17:15 Uhr
Verbesserte Behandlung von Depressionen durch spielerisches Training neuronaler Netzwerke
S. Weller (Tübingen, DE)
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Autor:innen:
S. Weller (Tübingen, DE)
C. Plewnia (Tübingen, DE)
Major depressive disorder (MDD) is one of the most prevalent psychiatric disorders worldwide. Standard treatment usually encompasses psychotherapy or antidepressants. However, these treatment options are often hard to achieve or accompanied by side effects. With the hardship of finding appropriate treatment, computerised trainings are becoming a viable addition to more traditional options. With his study we present digital cognitive trainings as an extension of the current therapeutic armamentarium.
32 participants diagnosed with mild to moderate MDD were provided with a tablet-based cognitive control (CC) training, known to be taxing and frustrating. Participants were asked to train thrice a week for six weeks. Measures of depressive symptoms (Montgomery–Åsberg Depression Rating Scale, Inventory of Depressive Symptomatology, World Health 5 Wellbeing Index) were taken over the course of this training as well as at one- and three-month follow-up. Participants were provided with either a base version or gamified version of the training.
Both groups, the base training as well as the gamified training, showed significantly reduced depressive symptoms after finishing the training period. Additionally, positive measures increased over this timeframe. Participants’ rating of the training was overall positive, with overwhelming interest in continuing the intervention at home on their own accord.
We showed that computerised cognitive trainings may provide a viable addition to current therapeutic interventions: while depressive symptoms decreased, perceived overall well-being increased. While the scarcity of therapy spots, causing long delays between diagnosis and treatment onset, as well as the side effects of medical antidepressants, inhibits effective care, at-home treatment via digital training paradigms can increase patient well-being and strengthening patients’ autonomy in overcoming their illness.
17:27 Uhr
Hirnstimulation mit MRT-navigierter Transkranieller Pulsstimulation (TPS) – eine neue Methode zur Verbesserung kognitiver Defizite bei Patienten mit Morbus Alzheimer
U. Sprick (Neuss, DE)
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Autor:innen:
U. Sprick (Neuss, DE)
M. Köhne (Neuss, DE)
Bis heute existiert für Patienten mit Morbus Alzheimer (M.A.) noch keine effektive Langzeittherapie. Das nichtinvasive Verfahren der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS), welches insbesondere unter Verwendung einer MRT-Navigation mit sehr hoher Präzision sowohl Strukturen an der Hirnoberfläche als auch in tiefergelegene Hirnstrukturen erreicht, bietet neue Möglichkeiten, funktionelle Besserungen bei Patienten mit Morbus Alzheimer zu erzielen. Pilotstudien haben bereits erste positive Effekte auf Lernen und Gedächtnis wie auch günstige strukturelle Veränderungen im Gehirn gezeigt. Aktuell soll der Einfluss von TPS auf exekutive Funktionen untersucht werden.
21 ambulante Patienten mit M.A. (leicht- bis mittelgradiger Ausprägung) wurden mit 6.000 Pulsen TPS pro Sitzung stimuliert (0.2 mJ/mm2 pro einzelnem Impuls, Frequenz 4 Hz). Die Stimulation erfolgte MRT-navigiert per Neurolith / Storz Medical über einen Zeitraum von 2 Wochen bilateral in den dorsomedialen Cortex, den Parietal- und den Temporallappen. (jeweils 3 Stimulationen pro Woche). Die Exekutivfunktionen wurden mit dem FWIT (Farb-Wort-Interferenztest) gemessen. (vor Stimulation, 2 und 6 Wochen später).
Die TPS-Stimulation führte zu signifikanten Verbesserungen der Performance im FWIT. Der Gruppenmittelwert reduzierte sich signifikant (p< 0.05 – gepaarter T-Test), wobei die Reduktion auch nach 6 Wochen vorhanden blieb. Bei einzelnen Patienten wurden Reduktionen der Testwerte um mehr als 50 % beobachtet. Bis auf gelegentlich angegebene vorübergehende Kopfschmerzen direkt nach der Stimulation wurden keine Nebenwirkungen beobachtet.
