10:15 Uhr
Action selection during an orthogonal Go/NoGo task in early stages of psychosis: an active inference approach
E. Sterner (München, DE)
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Autor:innen:
E. Sterner (München, DE)
F. Knolle (DE)
In psychosis, optimal action selection appears to be impaired with alterations in value-based action selection and in action-outcome learning often present long before disease onset. Computational models of decision making allow the investigation of whether and how these impairments contribute mechanistically to psychotic symptoms and, thus, have great potential to improve early identification and intervention.
The active inference (AI) framework conceptualizes decision-making as a process of Bayesian inference in which the brain predicts the consequences of an action based on both past experiences and the structure of the task to choose the action to produce the most preferred outcomes. Using AI modelling, we wanted to explore (1) whether AI parameters of a modelled orthogonalized Go/NoGo task differ between at-risk-mental-state (ARMS) individuals (n = 23), first-episode psychosis patients (FEP; n = 26) and healthy controls (n = 31) and (2) whether task performance and modelling parameters would be suitable for identifying group associations.
We observed reduced overall performance in patients with specific deficits in punishment learning. Additionally, AI modelling showed that FEP patients displayed increased forgetting, reduced confidence in policy selection and less optimal general choice behavior, with poorer action-state associations (1). Using receiver operating characteristic (ROC) analysis, we found that combining specific expressions of modelling parameters and individual performance measures revealed fair-to-good classification performances of all groups which is especially relevant for the distinction of controls and ARMS individuals (2).
Taken together, our findings show that AI-modelling of an orthogonalized Go/NoGo task not only provides further explanation for dysfunctional mechanisms underlying decision making in psychosis, but may also be highly relevant for future research on the development of diagnostic biomarkers for early identification.
10:27 Uhr
Antikörperindizes von neurotropen Erregern aus dem Liquor und Serum bei schizophreniformen Psychosen
K. Runge (Freiburg im Breisgau, DE)
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Autor:innen:
K. Runge (Freiburg im Breisgau, DE)
K. Nickel (DE)
K. Domschke (DE)
L. Tebartz van Elst (DE)
D. Endres (DE)
Einführung: Theorien über entzündliche Ursachen der Schizophrenie werden seit über 100 Jahren diskutiert. Trotzdem ist die Studienlage hinsichtlich infektiösen Erregern und immunologischen Mechanismen bei schizophrenen Psychosen nach wie vor uneinheitlich. Das Ziel dieser Studie war es bei Patientinnen und Patienten mit schizophreniformen Psychosen die intrathekale Antikörpersynthese von neurotropen Erregern durch die Bestimmung der erregerspezifischen Antikörperspezifitätsindizes (ASI) zu ermitteln.
Methode: Bei 100 Patientinnen und Patienten mit schizophreniformen Psychosen und 39 psychisch gesunden Kontrollprobandinnen und Kontrollprobanden mit idiopathischer intrakranieller Hypertonie wurden Antikörper gegen die Herpesviren EBV, CMV und HSV 1/2 sowie das Protozoon Toxoplasma gondii in gepaarten Liquor- und Blutserumproben mit kommerziell erhältlichen ELISA-Kits gemessen. Aus diesen Antikörperkonzentrationen wurden die erregerspezifischen ASI zur Identifizierung einer intrathekalen Antikörpersynthese (ASI > 1,5) bestimmt.
Ergebnisse: Es wurde kein signifikanter Unterschied der erregerspezifischen ASI im Vergleich zu der Kontrollgruppe festgestellt. In einer Subgruppenanalyse wurde jedoch ein signifikant höherer EBV ASI bei Patientinnen und Patienten mit chronischer psychotischer Störung im Vergleich zu Betroffenen mit Ersterkrankung beobachtet (p = 0,003). Darüber hinaus zeigten zwei Fälle mit erhöhten EBV ASI Hinweise auf eine polyspezifische Immunreaktionen (mit mehr als einem erhöhten ASI).
