10:30 Uhr
FV010:
... wenn der Personalschlüssel Stimmung macht.
M. Sommerfeld (Dresden, DE)
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Autor:innen:
M. Sommerfeld (Dresden, DE)
M. Radloff (Dresden, DE)
Frage:
Welche Herausforderungen werden in Zeiten von PpUGV und QF-FRL an die pflegerische Personalplanung auf einer neonatologischen und pädiatrischen Intensivstation gestellt?
Die gemischte Kinderintensivstation am Universitätsklinikum Dresden umfasst 24 Betten und teilt sich in einen neonatologischen und einen pädiatrischen Bereich mit jeweils 12 Betten. Ein Vorteil der räumlichen Aufteilung ist, dass Betten bei Patientenbedarf variabel belegt werden können. So kann flexibel auf den Versorgungsanspruch eines Klinikums der Maximalversorgung reagieren werden.
Das pflegerische Team ist ein Stationsteam, bei dem jedoch jede Pflegekraft einem Bereich mit eigenem Dienstplan zugeordnet ist. Im Bedarfsfall vertreten sich die Pflegekräfte gegenseitig.
Seit Januar 2014 gilt für die Neonatologie die Qualitätssicherungs-Richtlinie Früh- und Reifgeborene (QFR-RL) des Gemeinsamen Bundesauschusses. Für die pädiatrische Intensivmedizin gilt seit Februar 2021 die Verordnung zur Festlegung von Personaluntergrenzen in pflegesensitiven Bereichen in Krankenhäusern (PpUGV). Die Einführung dieser Personalkennzahlen dient der Sicherung der Versorgungs- und Ergebnisqualität und ist eine großartige Errungenschaft in der pflegerischen Versorgungslandschaft.
Die Umsetzung der unterschiedlichen Personalanforderungen stellt allerdings auf einer gemischten Intensivstation für alle Beteiligten eine organisatorische und vor allem emotionale Herausforderung dar. Die Richtlinien erfordern unterschiedliche Bedarfe an Personalvorhaltungen, der Personalmix ist kaum kalkulierbar. Die Limitierung des Personalmarktes lässt eine Erweiterung des Teams kaum zu.
Die emotionale Herausforderung für das Team ergibt sich aus der inhaltlichen Unterschiedlichkeit der Personalgrenzen. Verlangt die QFR-RL unter bestimmten strukturellen Voraussetzungen eine 1:1-Versorgung sehr kleiner Frühgeborener, legt die PpUGV nur eine 1:2-Versorgung als Mindestanforderung fest. Die Entscheidung zur 1:1-Versorgung von pädiatrischen Patienten bleibt also eine bedarfsorientierte bzw. subjektive Entscheidung. Im Team führt dies immer wieder zu Diskussionen über die Priorisierung in der Patientenversorgung bzw. über die Erfüllung der Personalvorgaben.
Diskussion:
Gezeigt werden sollen Lösungsansätze, sowohl in der Personalgestaltung als auch in der emotionalen Begleitung des Teams, um trotz der angespannten Personalsituation eine optimale Versorgung aller Patienten und eine Zufriedenheit im Team sicherzustellen.
10:40 Uhr
FV011:
Gefährdet der Pflegepersonalmangel auf neonatologischen Intensivstationen die Versorgungssicherheit Neugeborener? - Das Projekt "Maria und Josef"
D. Fichtner (München, DE)
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Autor:innen:
D. Fichtner (München, DE)
A. Flemmer (München, DE)
U. Fischer (München, DE)
V. Koncz (München, DE)
A. Oechsle (München, DE)
M. Klemme (München, DE)
1 Hintergrund
In Deutschland ist seit Jahren ein Pflegepersonalmangel zu beobachten, welcher in den deutschen Kinderkliniken und neonatologischen Intensivstationen besonders dramatisch ist. Im Herbst bzw. Winter 2022/23 hat die Kombination aus Personalmangel und RSV- und Corona-Pandemie die pädiatrisch-neonatologische Versorgung nahezu zum Erliegen gebracht. Die neonatologischen Intensivstationen leiden schon viele Jahre unter diesem Pflegepersonalmangel bei bestehenden hohen Personalanforderungen der Qualitätssicherungsrichtlinie Früh –und Reifgeborene des G-BA (QFR-RL). Eine drastische Einschränkung der verfügbaren Bettenkapazitäten für die Bevölkerung ist die Folge, welche ein Risiko für Neugeborene durch vermehrte Intensivverlegungen bedeuten könnte.
