Autor:innen:
J. Nübel (Berlin, DE)
J. Truthmann (Greifswald, DE)
C. Heidemann (Berlin, DE)
Y. Du (Berlin, DE)
R. Paprott (Berlin, DE)
U. Hapke (Berlin, DE)
J. Kruse (Gießen, DE)
C. Scheidt-Nave (Berlin, DE)
J. Baumert (Berlin, DE)
Einleitung: Typ-2-Diabetes (T2D) weist eine hohe Komorbidität mit Depression auf. Inwieweit das Vorliegen einer Depression das Auftreten von T2D begünstigt, ist bislang fraglich. Anhand von Daten des Gesundheitsmonitorings des Robert Koch-Instituts wurde untersucht, ob Depression mit glykämischen Veränderungen oder inzidentem T2D einhergeht.
Methoden: Die Studienpopulation umfasste 1,766 Erwachsene ohne Diabetes im Alter von 18-65 Jahren, welche am Modul für psychische Störungen des Bundes-Gesundheitssurveys (BGS98, 1997-1999, Basiserhebung (T0)) sowie an der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1, 2008-2011, Follow-up (T1)) teilnahmen. Der glykämische Status wurde definiert als Diabetes (selbstberichtete ärztliche Diagnose, Einnahme Antidiabetika oder HbA1c ≥ 6.5%), Prädiabetes (HbA1c 5.7-6.4%) und Normoglykämie (HbA1c 5.7%); zeitliche Veränderungen wurden kategorisiert in ‚Remission‘, ‚Stabilität‘ und ‚Progression‘. Mittels Composite International Diagnostic Interview (CIDI) wurde eine Major Depression (MD) gemäß DSM-IV zu T0 erfasst. Der Zusammenhang von MD und glykämischen Veränderungen oder T2D-Inzidenz wurde mittels logistischer Regression analysiert, adjustiert für soziodemografische Variablen, chronische Erkrankungen, Gesundheitsverhalten, Antidepressiva sowie die Nutzung von Versorgungsangeboten.
Ergebnisse: Es zeigten sich keine signifikanten Zusammenhänge zwischen MD und T2D-Inzidenz (Männer: Odds Ratio = 1,58, 0,55-4,52; Frauen: OR = 0,76, 0,37-1,58). MD war bei Frauen mit einer geringeren Chance für eine Remission von Prädiabetes zu Normoglykämie assoziiert (OR = 0,43, 0,23-0,82). Bei Männern war MD nicht signifikant mit glykämischen Veränderungen assoziiert.
Fazit: Für Frauen zeigt sich ein Einfluss von Depression auf glykämische Veränderungen über die Zeit. Unterschiede zwischen Männern und Frauen weisen auf geschlechtsspezifische Besonderheiten hin, die in Präventions- und Versorgungskonzepten berücksichtigt werden müssen.