Schlussfolgerung: Die intrathekale EBV-Antikörpersynthese könnte mit chronischen Verläufen schizophrener Psychosen assoziiert sein. Neben möglichen infektiösen Faktoren in der Pathophysiologie von schizophreniformen Psychosen könnte der Nachweis einer polyspezifischen Immunreaktion mit mehreren erhöhten ASI bei einzelnen Patientinnen und Patienten auch auf immunologische Prozesse hinweisen.
10:39 Uhr
Einfluss des Alters auf den psychotherapeutischen Nutzen: RCT mit 100 ambulanten schizophren Erkrankten
D. Müller (Bern, CH)
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Autor:in:
D. Müller (Bern, CH)
Empirischen Befunde zum Einfluss des Alters auf die psychotherapeutische Effektivität legen nahe, dass jüngere schizophren erkrankte Patienten stärker von Psychotherapie profitieren als Ältere. Eine Metaanalyse zu einem integrativen Psychotherapieansatz (Kombination verschiedener Interventionsziele) widersprach diesen Befunden und zeigt, dass auch ältere stationäre Patienten positive psychotherapeutische Effekte aufweisen. In der vorliegenden RCT-Studie soll daher der Einfluss des Alters auf die psychotherapeutische Effektivität bei ambulanten schizophrenen Patienten überprüfen werden. Als Experimentalgruppe dient die Integrierte Neurokognitive Therapie (INT), ein integrativer Gruppentherapieansatz (kognitive Remediation kombiniert mit Therapieelementen der Psychoedukation, KVTp und Emotionsregulation).
51 ambulante schizophrene Patienten (ICD-10) wurden INT (30 Sitzungen) und 49 einer Standardbehandlung (TAU) zugewiesen. Die Population wurde mittels Mediansplit-Methode (Alter: Median=34 Jahre) in eine Gruppe mit älteren (M=27.5 Jahre) und jüngeren Patienten (M=42.3 Jahre) eingeteilt. Testerhebungen erfolgten prä-post-Therapie sowie nach 1-Jahreskatamnese.
Ergebnisse: jüngere INT-Patienten verbessern sich gegenüber TAU nicht generell stärker als ältere Patienten. Nur ältere INT-Patienten erzielen signifikante Verbesserungen im psychosozialen Funktionsniveau, Negativsymptomatik und allgemeiner Symptomatik im Vergleich mit TAU. Dagegen erreichen nur jüngere INT-Patienten signifikante Verbesserungen in sozialkognitiven Funktionen (Emotionserkennung, soziale Schemata) und in der Aufmerksamkeitsleistung gegenüber TAU. Beide Alterskategorien verbessern sich unter INT gegenüber TAU im verbalen Gedächtnis und der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit.
10:51 Uhr
Die Wirkung von Oxytocin bei Personen mit Schizophrenie-Spektrum-Störungen in einem positiven sozialen Kontext
M. Zierhut (Berlin, DE)
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Autor:innen:
M. Zierhut (Berlin, DE)
V. von Eisenhart-Rothe (Berlin, DE)
S. Gräßer (Berlin, DE)
N. Hartter (Berlin, DE)
N. Bergmann (Berlin, DE)
I. Hahne (Berlin, DE)
T. Ta (Berlin, DE)
S. Ripke (Berlin, DE)
M. Bajbouj (Berlin, DE)
E. Hahn (Berlin, DE)
K. Böge (Berlin, DE)
Einführung:
Behandlungsmöglichkeiten für Negativsymptome bei Menschen mit Schizophrenie-Spektrum-Störungen (SSD) sind nach wie vor begrenzt, aber die Verabreichung von Oxytocin (OXT) könnte ein vielversprechender Ansatz sein. Die aktuelle Literatur legt jedoch nahe, dass der soziale Kontext die Wirkung von Oxytocin beim Menschen beeinflusst. Diese Studie untersuchte die Wirkung von OXT in einem positiven sozialen Kontext in Form einer achtsamkeitsbasierten Gruppentherapie (MBGT) auf Negativsymptome, Empathie, Affekt und Stress bei SSD.
