Autor:innen:
A. Dammert (München, DE)
S. Wecker (München, DE)
K. Ackermann (München, DE)
S. Brodkorb (München, DE)
P. Ewert (München, DE)
M. Krüger (München, DE)
R. Oberhoffer (München, DE)
C. Scholz (München, DE)
K. Tschositsch (München, DE)
C. Brickmann (München, DE)
Hintergrund: Die strukturellen Gegebenheiten der Geburtskliniken, in denen Neonaten mit komplexen Herzfehlern geboren und versorgt werden, sind sehr unterschiedlich. Das Perinatalzentrum der München Klinik Harlaching stellt ein Modell dar, welches die prä- und postnatale Betreuung entsprechender Neonaten in Kooperation mit dem Deutschen Herzzentrum München gewährleistet. Die Studienlage zu Neonaten mit komplexen Herzvitien, die geplant in einer Geburtsklinik geboren und neonatologisch betreut werden, ist limitiert [1].
Fragestellung: Ziel der vorliegenden Studie ist die Analyse der Mortalität und Morbidität von Neonaten mit kritischen Herzvitien, die außerhalb eines kinderkardiologischen Zentrums mit entsprechender Rufbereitschaft geboren werden.
Material/Methoden: Retrospektive Single-Center Kohortenstudie aller Neonaten mit prä- oder postnatalem Verdacht auf ein kritisches Herzvitium der Jahre 2018 bis 2022, die bis zur Intervention oder Operation in unserem Perinatalzentrum mit kinderkardiologischem Schwerpunkt betreut wurden. Analyse der Mortalität, Morbidität und deskriptive Analyse der klinischen Parameter.
Ergebnisse: Auswertung von gesamt n=122 Neonaten. Pränatale Diagnose eines Herzvitiums bei n=115/122 Kindern (94.0%), pränatale Betreuung in domo bei n=106/121 Kindern (87.6%). Einteilung in die funktionellen Diagnosegruppen: Univentrikulär (Sonographische Diagnose pränatal (prä) n=30/115, 26.1%, Sonographische Diagnose postnatal (post) n=33/122, 27.1%), Linksobstruktion (prä n=29/115, 25.2%, post n=20/122, 16.4%), Transposition der großen Arterien (prä n=14/115, 12.2%, post n=13/122, 10.7%), Links-Rechts-Shunt (prä n=11/115, 9.6%, post n=14/122, 11.5%), Fallot’sche Tetralogie (prä n=10/115, 8.7%, post n=9/122, 7.4%), M. Ebstein (prä n=6/115, 5.2%, post n= 6/122, 4.9%), Heterotaxie (prä n=5/115, 4.3%, post n=1/122, 0.8%), Arrhythmie (prä n= 1/115, 0.9%, post n=1/122, 0.9%), Sonstige (prä n=9/115, 7.8%, post n=10/122, 8.2%). Abruptio bei n=5/122 (4.1%), intrauteriner Fruchttod bei n=1/122 (0.8%). Entbindungsmodus: Spontangeburt bei n=58/115 (51.0%) Kindern, Sectio bei n=57/115 (49.0%) Kindern. Postnatales Bonding bei n=60/113 (53.0%) Fällen. Initiale Aufnahme und Betreuung auf NICU bei n=100/116 (86.0%) Fällen, IMC n=6/116 (5.0%) Fällen, Wöchnerinnenstation n=10/116 (9.0%) Fällen. Versterben von n=11/107 (10.3%) Fällen, davon n=2/11 (18.2%) Fälle in domo palliativ verstorben, n=9/11 (81.8%) Fälle extern verstorben. Kein akut verstorbener Patient in domo.
Diskussion: Neonaten mit kritischen Herzvitien können außerhalb eines kinderkardiologischen Zentrums in einem Perinatalzentrum mit kinderkardiologischem Schwerpunkt betreut und stabilisiert werden, bis der optimale Zeitpunkt für eine Intervention erreicht ist. In diesem Setting ist eine Behandlung ohne erhöhte kardiale Mortalität erreichbar.