Autor:innen:
A. Franz (Tübingen, DE)
J. Kittel (Regensburg, DE)
T. Geis (Regensburg, DE)
B. Hüning (Essen, DE)
S. Prager (Essen, DE)
U. Felderhoff-Müser (Essen, DE)
S. Waldherr (Heidelberg, DE)
J. Pöschl (Heidelberg, DE)
G. Sárközy (Passau, DE)
M. Keller (Passau, DE)
C. Wieg (Aschaffenburg, DE)
N. Beato (Aschaffenburg, DE)
C. Domogalla (München, DE)
S. Jonat (München, DE)
A. Flemmer (München, DE)
J. Hiekel (Dresden, DE)
S. Winkler (Dresden, DE)
M. Rüdiger (Dresden, DE)
L. Koch (Hamburg, DE)
S. Holz (Karlsruhe, DE)
J. Kühr (Karlsruhe, DE)
K. Belker (München, DE)
J. Peters (München, DE)
C. Poets (Tübingen, DE)
H. Yapicioglu-Yildizdas (Adana, TR)
E. Taskin (Elazig, TR)
M. Benders (Utrecht, NL)
F. Groenendaal (Utrecht, NL)
K. Annink (Utrecht, NL)
L. Hellström-Westas (Uppsala, SE)
N. Marlow (London, GB)
O. Saugstad (Oslo, NO)
R. Meyer (Köln, DE)
A. Plum (Köln, DE)
C. Steins-Rang (Köln, DE)
A. Munk (Köln, DE)
G. Weiss (Köln, DE)
C. Engel (Tübingen, DE)
P. Bartmann (Bonn, DE)
Hintergrund:
Therapeutische Hypothermie (TH) ist die einzige evidenzbasierte neuroprotektive Therapieoption bei hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie (HIE) und sollte möglichst rasch nach Geburt begonnen werden. Betroffene Kinder müssen daher sicher und frühzeitig identifiziert werden. Die gegenwärtig verfügbaren klinischen Instrumente sind hierfür unzureichend.
Fragestellung:
Diese sekundäre Datenanalyse der BANON (Biomarkers and Neurological Outcome in Neonates) Studie beschreibt die Entwicklung bis zum Alter von 2-4 Jahren bei Kindern, die nach moderater oder schwerer Azidose nicht mit TH behandelt wurden.
Methodik:
BANON ist eine prospektive, multizentrische Beobachtungsstudie an 13 Uniklinika in Deutschland (n=11) und der Türkei (n=2) mit dem Ziel, metabolomische Biomarker für HIE zu identifizieren. Eingeschlossen wurden Neugeborene mit einem Gestationsalter ≥ 36 SSW und perinataler Azidose (pH < 7,10) oder postnataler Reanimation. Im Alter von 2-4 Jahren wurde die Entwicklung mittels Bayley-III-Test (Pearson) und „Ages and Stages Questionnaire 3 (ASQ3)“ (Brookes Publishing Co.) erhoben.
Ergebnisse:
Von n=553 in BANON eingeschlossenen Neugeborenen waren n=73 wegen moderater oder schwerer HIE mit TH behandelt worden. Von den n=480 nicht mit TH behandelten Kindern konnten n=366 nachuntersucht werden. Ein Kind hatte eine HIE-unabhängige Entwicklungsstörung und bei 2 Kindern konnte die Entwicklung wegen unvollständiger Follow-up-Daten nicht sicher klassifiziert werden.
Im Alter von 2-4 Jahren zeigten sich folgende Ergebnisse der Nachuntersuchung: n=283 „normal entwickelt“, n=62 „suspekt“ und n=18 „(wahrscheinlich aufgrund der HIE) beeinträchtigt“ (davon 2 Kinder mit Zerebralparese (CP) und ein Kind mit CP und Krampfanfällen). Von den Kindern mit normaler, suspekter oder beeinträchtigter Entwicklung hatten 3/283, 14/62 and 18/18 abnormale neurologische Untersuchungsergebnisse, abnormale Bayley III Skalenwerte ( < 70) oder (falls kein Bayley Ergebnis vorlag) ASQ3-Scores unterhalb der Norm.
Die neonatalen Charakteristika der Kinder aller 3 Entwicklungskategorien waren sehr ähnlich: 52%, 53% bzw. 50% der Kinder hatten ein akutes Ereignis, das zur Asphyxie führte. Der niedrigste pH betrug (Median (Min.-Max.)) 7,06 (6,82-7,35), 7,08 (6,86-7,38) bzw. 7,07 (6,95-7,35), der maximale Laktatwert 8,9 (1,1-16,6), 8,6 (1,9-15,0) bzw. 7,2 (5,5-14,3) mmol/l und der höchste Thompson Score 0 (0-8), 0 (0-7) bzw. 0 (0-7).
Schlussfolgerung:
Von den aufgrund moderater oder schwerer perinataler Azidose oder Notwendigkeit zur Reanimation rekrutierten Neugeborenen, die nicht mit TH behandelt wurden, zeigten 5% eine ungünstige und 17% eine suspekte Entwicklung. Die frühe postnatale Identifikation dieser Kinder könnte neuroprotektive Interventionen ermöglichen und damit helfen, deren Entwicklung zu verbessern.