Autor:innen:
K. Ruf (Würzburg, DE)
A. Humberg (Lübeck, DE)
K. Hanke (Lübeck, DE)
K. Mehler (Köln, DE)
U. Weller (Bielefeld, DE)
S. Kunzmann (Frankfurt am Main, DE)
U. Thome (Leipzig, DE)
K. Glaser (Leipzig, DE)
E. Frieauff (Würzburg, DE)
C. Wieg (Aschaffenburg, DE)
S. Schmidtke (Hamburg, DE)
F. Dohle (Paderborn, DE)
A. Kribs (Köln, DE)
E. Herting (Lübeck, DE)
W. Göpel (Lübeck, DE)
C. Härtel (Würzburg, DE)
Ein weniger invasives Beatmungskonzept einschließlich Surfactantgabe via LISA-Verfahren begünstigt das Outcome bei Frühgeborenen < 29 Schwangerschaftswochen (SSW). Für eine zukünftig möglichst individualisierte Versorgung ist die Identifikation von Risikofaktoren für ein „LISA-Versagen“, d.h. die Notwendigkeit der invasiven Beatmung innerhalb der ersten 72 Lebensstunden, sehr bedeutsam.
Im GNN-Datensatz untersuchten wir retrospektiv LISA-behandelte Frühgeborene mit einem Schwangerschaftsalter < 29 SSW bezüglich „invasiver Beatmung < 72 Lebensstunden“ als abhängige Variable. In multivariaten Regressionsmodellen wurden Geburtsgründe, klinische Einflussgrößen und publizierte Risikofaktoren für „LISA-Versagen“, wie z.B. Aufnahmetemperatur und frühe Sepsis, berücksichtigt (1).
5425 Frühgeborene (MW+/-SD, Gestationsalter 26,6 +/-1.5 SSW; Geburtsgewicht 862g+/-237g) wurden in die Auswertung einbezogen, von denen 2953 (54%) innerhalb der ersten 72 Lebensstunden beatmet wurden. In der Regressionsanalyse zeigten sich folgende relevante Einflussgrößen (Tab. 1).
Tabelle 1: Multivariates logistisches Regressionsmodell mit „Beatmung < 72h“ als abhängige Variable bei LISA-behandelten Frühgeborenen < 29 SSW (n=5425)
Variable OR CI (95%)
Risikoreduktion
Gestationsalter 0,61 0,58 – 0,64
Weibliches Geschlecht 0,62 0,55 – 0,70
Geburt aus Amnioninfektionssyndrom 0,72 0,62 – 0,83
Minimaler MAD am 1. Lebenstag, pro mmHg 0,97 0,96 – 0,99
Apgar im Alter von 10 Lebensminuten, pro Punkt 0,78 0,72 – 0,84
Geburt nach Publikation der NINSAPP-Ergebnisse 0,85 0,75-0,98
Risikoerhöhung
Katecholaminbedarf am 1. Lebenstag 2,11 1,68 – 2,65
Klinische Early-onset Sepsis < 72 Lebensstunden 2,52 2,20 – 2,89
Sauerstoffbedarf FiO2 0,31-0,59 vs. Ref. FiO2 0,21-0,3 1,53 1,33 – 1,76
Sauerstoffbedarf FiO2 0,6-1,0 vs. Ref. FiO2 0,21-0,3 3,05 2,56 – 3,63
SGA (10.P.) 2,03 1,64 – 2,50
Mehrlinge 1,27 1,11 – 1,45
Präeklampsie 1,64 1,28 – 2,10
Signifikanzniveau für alle Variablen p ˂ 0,05.
In einer schrittweisen Regression konnten zuvor Inborn-Status, Lungenreifebehandlung, Aufnahmetemperatur, Nabelarterien-pH sowie weitere Geburtsgründe als nicht-signifikant ausgeschlossen werden.
Als Geburtsgrund war Prä-Eklampsie mit einer Risikoerhöhung für LISA-Versagen assoziiert. Neben Gestationsalter können zusätzliche Suszeptibilitätsfaktoren wie arterielle Hypotension, frühe Sepsis oder SGA-Status für die klinische Einschätzung bedeutsam sein, ob ein Frühgeborenes vom weniger invasiven Beatmungskonzept inkl. LISA profitiert und zu welchem Zeitpunkt eine invasive Beatmung erforderlich ist. Zudem ist eine geringere sekundäre Intubationsrate mit zunehmender Erfahrung in der LISA-Methode bzw. höheren Behandlungsraten seit der NINSAPP-Publikation (2) zu verzeichnen. In einer aktuellen Untersuchung analysieren wir die kindsspezifischen Gründe für die sekundäre Intubation nach LISA inkl. Modalitäten der Atemunterstützung und möglicher Zentrumsfaktoren im Rahmen eines zusätzlichen on-site-Monitorings.