12:15 Uhr
P04 - 01:
Maternal diet influences human milk protein concentration and adipose tissue marker
A. Thajer (Vienna, AT)
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Autor:innen:
A. Thajer (Vienna, AT)
S. Baumgartner-Parzer (Vienna, AT)
L. Gard (Vienna, AT)
A. Berger (Vienna, AT)
C. Binder (Vienna, AT)
(1) Background: Adequate protein intake plays an essential role in growth and neurodevelopment, especially in preterm infants.
(2) Aim: We investigated the effects of maternal diet and body mass index (BMI) on human milk (HM) composition.
(3) Methods: HM samples were obtained from 136 lactating mothers (BMI: 18.0–36.7 kg/m2), of which 93% gave birth to preterm infants. Macronutrient content in HM was measured by mid-infrared transmission spectroscopy. Leptin and adiponectin were analyzed using appropriate ELISAs. Maternal diet was determined by 24-h recall.
(4) Results: Significant positive associations were found between protein, fat, carbohydrate and energy intake, and levels of corresponding macronutrients in HM, especially in protein concentrations (p < 0.001). An increased protein intake was positively correlated with adiponectin (p < 0.001) and leptin (p = 0.035) in HM. Maternal BMI was positively associated with a higher protein level in HM (p < 0.05), as well as with a higher dietary protein intake (p < 0.05).
(5) Conclusions: Knowledge of maternal diet and BMI impacting HM composition is essential to optimize the feeding of newborn infants. This is especially relevant in the nutritional management of preterm infants; it can be utilized in approaches to improve growth rates and the appropriate development of infants and to prevent obesity.
12:21 Uhr
P04 - 02:
Human milk processing and its effect on protein and leptin concentrations
A. Thajer (Vienna, AT)
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Autor:innen:
A. Thajer (Vienna, AT)
S. Baumgartner-Parzer (Vienna, AT)
L. Gard (Vienna, AT)
A. Berger (Vienna, AT)
C. Binder (Vienna, AT)
(1) Background: For the storage of human milk (HM), freezing, thawing, and/or pasteurization are routinely used in neonatal intensive care units.
(2) Aim: We aimed to analyze the effects of different HM processing types on the nutritional contents in HM, adipose tissue, and the neuroprotection markers leptin and adiponectin.
(3) Methods: HM samples from 136 mothers of preterm and term infants (gestational age 23 + 0 to 41 + 6) were collected and divided into four groups: (i) fresh HM, (ii) fresh pasteurized HM, (iii) thawed HM, and (iv) thawed pasteurized HM. The macronutrients were analyzed by mid-infrared transmission spectroscopy and the adiponectin and leptin were analyzed by high-sensitivity adiponectin and leptin enzyme-linked immunosorbent assay (ELISA).
(4) Results: No significant differences were observed in the protein, carbohydrate, or fat concentrations between the HM processing types. The leptin levels were significantly lower after pasteurization in comparison to HM without pasteurization (p < 0.001). The protein levels in extremely preterm HM were significantly lower compared to those in moderate/late preterm HM and term HM (p < 0.05).
(5) Conclusions: HM processing had an impact on leptin concentrations but no effect on the protein level. These data support the use of unpasteurized human milk for preterm infants' nutrition and normal brain development. The protein levels of the milk of mothers from preterm compared to full-term infants differed, underlining the importance of individualized target fortification.
12:27 Uhr
P04 - 03:
Mikrobiologische Kriterien für Humanmilch in Deutschland: Ein rechtsfreier Raum?
