13:30 Uhr
Metacognitive training-silver versus cognitive remediation: a randomised controlled trial with older adults with depression
B. Viertel (Hamburg, DE)
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Autor:innen:
B. Viertel (Hamburg, DE)
R. Veckenstedt (DE)
E. Karamatskos (DE)
S. Moritz (DE)
L. Jelinek (DE)
Depression remains one of the most prevalent psychological disorders among adults 60 years and older. Treatment guidelines indicate that older adults with depression should be offered psychotherapy. Yet, up to 76% of older adults with depression in Europe remain untreated. There is significant need for the development of low-threshold group interventions that can be readily integrated into existing care settings. Metacognitive Training-Silver (MCT-Silver) represents an age-adapted version of metacognitive training for depression (D-MCT; www.uke.de/dmkt). It is a low-threshold, cognitive-behavioral based group intervention, which aims to reduce depressive symptoms by targeting depression-related (meta-)cognitive biases. MCT-Silver utilizes a gerontological perspective to address topics relevant to later life (e.g., coping with loss) and includes content drawn from third-wave treatment approaches. Although the acceptance and feasibility of D-MCT with older adults has been established (Schneider et al., 2018), the efficacy of MCT-Silver was examined for the first time in the present study. Eighty older adults (60+ years) were randomized to either MCT-Silver or cognitive remediation (CR) offered on an outpatient basis. Participants in both groups demonstrated large and significant reductions in depression. Significantly greater improvements in self-reported depression (Beck Depression Inventory-II) and ruminations after eight weeks and three months were detected in the MCT-Silver group compared to CR. No group differences in clinician-rated depression (Hamilton Depression Rating Scale) were detected. Participants without previous psychological treatment and those with higher levels of baseline ruminations and dysfunctional metacognitions benefited most from MCT-Silver. MCT-Silver was evaluated as superior according to patient appraisals. Taken together, results provide initial support for MCT-Silver as a low-threshold intervention for depression in older adults.
13:42 Uhr
Prophylaxe und Prädiktion von Rückfällen bei schizophren Erkrankten: RCT-Ergebnisse zu integrativer kognitiver Remediation während einer 8-Jahres-Katamnese
D. Müller (Bern, CH)
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Autor:in:
D. Müller (Bern, CH)
Empirischen Befunde zum Einfluss des Alters auf die psychotherapeutische Effektivität legen nahe, dass jüngere schizophren erkrankte Patienten stärker von Psychotherapie profitieren als Ältere. Eine Metaanalyse zu einem integrativen Psychotherapieansatz (Kombination verschiedener Interventionsziele) widersprach diesen Befunden und zeigt, dass auch ältere stationäre Patienten positive psychotherapeutische Effekte aufweisen. In der vorliegenden RCT-Studie soll daher der Einfluss des Alters auf die psychotherapeutische Effektivität bei ambulanten schizophrenen Patienten überprüfen werden. Als Experimentalgruppe dient die Integrierte Neurokognitive Therapie (INT), ein integrativer Gruppentherapieansatz (kognitive Remediation kombiniert mit Therapieelementen der Psychoedukation, KVTp und Emotionsregulation).
51 ambulante schizophrene Patienten (ICD-10) wurden INT (30 Sitzungen) und 49 einer Standardbehandlung (TAU) zugewiesen. Die Population wurde mittels Mediansplit-Methode (Alter: Median=34 Jahre) in eine Gruppe mit älteren (M=27.5 Jahre) und jüngeren Patienten (M=42.3 Jahre) eingeteilt. Testerhebungen erfolgten prä-post-Therapie sowie nach 1-Jahreskatamnese.
Ergebnisse: jüngere INT-Patienten verbessern sich gegenüber TAU nicht generell stärker als ältere Patienten. Nur ältere INT-Patienten erzielen signifikante Verbesserungen im psychosozialen Funktionsniveau, Negativsymptomatik und allgemeiner Symptomatik im Vergleich mit TAU. Dagegen erreichen nur jüngere INT-Patienten signifikante Verbesserungen in sozialkognitiven Funktionen (Emotionserkennung, soziale Schemata) und in der Aufmerksamkeitsleistung gegenüber TAU. Beide Alterskategorien verbessern sich unter INT gegenüber TAU im verbalen Gedächtnis und der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit.