2 Fragestellung
Ziel unserer Studie war es anhand standardisierter Daten zur Pflegepersonal- und Versorgungssituation der zwei Perinatalzentren Level 1 des LMU Klinikums über einen Zeitraum von vier Jahren die Assoziation zwischen Pflegepersonalmangel und Aufkommen an Neugeborenen-Intensivverlegungen zu untersuchen.
3 Methoden
Im Rahmen einer retrospektiven Beobachtungsstudie wurden Zeitreihendaten der QFR-RL, Bettenauswertungen, Personalplanwerte und rettungsdienstliche Einsatzdaten der Stationen ausgewertet und mittels einer deskriptiven Statistik sowie einer zweistufigen Regressionsanalyse untersucht. Die verschiedenen Datenquellen wurden über die jeweilige Station und Schicht verbunden.
4 Ergebnisse
Im vierjährigen Beobachtungszeitraum wurden insgesamt 425 Intensivverlegungen von den neonatologischen Intensivstationen des LMU Klinikums durchgeführt. Rund 21 % der notwendigen Pflegepersonalstellen waren unbesetzt, wodurch im Mittel 35 % der aufstellbaren Betten aufgrund des Pflegepersonalmangels gesperrt werden mussten. Die reale Personalerfüllungsquote lag im Mittel bei 92 %, sodass die reale Versorgung der Neugeborenen gemäß der QFR-RL gesichert war. Dies reflektiert jedoch nicht die Auswirkung auf die Versorgung der Bevölkerung durch eine erhöhte Bettenauslastung und verminderte Bettenverfügbarkeit.
Durch die Regressionsanalyse konnte zudem illustriert werden, dass eine Reduktion der planerischen Personalerfüllung im Mittel zu einer statistisch signifikant höheren Bettenauslastung führt, was wiederum das relative Risiko für eine Intensivverlegung steigen lässt.
5 Schlussfolgerung
Eine Reduktion des Pflegepersonaldefizits verringert das Aufkommen von Neugeborenen-Intensivverlegungen und wendet somit vermeidbare Risiken für das Neugeborene ab. Die Daten gemäß QFR-RL eignen sich nicht für die Beurteilung von neonatologischen Intensivstationen, da nur die reale Versorgung der Neugeborenen reflektiert wird, die tatsächlich versorgt werden konnten.
Um die Versorgungsqualität, aber auch die Gewährleistung der Versorgungskapazität Neugeborener beurteilen zu können, ist eine ganzheitliche Datenerhebung basierend auf der Versorgungssicherheit und –kapazität sowie der Aufnahmefähigkeit notwendig.
10:50 Uhr
FV012:
Neonatologische Erstversorgung bei intakter Nabelschnur mit einer mobilen Versorgungseinheit aus Perspektive des interdisziplinären Behandlungsteams
I. Merbeler (Ulm, DE)
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Autor:innen:
I. Merbeler (Ulm, DE)
S. Ströbele (Ulm, DE)
B. Zwiebler (Ulm, DE)
H. Ehrhardt (Ulm, DE)
M. Mendler (Ulm, DE)
Hintergrund: Der Einsatz einer mobilen Versorgungseinheit (Trolley) zur neonatologischen Erstversorgung bei intakter Nabelschnur hat weitreichende Auswirkungen auf das interdisziplinäre Behandlungsteam. Eine Überarbeitung der Abläufe wird notwendig und die medizinischen Maßnahmen am Neugeborenen müssen im Beisein der Eltern erfolgen. Elterliche Anwesenheit bei medizinischen Prozeduren und Wiederbelebungsmaßnahmen in der Neonatologie wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Auch ist die Erstversorgung von kranken Reif- und Frühgeborenen mittels mobiler Versorgungseinheit nicht flächendeckend als Vorgehen in deutschen Perinatalzentren etabliert.
Fragestellung: Erhebung der Sichtweisen des behandelnden Personals gegenüber elterlicher Anwesenheit bei medizinischen Maßnahmen am Neu- und Frühgeborenen im Rahmen der neonatologischen Erstversorgung und der Versorgung von Neu- und Frühgeborenen an der Nabelschnur mit Hilfe eines Trolleys.