C. Schreiner (Bonn, DE)
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Autor:innen:
C. Schreiner (Bonn, DE)
N. Scholten (Köln, DE)
T. Dresbach (Bonn, DE)
A. Müller (Bonn, DE)
Hintergrund:
Entsprechend der WHO Empfehlung ist Muttermilch die beste Ernährung für Neugeborene. Als besonders vulnerable Gruppe sind es jedoch die Frühgeborenen, die in besonderem Maße von einer ausschließlichen Ernährung mit Humanmilch profitieren. Die Ernährung mit Muttermilch bzw., wenn diese nicht zur Verfügung steht, mit Spenderinnenmilch hat einen signifikanten Einfluss auf das Outcome von Frühgeborenen. Die rechtliche Qualifikation der Spenderinnenmilch wurde hierzulande bislang nicht festgelegt. Die Aufnahme der Humanmilch erfolgt primär zu Ernährungszwecken und stellt damit nach § 2 Abs. 2 LFGB i.V.m. Art. 2 Abs. 2 VO (EG) Nr. 178/2002 ein Lebensmittel - humaner Herkunft - dar. Daraus ergibt sich, gemäß der europäischen Lebensmittelhygieneverordnung (EG) 852/2004, für Kliniken, die Spenderinnenmilch verabreichen die Verpflichtung, ein Hazard Analysis and Critical Control Point (HACCP)-Konzept zu erstellen. Humanmilchbanken sind entsprechend des Lebensmittelrechts gesetzlich verpflichtet, Spenderinnenmilch-Proben mikrobiologisch zu untersuchen.
Fragestellung:
Für Humanmilch gibt es bislang keine gesetzlichen Vorgaben zur Frequenz und Art der mikrobiologischen Untersuchung. Daraus ergeben sich für die Kliniken prozessorale und rechtliche Unsicherheiten im Umgang mit Spenderinnenmilch.
Methoden:
Bei Sichtung und Bewertung der gesetzlichen Vorgaben für Säuglingsanfangsnahrung und Kuhmilch wurden diese im Rahmen des Neo-MILK-Projekts auf ihre Relevanz und Übertragbarkeit auf Spenderinnenmilch geprüft.
Ergebnisse und Diskussion:
Entsprechend der gesetzlichen Vorgaben muss Säuglingsnahrung steril sein. Nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand scheinen aber gerade das Mikrobiom und die bioaktiven Faktoren der Humanmilch einen signifikanten, günstigen Einfluss auf das Outcome der Frühgeborenen zu haben. Für Rohmilch bzw. Vorzugsmilch werden in der Verordnung EG 853/2004 bzw. in Anlage 9 der Tier-Lebensmittelhygieneverordnung mikrobiologische Kriterien definiert, wie z.B. die Testung auf Listerien. Die Anwendbarkeit dieser Verordnung auf das Medium Spenderinnenmilch insbesondere in Bezug auf Listerien scheint nach aktueller wissenschaftlicher Evidenz nicht gegeben. Umfangreiche Analysen des Humanmilch-Mikrobioms konnten in verschiedenen Kollektiven aus westlichen Industrienationen bisher nie Listerien in diesem Medium nachweisen.
Schlussfolgerung:
Die gesetzlichen Vorgaben für Säuglingsanfangsnahrung wie auch diejenigen für Roh- bzw. Vorzugsmilch sind nicht auf Spenderinnenmilch übertragbar. Augrund der besonderen, gerade für Frühgeborene wichtigen Eigenschaften der Humanmilch sind spezifische evidenzbasierte gesetzliche Vorgaben für Spenderinnenmilch erforderlich. Diese spezifische Gesetzgebung ist auch eine notwendige Voraussetzung, um Rechtssicherheit für Humanmilchbanken zu schaffen, so dass hier seitens des Gesetzgebers dringender Handlungsbedarf besteht.
12:33 Uhr
P04 - 04:
Autoantikörper in der Muttermilch – Stillen als Chance oder Risiko?
A. Longardt (Kiel, DE)
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Autor:innen:
A. Longardt (Kiel, DE)
N. Japaridze (Kiel, DE)
M. Schrappe (Kiel, DE)
U. Pecks (Kiel, DE)
U. Geisen (Kiel, DE)
B. Hoyer (Kiel, DE)
Die optimale Ernährung von Früh- und Neugeborenen ist Muttermilch (6). Muttermilch enthält unter anderem immunologische Faktoren, die die Abwehrfunktion der Schleimhäute unterstützen, das Immunsystem positiv beeinflussen und das Infektionsrisiko für Neonaten senkt (5, 6).