13:54 Uhr
Die Vergangenheit in neuem Licht? Veränderungen von Berichten über Gewalt und Vernachlässigung in der Kindheit vor und nach stationärer Psychotherapie und ihre Bedeutung für Symptomveränderungen
M. Ernst (Mainz, DE)
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Autor:innen:
M. Ernst (Mainz, DE)
M. Beutel (Mainz, DE)
R. Zwerenz (DE)
L. Krakau (DE)
Einführung: Die Stabilität der Erinnerungen an Gewalt und Vernachlässigung in der Kindheit ist in der Vergangenheit kontrovers diskutiert worden. Vor dem Hintergrund, dass Veränderungen mentaler Repräsentationen als wichtige Veränderungsmechanismen in Psychotherapien diskutiert werden, stellt sich die Frage, ob auch Erinnerungen traumatischer Kindheitserfahrungen Veränderungen unterworfen sind und inwiefern diese mit Symptomveränderungen assoziiert sind.
Methode: Patient*innen (N = 488, 60,5% Frauen) füllten vor und nach mehrwöchiger stationärer Behandlung den Childhood Trauma Questionnaire (CTQ) und Patient Health Questionnaire (PHQ-9) aus. Veränderungen wurden mittels Korrelationen und t-Tests untersucht. Mit einer linearen Regressionsanalyse wurde geprüft, ob Veränderungen in CTQ-Werten statistisch die Reduktion depressiver Symptome vorhersagten. Zudem wurden Netzwerkanalysen durchgeführt, um die strukturellen Zusammenhänge zwischen somatischen und emotional-kognitiven Depressionssymptomen und einzelnen CTQ-Subskalen vor und nach Behandlung zu ermitteln.
Ergebnisse/Diskussion: Nach der Behandlung (Dauer in Tagen: M = 52,83, SD = 20,94) berichteten Patient*innen weniger depressive Symptome (d = 0,84), während die CTQ-Summenwerte leicht anstiegen (d = 0,11). Diese Veränderungen im CTQ hingen mit stärkerer Reduktion depressiver Symptome zusammen (β = .133, p = .001). Es wurden keine Veränderungen in der Gesamtstruktur des Netzwerks zwischen Baseline- und Entlassungswerten festgestellt.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Einschätzung des Ausmaßes traumatischer Kindheitserfahrungen im Laufe einer mehrwöchigen Psychotherapie verändern kann. Diese aktualisierten mentalen Repräsentationen, die auf eine stärkere Anerkennung vergangener Widrigkeiten hindeuten, können zur Symptomlinderung beitragen.
14:06 Uhr
Recovery-Orientierung in der forensischen Psychiatrie: Ergebnisse eines wissenschaftlich begleiteten Modellversuchs in drei forensischen Kliniken in der Deutschschweiz
S. Schoppmann (Basel, CH)
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Autor:in:
S. Schoppmann (Basel, CH)
In internationalen psychiatrischen Versorgungssystemen ist die Orientierung auf die persönliche Recovery der Patient:innen etabliert. Im Unterschied zu anderen Ländern ist die sogenannte ‘Secure Recovery’ in der Schweiz, noch nicht systematisch eingeführt. In einem vom Schweizerischen Bundesamt für Justiz finanzierten Modellversuch wurde dieser Ansatz in zwei forensisch-psychiatrischen Universitätskliniken auf sechs Stationen implementiert.
Dieser Prozess beinhaltete eine gemeinsame Schulung von Mitarbeitenden und Patient:innen und eine über zwei Jahre laufende, mit Patient:innen und Mitarbeitenden besetzte und extern begleitete, Arbeitsgruppe auf den beteiligten Stationen. Die Arbeitsgruppen setzten auf ihrer Station zwei Recovery-orientierte Massnahmen um.
Zur Evaluation des Modellversuchs wurde ein Prä-Post-Design mit einer Kontrollgruppe gewählt und sowohl quantitative Daten (Fragebögen) als auch qualitative Daten (Fokusgruppeninterviews) von Patient:innen und Mitarbeitenden erhoben. Zur Prozessevaluation wurden die Protokolle der Arbeitsgruppensitzungen und Protokolle aus teilnehmenden Beobachtungen genutzt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Patient:innen sich zu Beginn des Modellversuchs stark fremdbestimmt wahrnahmen, aber zahlreiche Vorschläge entwickelten wie sie mehr Selbstbestimmung wieder gewinnen könnten. Dabei zeigte sich eine überraschende Übereinstimmung mit den Komponenten der Procedural Justice.
Die Mitarbeitenden rangen zu Beginn darum was Recovery-Orientierung in ihrem praktischen Alltag bedeuten könnte, fürchteten einerseits Macht abgeben zu müssen und tendierten andererseits dazu den Fokus auf mehr Partizipation und Empowerment der Patient:innen zu legen.
Beides spiegelt sich auch in den jeweils gewählten Interventionen wider.