Material und Methoden: Die Studie stellt den ersten Messzeitpunkt einer prospektiven Fragebogenstudie im Längsschnittdesign dar (N=82). Die Erhebung wurde im September 2022 durchgeführt und umfasst Ansichten zu elterlicher Anwesenheit bei medizinischen Maßnahmen im Rahmen der neonatologischen Erstversorgung, antizipierte Vor- und Nachteile elterlicher Anwesenheit und der Versorgung bei intakter Nabelschnur mit einem Trolley.
Ergebnisse: Mit steigender Invasivität der medizinischen Maßnahmen nimmt die Befürwortung elterlicher Anwesenheit durch das Behandlungsteam ab. Jedoch spricht sich bei allen abgefragten Maßnahmen die Mehrheit der Teilnehmenden für die Anwesenheit der Eltern aus. Es zeigen sich weder signifikante Unterschiede zwischen den Berufsgruppen des interdisziplinären Behandlungsteams noch zwischen Personen mit unterschiedlicher Berufserfahrung. 72% der Befragten stehen der geplanten Nutzung eines Trolleys offen bzw. sehr offen gegenüber. Das Behandlungsteam erwartet durch die Nutzung für Neugeborene und ihre Eltern sowohl Vor- als auch Nachteile, geht jedoch von einer überwiegend negativen Auswirkung für das Team aus. Als antizipierte Nachteile für das Team werden ein negativer Einfluss auf die Kommunikationsmöglichkeiten im Team, Störung der Erstversorgung durch die anwesenden Eltern sowie vermehrte psychische Belastung für die Behandelnden benannt. Zusätzlich befürchten die teilnehmenden Ärzte und Ärztinnen der Neonatologie einen negativen Einfluss elterlicher Anwesenheit auf ihre Ausbildungsmöglichkeiten.
Schlussfolgerung: Die Bereitschaft des interdisziplinären Behandlungsteams die Versorgung mittels Trolley und die elterliche Anwesenheit in die neonatologische Erstversorgung zu integrieren, ist groß. Um die anstehenden Veränderungen gut zu gestalten, müssen Sorgen und antizipierte Nachteile des Behandlungsteams ernst genommen werden. Im weiteren Verlauf ist es notwendig die antizipierten Nachteile mit tatsächlich auftretenden Hindernissen abzugleichen und Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten.
11:00 Uhr
FV013:
Analyse der Mutter-Kind Interaktion bei reifen Neugeborenen mit ungestörtem postpartalen Haut-zu-Hautkontakt
E. Heine (Köln, DE)
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Autor:innen:
E. Heine (Köln, DE)
K. Mehler (Köln, DE)
A. Kribs (Köln, DE)
C. Schömig (Köln, DE)
E. Hucklenbruch-Rother (Köln, DE)
P. Trautmann-Villalba (Frankfurt am Main, DE)
Hintergrund
Eine Trennung von Mutter und Kind nach Geburt kann die Qualität der Mutter-Kind Interaktion (MKI) beeinflussen (1). Zusätzlich kann eine frühe Trennung zu einer womöglich längerfristigen Regulation von Stresssignalwegen führen (2). Mütterliche Depression, elterliche Belastung und sozioökonomischer Status sind Faktoren, die ebenfalls Einfluss auf die Qualität der MKI nehmen können (3).
In der von 2012 bis 2015 durchgeführten randomisiert kontrollierten delivery room skin-to-skin study (deisy-Studie, 4) zeigte sich, dass Haut-zu-Hautkontakt von Frühgeborenen (FG) und ihren Müttern unmittelbar nach Geburt die Qualität der MKI verbessert. Um die Ergebnisse in den klinischen Kontext einordnen zu können, wurde die MKI in einem Kollektiv Reifgeborener (RG) mit ungestörtem postnatalem Verlauf gemessen.
Fragestellung
Ziel der Studie ist es, die MKI bei RG ohne gestörten postpartalen Kontakt und ohne Trennung zwischen Mutter und Kind zu definieren. Zudem soll der Unterschied zu den FG der deisy-Studie beschrieben werden.