Bei Schwangeren mit Nachweis von Autoantikörpern, z.B. Ro/SS-A- oder La/SS-B-Antikörper (Ak) oder Autoantikörper gegen Thrombozyten, kann bereits intrauterin eine Transmission an den Feten erfolgen (1, 2, 4). In der Folge kann es bei Ro/SS-A- oder La/SS-B-Ak zu einem neonatalen Lupus (NLE) mit z.B. fetalem atrioventrikulären Block oder dermatologischen Manifestationen kommen (1, 2). Bei Transmission von thrombozytären Autoantikörpern kann eine fetale Thrombopenie auftreten (4).
Neben dem Nachweis der Autoantikörper im Serum der Schwangeren, können diese bei einem Teil auch in der Muttermilch nachgewiesen werden (2, 4). Eine Transmission der Autoantikörper im Rahmen der Ernährung mit Muttermilch ist möglich. Dies führt zu der Frage, ob in solchen Fällen eine Muttermilchernährung für den Neonaten sicher ist oder ein Risiko darstellt.
Anhand von 3 Fällen berichten wir über die Unsicherheit und Überlegungen im Rahmen der Muttermilchernährung dieser Kinder im Kontext der Klinik des Kindes und der mütterlichen Erkrankung durch Autoantikörper.
Wir berichten von einem sehr unreifen Frühgeborenen (23 4/7 Schwangerschaftswochen, 430g Geburtsgewicht) mit NLE und Nachweis der entsprechenden Autoantikörper sowohl im Serum als auch in der Muttermilch. Bei dem zweiten Fall handelt es sich um das Neugenborene einer Mutter mit Nachweis von Autoantikörpern sowohl im Serum als auch in der Muttermilch, welches bis zur U2 keine eigene Klinik zeigte. Der 3. Fall ist ein Neugeborenes mit schwerer und anhaltender Thrombopenie bei mütterlicher Immunthrombopenie (ITP).
Alle 3 Fälle wurden mit Muttermilch ernährt. Bei dem 3. Fall erfolgte eine Stillpause bei sehr niedrigen Thrombozyten in der Neonatalperiode; im Anschluss wurde die Ernährung mit Muttermilch fortgesetzt.
Mütter mit eigener Autoimmunerkrankung oder Nachweis von Autoantikörpern ohne eigene Klinik, die ihre Neugeborenen mit ihrer Muttermilch ernähren möchten, stehen häufig vor der Frage, ob sie dadurch ihren Kindern Schaden zufügen. Die Literatur zu dieser Problematik zeigt, dass in den meisten Fällen das Stillen nicht zu einer Agravierung der Klinik geführt hat (1,2,4). Eine wesentliche gastrointestinale Aufnahme der Autoantikörpern ist in den meisten Fällen unwahrscheinlich (1, 2, 4) – bei sehr unreifen Frühgeborenen kann aufgrund der Unreife des Darms die Resorption erhöht sein (2, 3).
Die Ernährung von Früh- und Neugeborenen, auch bei Nachweis von maternalen Autoantikörpern, sollte wenn von der Mutter gewünscht mit Muttermilch erfolgen. Stillpausen sollten die absolute Ausnahme sein. Das Risiko für das Kind ist, gerade im Kontext des Benefits einer Muttermilchernährung, in den meisten dieser Fälle vernachlässigbar.
12:39 Uhr
P04 - 05:
Auswirkungen des Geburtsmodus und klinischer Interventionen auf die Milchmenge von Müttern von Frühgeborenen am Tag 14 p.p.