Methode:
Eine experimentelle, randomisierte, doppelt-verblindete, placebokontrollierte Studie mit 41 Personen mit SSD wurde an der Charité - Universitätsmedizin Berlin durchgeführt. OXT oder Placebo (24 I.E.) wurde 45 Minuten vor dem positiven sozialen Kontext intranasal verabreicht. Es wurde ein 2x2 gemischtes ANCOVA-Design berechnet, um die Veränderung der Negativsymptome und der weiteren genannten Outcome-Variablen unter Kontrolle der entsprechenden Baseline-Werte zu bewerten.
Ergebnisse/Diskussion:
Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen zugunsten von OXT wurden in Bezug auf die Negativsymptome Antriebslosigkeit und Verminderte emotionale Bandbreite festgestellt. In der OXT-Bedingung fanden wir zudem eine Verringerung von negativem Affekt und Stress. Im positiven sozialen Kontext der MBGT nahm Empathie in beiden Gruppen zu.
Schlussfolgerung:
Es konnte ein signifikanter Nutzen von Oxytocin auf die Negativsymptomatik sowie Stress und Affekt nachgewiesen werden. Zukünftige Studien sollten sich auf Oxytocin als zusätzliche pharmakologische Behandlung für Patienten mit SSD und auf die Beeinflussung von Faktoren wie der genetischen Variabilität der OXT-Rezeptor-Expressionen konzentrieren, um eine stärker personalisierte psychiatrische Behandlung zu ermöglichen.
11:03 Uhr
Nonverbale soziale Wahrnehmung als Mediator zwischen psychomotorischer Verlangsamung und Funktionsniveau bei Menschen mit Schizophrenie
V. Chapellier (Bern, CH)
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Autor:innen:
V. Chapellier (Bern, CH)
A. Pavlidou (Bern, CH)
L. Maderthaner (Bern, CH)
S. von Känel (Bern, CH)
S. Walther (Bern, CH)
Psychomotorische Verlangsamung (PV) und Defizite in nonverbaler sozialer Wahrnehmung (NSW) hängen mit einem schlechten Funktionsniveau bei Menschen mit Schizophrenie zusammen. Die PV ist durch die reduzierte Verarbeitungs- und Bewegungsgeschwindigkeit gekennzeichnet. Die NSW ist die Fähigkeit die Absichten anderer durch Beobachtung nonverbaler Hinweise (z.B. Gestik) zu verstehen. Diese Studie untersucht, ob NSW-Defizite den Einfluss von PV auf das Funktionsniveau bei Schizophrenie verändern.
Wir untersuchten 58 Patient*innen (Durchschnittsalter = 39.9 Jahre; SD±12; 50% männlich) und 31 Kontrollproband*innen (Durchschnittsalter = 41.5 Jahre; SD±11.9; 51.6% männlich). PV wurde mit der Salpêtrière Retardation Rating Scale (SRRS), NSW mit dem Mini-Profile of Nonverbal Sensitivity (PONS), die Alltagskompetenz mit dem Performance-Based Assessment der University of California San Diego (UPSA) und das Funktionsniveau mit Specific Level of Functioning (SLOF) gemessen.
Patient*innen waren langsamer und hatten eine schlechtere nonverbale Wahrnehmung als Kontrollen (alle F(1, 87) > 8.5; p < .01. Die SRRS der Patient*innen sagte weniger Alltagskompetenz und schlechteres Funktionsniveau voraus (B < -.3; p < .01). Nach Kontrolle des Mediators PONS waren die indirekten Effekte für beide Analysen signifikant mit BUPSA = -.2; 95%-CI[-.5,-.03] und BSLOF = .-3; 95%-CI[-.6,-.03]. Diese Modelle erklären 29–38% der Varianz der Alltagskompetenz bzw. des Funktionsniveaus (R2UPSA = 0.29; R2SLOF = 0.38). PV blieb auch nach Kontrolle von NSW prädiktiv für die Alltagskompetenz sowie das Funktionsniveau, was auf partielle Mediation hinweist.
Der negative Einfluss von Verlangsamung auf das Funktionsniveau bei Schizophrenie wird teilweise durch Defizite der nonverbalen Wahrnehmung vermittelt. Zur Verbesserung des Funktionsniveaus könnten Interventionen wie Hirnstimulation, kognitive Remediation oder virtuelle Realität sowohl an der Verlangsamung als auch an der nonverbalen Wahrnehmung ansetzen.