Gemäß diesen aktuellen Ergebnissen lassen sich reduzierte Exekutivfunktionen bei Patienten mit M.A. durch eine nichtinvasive TPS bessern. Die genauen Wirkmechanismen der TPS werden gegenwärtig noch diskutiert und weiter beforscht. Sowohl die Ausschüttung von trophischen Faktoren als auch eine vorübergehend geöffnete Blut-Hirn-Schranke scheinen eine besondere Rolle zu spielen.
17:39 Uhr
Langzeiteffekte von Elektrokonvulsionstherapie auf die Hirnstruktur bei Major Depression
T. Borgers (Münster, DE)
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Autor:innen:
T. Borgers (Münster, DE)
V. Enneking (Münster, DE)
M. Klug (Münster, DE)
H. Meinert (Münster, DE)
J. Garbe (Münster, DE)
M. Wulle (Münster, DE)
U. Dannlowski (Münster, DE)
R. Redlich (Münster, DE)
Bei der therapieresistenten Major Depression (MDD) hat sich die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) als eine wirksame Behandlung erwiesen. Während eine wachsende Zahl an bildgebenden Studien auf Veränderungen in der Hirnstruktur unmittelbar nach EKT hinweisen, ist über die langfristige Stabilität dieser strukturellen Veränderungen wenig bekannt.
Wir führten bei 17 Patienten mit akuter MDD, die mittels EKT behandelt wurden, zu drei Zeitpunkten (vor der EKT-Serie [t0], unmittelbar nach [t1] und zwei Jahre nach der EKT [t2]) eine Messung mittels struktureller Magnetresonanztomographie durch. Als Kontrollgruppen wurden 21 gesunde Personen (HC) und 33 Patienten mit akuter MDD, die medikamentös behandelt wurden (MDD TAU), zu drei äquivalenten Zeitpunkten erfasst. Wir führten eine 3x3 ANOVA mit Gruppe (MDD EKT, MDD TAU, HC) als Zwischensubjektfaktor und Zeit (t0, t1, t2) als Innersubjektfaktor durch, um die kurzfristigen Effekte der EKT auf das Volumen der grauen Substanz (GMV) zu replizieren und die Persistenz dieser Veränderungen über einen Zeitraum von zwei Jahren zu untersuchen.
Es ergab sich ein signifikanter Gruppe x Zeit Interaktionseffekt (pFWE < .001). Dieser resultierte aus einer signifikanten GMV-Zunahme unmittelbar nach der EKT in Clustern, die unter anderem den Hippocampus und die Amygdala umfassten, gefolgt von einer signifikanten GMV-Abnahme in vergleichbaren Arealen zwei Jahre nach der EKT. In den Kontrollgruppen wurden keine signifikanten GMV-Veränderungen über die Zeitpunkte hinweg beobachtet (pFWE ≥ .313).
Die EKT-spezifische Zunahme des GMV repliziert kurzfristige neuroplastische Effekte in Folge der Stimulationsbehandlung. Darüber hinaus erweitern unsere Ergebnisse frühere Befunde, da sie nahelegen, dass diese GMV-Zunahme nur vorübergehend zu beobachten. Während die Volumenzunahme während der EKT eher ein Epiphänomen der EKT zu sein scheint, ist noch unklar, inwiefern die Volumenabnahme nach der EKT mit dem langfristigen Erkrankungsverlauf zusammenhängt.
17:51 Uhr
Symptomorientierte Behandlung eines FTLD-Patienten mit Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
M. Besse (Göttingen, DE)
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Autor:innen:
M. Besse (Göttingen, DE)
D. Zilles-Wegner (DE)
B. Breitling (DE)
C. Bartels (DE)
C. Bouter (DE)
C. Lange (DE)
J. Wiltfang (DE)
Der Vortrag behandelt den Fall eines 63 Jahre alten männlichen Patienten, dessen Symptome einer behavioralen Variante einer frontotemporalen Demenz (bvFTD) mit komorbiden depressiven und katatonen Symptomen mittels Elektrokonvulsionstherapie (EKT) erfolgreich behandelt werden konnten.