N. Scholten (Köln, DE)
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Autor:innen:
N. Scholten (Köln, DE)
I. Schwab (Köln, DE)
T. Ohnhäuser (Köln, DE)
M. Okumu (Köln, DE)
T. Dresbach (Bonn, DE)
Hintergrund: Als entscheidender Prädiktor für die Wahrscheinlichkeit, dass ein Frühgeborenes mit Muttermilch von der NICU entlassen wird, gilt eine Milchmenge von mindestens 500 ml/d am 14 Tage p.p. [1]. Als entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Initiierung der Laktation gilt das frühzeitige und regelmäßige Entleeren der Brust durch Abpumpen / manuelle Entleerung [2]. Der Geburtsmodus, wie auch die damit verbundene Narkoseart, kann einen Einfluss auf den Zeitpunkt des ersten Abpumpens haben und somit die Initiierung der Laktation verzögern. Massive Blutverluste und hierdurch die notwendige Gabe von Bluttransfusionen, sowie die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Versorgung der Mutter postpartal können darüber hinaus die Laktation beeinflussen.
Fragestellung: Welche geburtshilflichen Interventionen und Komplikationen wirken sich signifikant auf die Milchmenge am Tag 14 p.p. aus?
Methoden: Die Analysen basieren auf einer schriftlichen Befragung von Müttern frühgeborener Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm und einem Alter von 6 – 24 Monaten zum Zeitpunkt der Befragung. Schwerpunkt der Befragung, die zwischen Juni und August 2021 durchgeführt wurde, war das Thema Still- und Laktationsförderung auf der NICU. Zur Teilnahme eingeladen wurden Mütter über vier kooperierende Krankenkassen. Aus Sicht der Mütter erhoben wurde die Milchmenge am Tag 14 p.p. kategorial (< 300ml/d, 300-500 ml/d, 501-700 ml/d, 700-800 ml/d/, > 800 ml/d), der Geburtsmodus, die Narkoseart, Bluttransfusionen, ICU-Aufenthalt, wie auch der Zeitpunkt des ersten Abpumpens und die Abpumpfrequenz in den ersten 3 Tagen p.p.
Ergebnisse: Ausgewertet werden konnten die Angaben von 533 Müttern. Fast 90 % der befragten Mütter geben an, eine Sectio gehabt zu haben, 62 % davon unter PDA. Eine Bluttransfusion geben 3 % und einen Aufenthalt auf der Intensivstation geben 9 % an. Eine Milchmenge von über 500ml/d am Tag 14 p.p. haben 38% der Mütter erreicht. Im Gruppenvergleich haben Mütter, die eine Bluttransfusion erhalten haben, signifikant häufiger Milchmengen von mehr als 500 ml/d am Tag 14 p.p (Chi2, p = 0.039). Hinsichtlich Intensivaufenthalt und Narkose sind keine signifikanten Unterschiede vorhanden. Auch im multivariaten Modell, unter Kontrolle des Zeitpunktes des ersten Abpumpens und der Abpumpfrequenz in den ersten 3 Tagen p.p., bleibt der positive Effekt der Bluttransfusion bestehen. Narkoseart und Intensivaufenthalt haben jedoch auch hier keinen signifikanten Einfluss darauf, ob die Milchmenge von > 500 ml/d erreicht wurde.
Diskussion: Chessman et al. konnten zeigen, dass Mütter (von Reifgeborenen), die eine Bluttransfusion erhalten hatten, signifikant seltener ihr Kind bei Entlassung aus dem Krankenhaus gestillt haben [3]. Unsere Analysen deuten darauf hin, dass bei Müttern von Frühgeborenen andere Faktoren relevant sind, so dass bei diesen die Laktation hierdurch nicht beeinträchtigt wird.
