum Zweck der Zukunftsprognose und der Optimierung therapeutischer Interventionen.
Methoden: Multizentrische, nicht randomisierte, kontrollierte Längsschnitt-Studie mit Mehr-Gruppenvergleichen, bei Beteiligung von sieben Rehabilitationskliniken unterschiedlicher Fachrichtungen: Kardiologie, Pneumologie, Neurologie, Psychosomatik. Erhebungszeitraum: 12 Monate; Ziel-Stichprobengröße N = 1000. Somatische und psychologische Testung zu drei Messzeitpunkten: Aufnahme, Entlassung, 6-Monats-Katamnese. Die Patientenversorgung erfolgt durch eine an die Post-COVID-Symptomatik angepasste Regelversorgung.
Diskussion: Diese Studie dient der differenzierten Erfassung der Post-COVID Symptomatik. Die Ergebnisse sollen zur Verbesserung der Versorgungslage mittels geeigneter Behandlungskonzepte beitragen. Es wird angenommen, dass entsprechende Rehabilitationsmaßnahmen sich positive auf die körperliche und psychische Konstitution der Post-COVID Betroffenen auswirken und dadurch auch die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr an den Arbeitsplatz erhöhen.
EP-04-13:
Feeling informed and safe and its impact on psychosomatic symptoms in health care workers during the COVID-19 pandemic in Austria
M. Lenger (Graz, AT)
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Autor:innen:
M. Lenger (Graz, AT)
A. Maget (Graz, AT)
N. Dalkner (Graz, AT)
F. Fellendorf (Graz, AT)
M. Ratzenhofer (Graz, AT)
R. Trojak (Graz, AT)
E. Fleischmann (Graz, AT)
E. Schönthaler (Graz, AT)
A. Tmava-Berisha (Graz, AT)
N. Kotar (Graz, AT)
Background: The worldwide coronavirus disease (COVID-19) resulted in new challenges for health care workers and for those working on the front lines caring directly for COVID-19 patients. There is currently no study available focussing on the impact of the COVID-19 pandemic on psychosomatic symptoms in health care workers, in particular frontline workers, over the whole period of the pandemic so far (2020-2022). There is also a lack of knowledge about strategies to prevent stress during and after a health crisis.
Methods: An online survey was conducted at three points in time (April 2020, winter 2020/2021, winter 2021/2022) during the COVID-19 pandemic in Austria. The sample includes 160 health care workers at screening time 1, 1361 employees at screening time 2, and 1134 healthcare workers at screening time 3. The survey included COVID-19 fears, the satisfaction with the organization of the employers, and standardized inventories, such as the Patient Health Questionnaire (PHQ-D).
Results: Non-frontline workers reported higher anxiety at screening time 1 compared to screening time 2 and 3. Psychosomatic symptoms were higher in females and especially in frontline health care workers at all three points in time. The amount of reported psychosomatic symptoms increased over time. The self-reported values of COVID19 fears and COVID-related coping strategies correlated significantly with psychosomatic symptoms at all three points in time.
Conclusion: COVID19 fears and psychosomatic symptoms were prevalent in healthcare workers over the whole pandemic. COVID19 fears seem to decrease over time. Feeling safe and informed was essential to prevent psychosomatic symptoms, which led to a recommendation for employers to focus on communication and information. Since psychosomatic symptoms are increasing in all healthcare workers, stress prevention programs will be essential to maintain productivity and reduce the number of sick days and fluctuation in the healthcare system.
EP-04-14:
Soziale Isolation vor dem Hintergrund maladaptiver Stressverarbeitung begünstigt die Entwicklung psychischer Erkrankungen von Personen aus internationalen buddhistischen Organisationen
A. Anders (Attnang-Puchheim, AT)
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Autor:in:
A. Anders (Attnang-Puchheim, AT)
Einführung: Bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen von Personen aus Gruppen internationaler buddhistischer Organisationen sind maladaptive Stressverarbeitung, dekontextualisierte verinnerlichte Konzepte und schädigende Trainingstechniken zentrale, die Erkrankung aufrechterhaltende Faktoren, deren Adressierung für den Genesungsprozess eine wesentliche Rolle spielt.
Methode: Im Rahmen des dreijährigen Forschungsprojekts wurden quantitative und qualitative Methoden angewandt. Somit ergänzen die Daten aus dem Stressverarbeitungsfragebogen (SVF) die Informationen zu allgemeinen, vermeintlich buddhistischen Konzepten und entsprechenden Schädigungsmechanismen wie auch zur sozialen Isolation.
Ergebnisse: Soziale Isolation wurde von 46,67% der 22 Personen aus 20 verschiedenen buddhistischen Organisationen aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen und von 20% der Gesamtgruppe aufgrund des Miterlebens der Erfahrungen anderer in den Gruppen bestätigt.
Im Gruppenprofil von 8 Personen, die den Stressverarbeitungsfragebogen (SVF) ausfüllten, zeigten sich neben schlecht ausgebildeten Kontrollstrategien, insbesondere der Selbstinstruktion und Situationskontrolle, auch hohe Werte in mehreren Negativstrategien, wie der Resignation, sozialen Abkapslung und Flucht. Über diese Positiv- und Negativ-Strategien hinaus war in den weiteren Strategien auch ein deutlich verringertes Soziales Unterstützungsbedürfnis auffällig.
Schlussfolgerung: Da diese Faktoren ungünstiger Stressverarbeitung gepaart mit irreführenden verinnerlichten Konzepten und Trainingstechniken die Entwicklung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen begünstigen, ist es sowohl präventiv wie auch für den therapeutischen Prozess wichtig diese Aspekte zu adressieren.