Material und Methoden
100 RG mit postpartalem ungestörtem Kontakt zur Mutter nach unkomplizierter Geburt wurden in drei Kliniken in Köln rekrutiert. Die Analyse der MKI wurde im Alter von sechs Monaten mittels standardisiertem Verfahren (Mannheim Rating Scale) durchgeführt. Außerdem erfolgte die Erfassung von Kovariaten der Qualität der MKI wie mütterliche Depression, soziale Unterstützung, sozioökonomischer Status, elterlich Belastung sowie Störungen der Mutter-Kind-Beziehung durch Fragebögen.
Ergebnisse
Der mittlere Haut-zu-Hautkontakt der RG unmittelbar nach Geburt innerhalb der ersten 3 Stunden lag bei 150 Minuten. Die MKI der RG wurde mit den FG der deisy-Studie verglichen, die sich in eine Interventionsgruppe mit frühem Haut-zu-Hautkontakt (skin-to-skin contact, SSC) und einer Standardgruppe ohne SSC, sondern nur visuellem Kontakt, aufteilten. Der Unterschied zwischen den RG zu beiden FG-Gruppen war signifikant höher in der Subskala „Summe aller kindlichen und mütterlichen Antworten sowie mütterlichen Stimulationen“ (p < 0,001) sowie in der Subskala „negative Gestimmtheit des Kindes“ (p=0,002). In der Subskala „mütterliche Antworten (vokal, motorisch und mimisch)“ gab es keinen Unterschied zwischen den RG und der FG-Gruppe mit frühem SSC, jedoch gab es für diese beiden Gruppen mit SSC einen signifikanten Unterschied zu den FG ohne frühen SSC (p=0,008).
In der Fragebogenuntersuchung der Kovariaten gab es in der Gruppe der RG im Vergleich zu beiden FG-Gruppen signifikant die wenigsten depressiven Symptome (p < 0,001) sowie die höchste soziale Unterstützung (p=0,001). Die weiteren Kovariaten ergaben keine signifikanten Unterschiede in den Gruppen.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die Nicht-Trennung nach Geburt ist der Goldstandard für Neugeborene. Früher Haut-zu-Hautkontakt kann die mütterliche Sensitivität erhöhen, die Mutter-Kind Interaktion optimieren und in der Folge die kindliche Entwicklung positiv beeinflussen.
11:10 Uhr
FV014:
Intensivtagebücher in der Neonatologie
T. Willmeroth (Witten, DE)
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Autor:in:
T. Willmeroth (Witten, DE)
Hintergrund: Die Geburt eines Früh- oder kritisch kranken Neugeborenen stellt ein potentiell traumatisches Ereignis für die gesamte Familie dar, dessen Auswirkungen sich unter dem Begriff des »Post Intensive Care Syndrom Family«, kurz »PICS-F« zusammenfassen lassen. Eine Intervention zur Begleitung Angehöriger, die sich in diesem Kontext auf neonatologischen Intensivstationen zunehmend etabliert, ist das Intensivtagebuch. Erkenntnisse zu dessen Umsetzung in deutschen Perinatalzentren sind bruchstückhaft. Zudem ist ungeklärt, inwiefern das Tagebuch Familienmitglieder bei der Bewältigung ihrer Erfahrungen unterstützt, um zur Prävention des PICS-F beizutragen.
Fragestellung: Ziel dieser qualitativen Studie war es daher zu erfahren, inwieweit ein Intensivtagebuch im Rahmen der Angehörigenbegleitung durch Pflegende dazu beitragen kann, Familienmitglieder bei der Bewältigung ihrer Erfahrungen zu unterstützen sowie Empfehlungen für den Umgang mit Intensivtagebüchern in der Neonatologie abzuleiten.
Methode: Zwölf narrative Einzelinterviews mit Pflegenden aus sechs Kliniken gaben Auskunft zur Gestaltung und zugeschriebenen Funktion von Intensivtagebüchern. Zwei fokussierte Gruppeninterviews mit neun Elternteilen aus zwei Kliniken boten Einblick in das Erleben von Eltern im Umgang mit dem Tagebuch. Die Auswertung der empirischen Ergebnisse erfolgte in einem zweischrittigen Verfahren durch die zusammenfassende Inhaltsanalyse nach Mayring. Das Forschungsvorhaben der Gruppeninterviews wurde durch die Ethikkommission der Ärztekammer Westfalen-Lippe und der Westfälischen Wilhelms-Universität begutachtet.