12:45 Uhr
P04 - 06:
Strukturen der Stillförderung auf neonatologischen Intensivstationen (NICU) – Status Quo aus Sicht der ärztlichen Leitungen
I. Schwab (Köln, DE)
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Autor:innen:
I. Schwab (Köln, DE)
T. Dresbach (Bonn, DE)
T. Ohnhäuser (Köln, DE)
N. Scholten (Köln, DE)
Hintergrund: Mütter von frühgeborenen Kindern benötigen professionelle Unterstützung und Anleitung, um die Laktation frühzeitig anzuregen (1). Um diese Unterstützung bei der Laktation sowie Zugang zu Informationen zu ermöglichen, sollte das Personal auf neonatologischen Intensivstationen einheitliche Inhalte vermitteln können. Diese können durch Schulungen zur Still- und Laktationsförderung für die Mitarbeitenden definiert und gefestigt werden. Studien konnten bereits die positiven Effekte einer strukturierten Still- und Laktationsförderung für die Initiierung der Laktation und die Stilldauer zeigen (2, 3). Unklar ist, in welchem Rahmen die Mitarbeitenden auf neonatologischen Intensivstationen in Deutschland derzeit in der Still- und Laktationsförderung geschult werden. Fragestellung: Unter welchen Rahmenbedingungen finden aktuell interne Schulungen von Mitarbeitenden zur Still- und Laktationsförderung auf neonatologischen Intensivstationen statt? Material und Methoden: Im Rahmen der Neo-MILK-Studie wurde von November 2021 bis Februar 2022 eine schriftliche Befragung aller ärztlicher Leitungen von NICUs in Deutschland durchgeführt. Erhoben wurden sowohl persönliche Einstellungen zur Ernährung von Frühgeborenen als auch Strukturen der Stillförderung auf der Station. Ergebnisse: Teilgenommen haben 158 ärztliche Leitungen (Rücklauf: 76%). Über 60% der ärztlichen Leitungen gaben an, interne Schulungen zur Stillförderung anzubieten. Die Dauer der Schulungen variiert von einer bis zu 25 Stunden, wobei die Schulungen bei der Hälfte der Stationen (51%) ein bis vier Stunden umfassen. Die Häufigkeit von Schulungen reicht von ein- bis 12-mal im Jahr, bei der Hälfte der Stationen (54%) werden die Schulungen maximal dreimal im Jahr angeboten. Obwohl 78% bereit wären, Personal freizustellen, trifft dies zum jetzigen Zeitpunkt nur bei 5% der Kliniken zu. In 67% der Kliniken ist die Teilnahme an der internen Schulung nicht verpflichtend. Schlussfolgerung: Interne Schulungen zur Stillförderung werden zwar in mehr als der Hälfte der Kliniken angeboten, allerdings wird Personal hierfür zum jetzigen Zeitpunkt kaum freigestellt und die Schulungen sind oftmals nicht verpflichtend. Unsere Daten deuten außerdem darauf hin, dass die internen Schulungen zur Still- und Laktationsförderung meist einen geringen Umfang haben und selten durchgeführt werden. Um eine effektive Still- und Laktationsförderung auf deutschen neonatologischen Intensivstationen zu erreichen, besteht somit aktuell noch Bedarf nach umfangreicheren und flächendeckenden Strukturen.
12:51 Uhr
P04 - 07:
Einblick in Real-Life Daten zum Abpumpverhalten und zur Milchmenge von Müttern frühgeborener Kinder
N. Scholten (Köln, DE)
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Autor:innen:
N. Scholten (Köln, DE)
L. Mause (Köln, DE)
J. Hoffmann (Köln, DE)
A. Reimer (Köln, DE)
T. Dresbach (Bonn, DE)
Hintergrund: Die Milch der eigenen Mutter ist die beste Ernährung für frühgeborene Kinder. Als kritischer Schwellenwert gilt dabei eine abgepumpte Muttermilchmenge von 500 ml/24h am Tag 14 post partum (p.p.)