Aktuell werden die Daten aus dem zweiten Erhebungszeitpunkt analysiert, so dass bis November auch diese Ergebnisse präsentiert und diskutiert werden können.
14:18 Uhr
Ein gruppenpsychotherapeutisches Angebot für Post-COVID-Patient:innen
F. Grosse-Wentrup (München, DE)
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Autor:innen:
F. Grosse-Wentrup (München, DE)
S. Sachenbacher (München, DE)
F. Heimkes (München, DE)
A. Übleis (München, DE)
K. Adorjan (München, DE)
Einführung: Nach einer akuten COVID-19-Erkrankung können langanhaltende Symptome auftreten, die zu deutlichen Einschränkungen der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Betroffenen führen. Wenn diese Symptome länger als vier Wochen anhalten, spricht man von Long-COVID, ab einer Dauer von über 12 Wochen von Post-COVID. Neben Fatigue, Dyspnoe, eingeschränkter Leistungsfähigkeit und kardiologischen Beschwerden, werden von Patient*innen mit Post-COVID-Syndrom häufig auch neurokognitive sowie psychiatrische Komplikationen berichtet.
Methode: In der Post-COVID-Ambulanz des LMU Klinikums München werden komplexe und schwere Fälle mit Post-COVID-Syndrom interdisziplinär behandelt. Dieser Beitrag beschreibt das Gruppen-psychotherapeutische Angebot für Patient*innen der Post-COVID-Ambulanz.
Ergebnisse/Diskussion: Post-COVID-Patient*innen mit neurokognitiven und/oder psychiatrischen Komplikationen erhalten in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des LMU Klinikums eine psychotherapeutische Behandlung über 8 x 90 Minuten in einer festen Gruppe von 6-8 Teilnehmenden. Die Psychotherapie enthält folgende Bausteine: 1. Psychoedukation zu COVID und Post-COVID; 2. ein Training zur Verbesserung der neurokognitiven Fähigkeiten; 3. Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen, Schlafhygiene; 4. Strategien zum Umgang mit depressiven Symptomen, Angst und Schmerzen sowie 5. Rückfallprophylaxe. Vor und nach der Teilnahme an der Gruppentherapie werden neurokognitive Testungen und störungsspezifische Diagnostik durchgeführt.
Schlussfolgerung: Dieses neuartige Angebot greift die vielfältigen Beschwerden der Betroffenen auf und bietet eine Möglichkeit zur Behandlung der neurokognitiven und psychiatrischen Komplikationen von Post-COVID-Patient*innen im Rahmen eines innovativen, interdisziplinären Versorgungskonzeptes.
14:30 Uhr
Development of a digital CBT-based stepped-care program for indicated prevention of mental health problems during the COVID-19 pandemic: feasibility and first results
T. Langhammer (Berlin, DE)
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Autor:innen:
T. Langhammer (Berlin, DE)
K. Hilbert (Berlin, DE)
B. Praxl (Berlin, DE)
C. Kirschbaum (DE)
A. Ertle (Berlin, DE)
J. Asbrand (Berlin, DE)
U. Lueken (Berlin, DE)
Introduction: The COVID-19 pandemic exposed the general population to chronic stress, while access to (mental) health care was restricted and waiting times for psychotherapy significantly increased. There is a lack of programs tailored to address the pandemic situation and to prevent transition of mental health problems into manifest disorders. We developed and implemented a stepped-care mental health program and investigated the impact on core mental health problems.
Methods: We approached participants reporting mental problems during the pandemic. The offered program included a digital health application (chatbot “Aury”) (4 weeks) followed by an online group intervention (6 weeks) given by trained psychologists in case of persisting problems (PHQ > 10). The intervention focused on core mental health issues presumably relevant during the pandemic (sleep problems, anxiety, depression, worry/rumination, interpersonal conflicts, and resource activation). A 4-week waiting period was included between both steps. Primary outcomes were depressive, anxiety and somatic symptoms (patient health questionnaire; PHQ).
Results: We observed a significant reduction for depressive (d=.24), anxiety (d=.22), and somatic symptoms (d=.25) following “Aury” (n=317). Participants who completed the entire program (n=61) showed significant reductions in depressive (d=.20), anxiety (d=.36), and somatic symptoms (d=.45) following “Aury” and significant reductions in depressive (d=.37), anxiety (d=.43), and somatic symptoms (d=.34) following the group intervention, but not during the waiting period.
Conclusion: This low-threshold, digital and resource-efficient program reduced mental health problems in the general population. While follow-up assessments are still running, confirmatory testing using a randomized controlled design should be conducted. The program seems promising for addressing community mental health needs intimes of crises and limited health care resource.