Ergebnisse: In der Pflegepraxis zeigen sich, abhängig von der Hauptverantwortung für das Führen des Tagebuchs, drei unterschiedliche Tagebuchvarianten. Das Schreiben, Lesen und die Kommunikation zum Tagebuch erfolgt weitestgehend intuitiv. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass die von den Pflegenden beschriebenen förderlichen Funktionen des Tagebuches auch von den Eltern wahrgenommen und beschrieben werden. Hierbei stehen die aus beiden empirischen Vorgehensweisen abgeleiteten Kategorien Stärkung der elterlichen Rolle, Unterstützung beim Verstehen der Ereignisse und Auslösen von Freude und Normalität im Vordergrund. Aufbauend auf den Ergebnissen der vorliegenden Studie und unter Bezugnahme der Theorien des „Facilitated Sensemaking“, „Expressive Writing“ und des Modells der „Schreib-Denk-Beziehung“ wurde ein konzeptuelles Modell mit Empfehlungen zum Umgang mit Intensivtagebüchern in der Neonatologie entworfen.
Schlussfolgerung: Abhängig von den identifizierten Tagebuchvarianten lassen sich unterschiedliche Funktionen des Tagebuchs vertiefen. Der empirisch abgeleitete und theoretisch fundierte konzeptuelle Rahmen ermöglicht eine reflektierte und zielgerichtete Nutzung des Intensivtagebuches. Die Wahl der Schreibperspektive, das Lesen elterlicher Tagebucheinträge durch Pflegende und die Einbeziehung von Geschwisterkindern bedarf weiterer Forschung.
11:20 Uhr
FV015:
Schon geklickt oder gescannt? QR-Codebasierter Arbeitsleitfaden für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einer neonatologischen Intensivstation - Entwicklung eines Praxiskonzeptes
E. Smajic (Wien, AT)
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Autor:in:
E. Smajic (Wien, AT)
Beschreibung des Projekt:
QR-Codebasierter Arbeitsleitfaden für die Pflegepraxis, welcher in digitaler Form (PDF) und in Hardcover (ausgedruckt) vorhanden ist. Daten sind in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Wien in einem geschützten „Cloud“ Bereich gespeichert, um datenschutzrechtliche Vorgaben einzuhalten. Der Arbeitsleitfaden ist primär für neue Mitarbeiter:innen sowie für bestehenden Kollegen:innen gedacht, um das Onboarding auf qualitativer und quantitativer Ebene zu verbessern. Fotos, Videos und stationsspezifische Dokumente wurden auf die Lernsituation und die Lernumgebung abgestimmt (NICU).
Warum wurde das Projekt initiiert?
I. Fehlende gesetzliche Vorgaben im Curriculum hinsichtlich dem Kompetenzerwerb in der Kinderkrankenpflege
II. Fehlende, einheitliche Rahmenbedingungen während der Einarbeitungsphase in der Pflegepraxis
III. Fehlendes theoretisches Wissen und praktische Fertigkeiten seitens der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
IV. Fehlende Vernetzung zwischen pflegerischem und medizinischem Fachwissen
V. Fehlende Möglichkeit, um auf Forschungsliteratur zuzugreifen (EBN)
Projekt-Ziel:
I. Den Kompetenzerwerb in der Neonatologie zu verbessern
II. Den Prozess des Onboardings im WiGeV, speziell an einer neonatologischen Intensivstation, zu fördern
III. Digitalisierung in der Pflege zu fördern, indem fachliches Knowhow leicht & schnell für Kollegen:innen mittels nur einem Hilfsmittel zur Verfügung gestellt wird
IV. Um die Zusammenarbeit im interprofessionellen Team zu fördern
V. Förderung von EBN (Evidenz Based Nursing) im Fachbereich
:
Arbeitsleitfaden für die Praxis in Zahlen:
A. 189 Seiten
B. 180 QR-Codes welche Dokumente, Praxisfotos und Videos enthalten
C. Lerntagebuch integriert
D. Ein Begleitdokument (Fertigkeiten-Checkliste)
E. Über 340 Bruttoarbeitsstunden innerhalb der Projektzeit (exklusive regulärer Arbeitszeit im Fachbereich)
Evaluation: Evaluation nach einem Jahr per 01.10.2023 in Form von Interviews im Rahmen der Evaluationsforschung
11:30 Uhr
FV016:
Die pflegegeführte Visite als strukturierendes Instrument auf einer neonatologischen Intensivstation
N. Henker (Dresden, DE)
E. Schlacht (Dresden, DE)
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Autor:innen:
N. Henker (Dresden, DE)
E. Schlacht (Dresden, DE)
B. Seipolt (Dresden, DE)
L. Mense (Dresden, DE)
Hintergrund:
Die neonatologischen Intensivstationen befinden sich im Wandel. Neben der medizinischen Versorgung steht die individualisierte, entwicklungsfördernde und familienorientierte Versorgung der Frühgeborenen im Vordergrund. Klassisch gewachsene stationäre Strukturen müssen neu gedacht werden, der Austausch zwischen pflegerischem und ärztlichem Personal ist dabei essenziell.