(1). Für die erfolgreiche Initiierung der Laktation essentiell ist regelmäßiges Abpumpen, wobei mindesten 8 Abpumpvorgänge pro Tag durchgeführt werden sollten (2). Empfohlen wird vor dem Kind abzupumpen, oder wenn dies nicht möglich ist ein Bild oder ein Video des Kindes beim Abpumpen anzusehen, um die Produktion von Oxytocin anzuregen. Fragestellung: Untersucht wurde anhand von Real-Life Daten das Abpumpverhalten, wie auch die Milchmenge in Abhängigkeit der Rahmenbedingungen des Abpumpens (vor dem Kind, mit Foto und vor einem Live-Stream des Kindes, ohne). Methoden: Die Daten stammen aus den Abpumptagebüchern, die von Müttern frühgeborener Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm im Rahmen der Neo-CamCare Studie ausgefüllt worden sind. In dieser Studie zur Evaluation des Effektes von Webcams auf neonatologischen Intensivstationen ist auch der Einfluss der Nutzung von Webcams auf die Muttermilchmenge erhoben worden. Der Dokumentationszeitraum der Mütter beläuft sich auf maximal 8 Wochen, d.h. 4 Wochen unter Nutzung der Webcam und 4 Wochen ohne. Die Mütter sind in 4 Kliniken rekrutiert worden. Ergebnisse: Ausgewertet werden konnten die Abpumptagebücher von 75 Müttern, mit insgesamt mehr als 2.964 dokumentierten Abpumptagen und mehr als 15.000 dokumentierten Abpumpvorgängen. Abgepumpt wurde: in Anwesenheit des Kindes (29%), mit einem Foto (8 %) und vor dem Live Stream des Kindes über die Webcam (16%). Für den Tag 14 p.p. liegen die Angaben von 52 Müttern vor, wobei die Milchmenge hier im Durchschnitt bei 460 ml liegt (10-1245, SD: 264) und durchschnittlich 5,4 Abpumpvorgänge dokumentiert wurden. Somit erreichten insgesamt 42 % 500 ml am Tag 14 p.p. Die ideale Abpumpfrequenz von mindestens 8 Mal am Tag wurde nur von 18 % der Mütter am Tag 14 dokumentiert. Im multivariaten Regressionsmodell zeigt sich eine positive Assoziation zwischen Abpumpen mit Live-Stream des Kindes und der Milchmenge (Referenzkategorie: ohne), auch unter Kontrolle der Anzahl der Abpumpvorgänge pro Tag und dem Tag p.p. Die Anzahl der Abpumpvorgänge pro Tag korreliert signifikant mit der abgepumpten Milchmenge/24h, wobei eine höhere Anzahl an Abpumpvorgängen pro Tag mit einer signifikant höheren Milchmenge einhergeht. Die grafische Analyse zeigt besonders bei einer Abpumpfrequenz von unter 8 Mal pro Tag die Relevanz der Milchmenge am Tag 14 p.p., da ab diesem Zeitpunkt kaum noch eine Steigerung der Milchmenge zu verzeichnen ist, bzw. die Kurve hier deutlich flacher verläuft. Diskussion: Gezeigt werden konnte die Relevanz der Abpumpbedingungen, aber auch der Abpumpfrequenz auf die Milchmenge. Hier dargestellt werden prospektive Real-Life Daten zur Laktation aus einer Studie ohne kommuniziertem Fokus auf die Milchgewinnung und somit hierdurch weniger beeinflusst.
12:57 Uhr
P04 - 08:
Laktationsförderung mit der NeoMILK App: partizipative Entwicklung und Evaluation einer App zur Unterstützung von Müttern von frühgeborenen Kindern beim Abpumpen von Muttermilch
N. Scholten (Köln, DE)
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Autor:innen:
N. Scholten (Köln, DE)
R. Wullenkord (Bielefeld, DE)
K. Schmitz (Mainz, DE)
P. Spille (Mainz, DE)
K. Zahr (Mainz, DE)
K. Matthias (Köln, DE)
T. Dresbach (Bonn, DE)
Hintergrund: Eine an die individuellen Bedürfnisse der Eltern angepasste Laktationsförderung ist essenziell, wenn eine möglichst große Anzahl Frühgeborener mit Muttermilch ernährt werden soll (1). Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei geschulte Mitarbeiter*innen ein, welche die Mütter idealerweise bereits vor der Geburt aufklären, mit Informationen versorgen und nach der Geburt praktisch beraten und anleiten. (2). Aufgrund von Personal- und Zeitmangel oder auch Sprachbarrieren ist diese persönliche Beratung nicht immer im angestrebten Ausmaß leistbar, weshalb das zusätzliche Angebot technischer Lösungen ein weiterer möglicher Ansatz ist, um Mütter zu informieren und zu unterstützen und gleichzeitig Pflegekräfte zu entlasten. Im Rahmen der Neo-MILK Studie ist eine Web-App zur Still- und Laktationsförderung für Mütter von Frühgeborenen durch ein interdisziplinäres Team und partizipativ mit der Unterstützung von betroffenen Müttern entwickelt worden, sodass sie unmittelbar auf die Wünsche der Nutzer:innen angepasst ist.