Die Diagnose bvFTD wurde sowohl durch die klinischen Symptome (Affektverflachung, Verlust sozialer Umgangsformen, fehlendes Schamgefühl, wahlloser Nahrungskonsum, fehlendes Krankheitsgefühl) als auch durch die apparative Diagnostik (fronto-temporale Atrophie im cMRT, fortgeschrittenes neurodegeneratives Geschehen im FDG-PET) gestützt. Der Patient wurde auf Wunsch der Familie zur Zweitmeinung in unserer Universitätsklinik vorgestellt. Krankheitsbedingt lebte der Patient seit mehr als einem halben Jahr in einem geschlossenen Wohnheim.
Auf Grund der begleitenden affektiven (depressive Stimmung, Verlust der Freudfähigkeit, Antriebslosigkeit) und katatonen Symptome (Negativismus, Perseverationen, repetitives Verhalten) wurde eine EKT-Serienbehandlung begonnen. Unter der Behandlung kam es zu einem kompletten Rückgang der affektiven und katatonen Symptome. Auch die Symptome der bvFTD bildeten sich bis auf eine weiter bestehende leichte Affektverflachung und die fehlende Modulation der Sprache vollständig zurück. Die neuropsychologische Testung erbrachte nur noch diskrete Auffälligkeiten, im FDG-PET zeigte sich weiterhin das Bild einer fortgeschrittenen Demenz.
Der Patient konnte anschließend sein geschlossenes Wohnheim verlassen und zurück zu seiner Familie ziehen.
An Hand des Falles sollen mögliche Differentialdiagnosen, insbesondere das FTD-Phenocopy-Syndrom, diskutiert werden. Weiterhin soll die Rolle der EKT bei Erkrankungen aus dem Demenzspektrum mit komorbid vorliegenden affektiven und oder katatonen Symptomen betont werden.
18:03 Uhr
EKT-assoziierte kognitive Nebenwirkungen und Neurofilament-Leichtketten
M. Besse (Göttingen, DE)
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Autor:innen:
M. Besse (Göttingen, DE)
D. Zilles-Wegner (DE)
B. Herzig (DE)
J. Wiltfang (DE)
C. Bartels (DE)
M. Belz (DE)
Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) ist ein etabliertes Therapieverfahren in der Behandlung affektiver und schizophrener Erkrankungen und wird vor allem im Kontext von Therapieresistenz eingesetzt.
Obgleich die EKT ein vergleichsweise gut verträgliches Behandlungsverfahren darstellt, treten transiente kognitive Nebenwirkungen in Form von Kurzzeitgedächtnisstörungen regelmäßig unter der Behandlung auf. Dies führt bei nicht wenigen Patienten und Behandlern zu der Sorge, die Gedächtnisstörungen könnten auf EKT-bedingte Schäden des Gehirns zurückzuführen sein.
Neurofilament-Leichtketten (NFL) sind Bestandteile des axonalen Zytoskeletts und inzwischen als hochsensitive Marker einer neuronalen Schädigung etabliert und im peripheren Blut nachweisbar. Bereits kleinste Schädigungen des Gehirns, beispielsweise durch wiederholte Kopfbälle, führen zu einem nachweisbaren Anstieg von NFL im Blut.
In einer 2019 veröffentlichten Studie konnte unsere Arbeitsgruppe nachweise, dass es unter einer Serienbehandlung mit EKT nicht zu einem Anstieg von NFL im peripheren Blut kommt und es somit keinen Hinweis auf EKT-assoziierte neuronale Schäden des Gehirns gibt.
In der hier präsentierten Folgestudie wurde erneut bei 15 unipolar depressiven Patienten, die mit einer EKT-Serie behandelt wurden, vor und nach der EKT-Serie venöses Blut entnommen und die Konzentration an NFL bestimmt. Anders als in der Vorgängerstudie wurden die Patienten an beiden Studienzeitpunkten zusätzlich ausführlich neuropsychologisch getestet. Es zeigte sich eine signifikante Abnahme der Kognition über die EKT-Serie hinweg. Somit ist es erstmals möglich, eine Assoziation zwischen etwaigen Konzentrationsänderung von NFL mit den unter der EKT auftretenden kognitiven Einschränkungen zu untersuchen.
Aktuell läuft die Konzentrationsbestimmung von NFL in den Blutproben der 15 Patienten. Die Messung wird voraussichtlich Ende Juli 2022 abgeschlossen sein und die entsprechenden Ergebnisse vorliegen.