Hierfür gründete das Team der neonatologischen Intensivstation am Uniklinikum Dresden (Level 1 Zentrum) eine AG „Tagesabläufe“. Pflegende und Ärzte versuchen gemeinsam, individuelle interprofessionelle Abläufe sinnvoll in notwendige Strukturen einzubinden. Eines dieser Themen ist die tägliche Visite.
Die tägliche Visite war meist ärztlich dominiert und Teil der ärztlichen Schichtübergabe. Unter dem Pflegepersonal gab es immer wieder Unzufriedenheit, weil pflegerische Aspekte im Austausch mit den Ärzten zu wenig Raum bekamen und der Krankenbeobachtung am Kind, nicht die notwendige Bedeutung entgegengebracht wurde. Ärztlicherseits wurde häufig die ungenügende Vorbereitung der Pflege auf die Visite bemängelt, vor allem wenn die Pflegekraft die Betreuung neuer Patienten übernommen hat. Der Wunsch nach gegenseitigem Verständnis war groß und in der Gruppe entstand die Idee einer strukturierten pflegegeführten Visite.
Fragestellung:
Kann die strukturierte pflegegeführte Visite zur Verbesserung des interprofessionellen Austauschs beitragen? Ist damit eine Erhöhung der Arbeitszufriedenheit zu bewirken?
Material und Methoden:
Anonyme Befragung mittels Fragebogen von Pflegenden sowie Ärztinnen und Ärzten auf der neonatologischen Kinderintensivstation Dresden im Zeitraum von Februar bis März 2023.
Erwartungen:
Die pflegegeführte Visite wurde im Verlauf des Jahres 2022 auf der neonatologischen Kinderintensivstation etabliert und ist mittlerweile fester Bestandteil des Tagesablaufs. Im Team entwickelte sich der Eindruck, dass sich dadurch die interprofessionelle Betreuung der Neu- und Frühgeborenen verbesserte und Pflegende sowie Ärzte und Ärztinnen mehr auf Augenhöhe kommunizierten. Durch die zeitliche Verschiebung konnten vor Visitenbeginn pflegerische und ärztliche Maßnahmen gebündelt werden.
Der gemeinsame Eindruck des tagesaktuellen Allgemeinzustands der Kinder, verbessert die Informationsweitergabe und minimiert Übergabeverluste. Der fachliche Diskurs im Rahmen der pflegegeführten Visite, verbessert die Weiterbildung aller Beteiligten. Die Patienten werden mittlerweile deutlich systematischer und strukturierter vorgestellt als zu Beginn der pflegegeführten Visite.
Die Ergebnisse der Befragung mittels Fragebogen werden zur Jahrestagung der GNPI im Juni vorliegen.
Schlussfolgerung:
Die Einführung der pflegegeführten, strukturierten Visite hat bisher zu deutlichen Verbesserungen in der interprofessionellen Zusammenarbeit, der allgemeinen Team-Zufriedenheit und der Umsetzung entwicklungsfördernder Pflege-Strategien geführt.
11:40 Uhr
FV017:
Pflegegeführte, interprofessionelle Neuro-AG auf der pädiatrischen Intensivstation: Mehr Verantwortung – mehr Zufriedenheit – mehr Erfolg?