Fragestellung: Hier soll die auf den Bedürfnissen und Präferenzen betroffener Mütter basierende Entwicklung der App genauer dargestellt werden. Gleichzeitig werden die ersten Ergebnisse der Implementierung der App in die Praxis berichtet.
Material/Methoden: Der Entwicklung der App liegt eine anonyme Online-Befragung von Müttern von Frühgeborenen (N = 565) zugrunde. Diese wurden strukturiert hinsichtlich ihrer Wünsche und Bedürfnisse an eine App zur Unterstützung beim Abpumpen befragt und konnten konkrete Angaben zu ihren Präferenzen bezüglich der Umsetzung verschiedener Funktionen machen. Interdisziplinär ist eine App entstanden, die sowohl die ermittelten Wünsche und Bedürfnisse der Mütter integriert als auch Informationen auf einem hohen evidzenzbasierten Standard enthält. Der zunächst entwickelte Prototyp der Web-App ist einem Pre-Test mit betroffenen Müttern (n = 11) unterzogen worden. Die Evaluation der Implementierung erfolgt mit Hilfe von Daten zur Nutzung der App.
Ergebnisse: Entsprechend der Wünsche der befragten Mütter (n = 565) sind unter anderem die folgenden Funktionen in die Web-App integriert worden: Dokumentation der Muttermilchmenge (gewünscht von 67,6 %), Abpumperinnerungen (gewünscht von 60,2 %), Gewichtskurve des Kindes (gewünscht von 58,6 %) und weitergehende Informationen über Stillen und Abpumpen (gewünscht von 63,4 %) sowie über mögliche Probleme beim Stillen und Abpumpen (gewünscht von 69,7 %). Im ersten Monat nach Onlinestellung der App (6. Nov.- bis 6. Dez. 2022) sind circa 1.000 Besuche beziehungsweise App-Öffnungen verzeichnet worden. Es wurden 69 Nutzungsprofile mit insgesamt 519 angelegten Abpumpvorgängen erstellt. Die Tagebuchfunktion (32 angelegte Kinder) ist bisher eher wenig genutzt worden.
Diskussion: Insgesamt zeigt sich bereits in den ersten 30 Tagen eine stetige Zunahme der App-Nutzung. Zum Kongress können aktuelle Nutzungsdaten vorgestellt werden.
13:03 Uhr
P04 - 09:
Determinanten der Stilldauer bei Müttern von Frühgeborenen mit sehr geringem Geburtsgewicht in Deutschland
K. Karacan (Köln, DE)
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Autor:innen:
K. Karacan (Köln, DE)
I. Schwab (Köln, DE)
T. Dresbach (Köln, DE)
T. Ohnhäuser (Köln, DE)
N. Scholten (Köln, DE)
Hintergrund: Die WHO empfiehlt die ausschließliche Ernährung von Frühgeborenen mit Muttermilch in den ersten sechs Lebensmonaten1. Besonders Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm (vlbw; very low birthweight) profitieren davon, obwohl gerade diese Mütter aufgrund der Notwendigkeit zum Abpumpen und den erschwerten Bedingungen in den ersten Wochen Schwierigkeiten haben, genügend Milch zu bilden. Eine sechsmonatige Stilldauer (Versorgung mit Muttermilch; abgepumpt und/oder gestillt) können insgesamt nur die wenigsten Mütter vorweisen2. Zu den relevanten Faktoren für einen vorzeitigen Stillabbruch, die in früheren Studien mit Müttern reifer Neugeborener ermittelt wurden, gehören eine geringe Muttermilchmenge und ein niedriger Bildungsstand3. Für den spezifischen Fall der vlbw Frühgeborenen in Deutschland besteht noch Forschungsbedarf.