S. Ivanossich von Küstenfeld-Grefenberg (München, DE)
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Autor:innen:
S. Ivanossich von Küstenfeld-Grefenberg (München, DE)
V. Strauch (München, DE)
C. Wolter (München, DE)
A. Plank (München, DE)
M. Tacke (München, DE)
I. Borggräfe (München, DE)
M. Olivieri (München, DE)
V. Lieftüchter (München, DE)
K. Reiter (München, DE)
F. Hoffmann (München, DE)
Auf der pädiatrischen Intensivstation KIPS im Dr. von Haunerschen Kinderspital wurde 2016, von der Pflege initiiert und federführend weitergeführt, eine interprofessionelle Neuro-Arbeitsgruppe gegründet. Ziel war eine Verbesserung der Versorgung von Kindern mit neurologischen Erkrankungen, insbesondere auch eine engere Überwachung durch ein strukturiertes Neuromonitoring.
Die aus Pflegekräften, Ärzten der Station, Kinderneurologen und medizinischen Fachangestellten bestehende Neuro-Gruppe trifft sich regelmäßig für Fallbesprechungen, standardisiert die Überwachung und Behandlung der Kinder sowie den Einsatz der vorhandenen Geräte und führt Schulungen durch.
Befragungen der beteiligten Berufsgruppen zeigen, dass die Arbeit der Neuro-AG zu einer Verbesserung der Patientenversorgung und zu einer zunehmenden Sicherheit und Motivation beim Einsatz komplexer neurologischer Verfahren geführt haben.
Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt: Eine interprofessionelle, pflegegeführte Arbeitsgruppe ist ein erfolgreiches Modell, um ein komplexes und aufwändiges Neuromonitoring auf einer Intensivstation zu etablieren. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe und die zunehmende Übernahme von diagnostischer Verantwortung durch die Pflege führt zur Verbesserung der Patientenversorgung, aber auch zu deutlich größerer Zufriedenheit des Pflegepersonals. Auf unserer Station hat dies zu einer viel höheren Akzeptanz im Umgang mit Geräten und Neuerungen geführt.
11:50 Uhr
FV018:
„Happy and Home“ – ein neues Angebot zur Stärkung des Team Spirit auf der Intensivstation
M. Bergers (Hamburg, DE)
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Autor:innen:
M. Bergers (Hamburg, DE)
C. Behne (Hamburg, DE)
D. Singer (Hamburg, DE)
A. Bruhns (Hamburg, DE)
Eine gute Mitarbeiterführung beinhaltet unter anderem ein ausgewogenes Verhältnis von konstruktiver Kritik und Lob. Die positive Rückmeldung steht dabei im Vordergrund, um die Mitarbeitermotivation zu erhalten.
In den Kliniken sind vor allem solche Gesprächsrunden etabliert, die Fehler und ggf. Miss-stände aufdecken und eine verbesserte Patientenversorgung gewährleisten sollen, wie z.B. Morbidity & Mortality (M&M) - Konferenzen, Qualitätsmanagement (QM) - Sitzungen etc. Um den Mitarbeiter:innen auch eine psychologische Unterstützung bei der Aufarbeitung be-lastender Situationen und Patientenfälle anzubieten, finden bei uns außerdem interprofessi-onelle Fallbesprechungen verstorbener Patient:innen im internen Rahmen der Kinderinten-sivstation statt.
Durch Nachbesprechung gut verlaufener Fälle wollten wir darüber hinaus das Positive an unserer Arbeit herausstellen. Auf diesen Besprechungen, die wir H&H-Konferenzen (Happy & Home) nennen, wird einmal im Monat ein besonders komplexer Patient vorgestellt, der er-folgreich behandelt wurde und glücklich auf die Normalstation verlegt oder inzwischen sogar nach Hause entlassen werden konnte.
Das neue Angebot wurde positiv aufgenommen, auch wenn es für einige Teilnehmende un-gewohnt war, einmal nicht nach den Fehlern und Kritikpunkten zu suchen. Den Mitarbei-ter:innen wird mithilfe dieser Besprechungen die erfolgreiche interprofessionelle Zusam-menarbeit und der hohe pflegerische und medizinische Versorgungsstandard vor Augen ge-führt, wodurch die Sinnhaftigkeit der Arbeit unterstrichen und der Team Spirit zusätzlich ge-stärkt wird.