Fragestellung: Welche sozialen, organisationalen und medizinischen Faktoren haben einen Einfluss auf die Stilldauer bei Müttern von vlbw Frühgeborenen?
Material und Methoden: Zwischen Juni und August 2021 wurden im Rahmen der "Neo-MILK"-Studie Mütter, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung in den letzten 6 bis 24 Monaten ein Frühgeborenes mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 g zur Welt gebracht hatten, retrospektiv zu Stillförderung, Stilldauer sowie zu den Begleitumständen befragt. Durchgeführt wurden deskriptive (Kaplan-Meier Überlebenszeitkurven), univariate (Log-Rank Test) und multivariate (Cox Proportional Hazard Regression) Analysen zur Identifikation relevanter Faktoren auf die Stilldauer. Angaben von 350 Müttern standen für die finale Analyse zur Verfügung.
Ergebnisse: Die Kaplan-Meier Analyse zeigt, dass kumulativ ca. 64,57% (n=226) der Mütter länger als 3 Monate und 36,57% (n=128) der Mütter länger als 6 Monate stillten bzw. abpumpten. Signifikante Prädiktoren für einen Abbruch vor Erreichen einer Stilldauer von 6 Monaten waren (1) ein niedriger Bildungsgrad der Mutter (kein Schulabschluss, Hauptschulabschluss & Realschulabschluss) sowie eine (von der Mutter rückblickend wahrgenommene) unzureichende Förderung der Ernährung mit Muttermilch durch (2) die Ärzte und (3) das Pflegepersonal auf der Station.
Diskussion und Schlussfolgerung: Ein Großteil der Mütter von vlbw Frühgeborenen bricht das Stillen bzw. Abpumpen noch vor Erreichen der empfohlenen 6-monatigen Stilldauer ab. Besonders Mütter mit einem niedrigeren Bildungsgrad sollten durch das Klinikpersonal über die Bedeutung der längerfristigen Ernährung des Säuglings mit Muttermilch aufgeklärt und zum Stillen sowie zum Abpumpen über die Zeit auf der Station hinaus ermutigt werden. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Förderung der Ernährung mit Muttermilch im Krankenhaus eine wichtige Rolle spielt. Um die Stilldauer bei Müttern von Frühgeborenen zu verbessern, ist eine strukturierte Still- und Laktationsförderung erforderlich, die sowohl vom medizinischen als auch vom pflegerischen Personal aktiv praktiziert wird.
13:09 Uhr
P04 - 10:
Knowledge and acceptability towards human donor milk among women attending at Haydom Lutheran Hospital, Tanzania. First Steps of establishing a Human Milk Banc in a rural hospital in Tanzania.
D. Mduma (Haydom, TZ)
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Autor:innen:
D. Mduma (Haydom, TZ)
T. Harbauer (Hamburg, DE)
Introduction: Breast milk is the golden standard of infant nutrition because it provides powerful nutritional and immunological protection and decreases mortality due to infection. The WHO recommends that babies who cannot receive breast milk from their biological mothers should receive human breast milk (donor milk) from a milk bank. Previous studies have shown that improving breast feeding behavior can save 820,000 lives annually and 87% of this group are infants under six months of age.
Objectives: The aim of this study is to assess the level of knowledge and practice towards human milk bank among women who attends at Haydom Lutheran Hospital, Manyara, Tanzania.
Methods. Cross-section study design. Data will be collected through semi-administered questionnaire and sample size will be 260 participants. Data collection will take place in Reproductive and child health care, Neonatal care unit and postnatal ward. Mothers above eighteen years of age, and who consent to participate will be included to the study. Data will be analyzed using SPSS version 20.
Discussion: It has been noted that newborns most susceptible to morbidity and mortality are those at greatest risk of not receiving the lifesaving benefits of breast milk. It is important to know the knowledge and practice towards human milk bank among women attendind at HLH so as to be able to establish our own human donor milk for the future to help babies who will need the breast milk but cannot receive it from their mothers.